Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Titel: Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
weiteres Geheimnis oder Teil des alten Geheimnisses und nichts, woran man sich halten konnte.
    Unvermittelt nahm sie durch das offene Fenster ein Geräusch wahr – leise Schritte unten auf den Steinplatten. Sie lehnte sich hinaus und blickte auf einen schmalen Gang, der unterhalb des Fensters von einem kleinen Hof in einen anderen führte. Eine Gestalt eilte vorbei, und sie kam ihr bekannt vor. Fidelma brauchte nur kurz, um den jungen Mann zu erkennen, und konnte einen Laut der Überraschung nicht unterdrücken.
    Der junge Mann hatte es gehört und schaute sich suchend um. Er blickte nach oben, und da sich ihre Augen begegneten, war er nicht minder überrascht.
    »Torna!«, keuchte sie.

K APITEL 18
    Als Fidelma und Eadulf den Empfangsraum betraten, begrüßte Gelgéis sie mit besorgter Miene. Spealáin, ihr Hofmeister, und Bischof Daig von Durlus standen abseits. Sie sahen ähnlich bedrückt aus. Ohne sich zu erheben, bedeutete Gelgéis ihnen, Platz zu nehmen. Dass sie völlig vergaß, der Schwester des Königs mit der nötigen Ehrerbietung zu begegnen, war nur ein Zeichen dafür, wie betroffen sie die Nachricht gemacht hatte, die man ihr soeben übermittelt hatte.
    »Eine schlimme Sache, fürwahr«, waren ihre ersten Worte.
    »Hast du es Dúnliath mitgeteilt?«, fragte Fidelma.
    »Ja, natürlich. Bischof Daig hat sich bemüht, ihr Trost zu spenden, aber sie hat sich auf ihr Zimmer zurückgezogen.«
    »Weiß auch Ailill Bescheid? Er ist der Befehlshaber von Dróns Leibgarde.«
    »Ja. Er trifft bereits Vorkehrungen.«
    »Was für Vorkehrungen?« Fidelma war überrascht.
    Gelgéis sah sie verwundert an. »Um den Leichnam nach Gabrán für die aire , die Totenwache, zu schaffen und sich um das Leichenbegängnis zu kümmern, wie es einem Lord von Gabrán gebührt.«
    »Soll das heißen, Ailill gedenkt Dróns Leichnam nicht hierzulassen, sondern nach Gabrán zu überführen?«
    »Das ist doch selbstverständlich«, erwiderte Gelgéis. »Sobald sich Dúnliath etwas gefasst hat, will sie nach Gabrán aufbrechen.«
    Üblicherweise hielt man für einen Adligen einen Tag und eine Nacht Totenwache, und die Bestattung fand dann zu Mitternacht des folgenden Tages statt. Fidelma aber wusste, dass man mehrere Tage brauchte, um nach Gabrán zu gelangen.
    »Dúnliath kann deine Festung nicht verlassen«, sagte sie mit ruhiger, aber fester Stimme.
    Gelgéis machte ein gleichermaßen verblüfftes und verärgertes Gesicht. »Wer hat hier das Sagen, was sie darf und was sie nicht darf?«, fragte sie empört. »Ich habe ihrer Bitte bereits entsprochen.«
    »Bei allem Respekt, Lady, die Entscheidung liegt nicht in deinen Händen. Jetzt entscheiden Recht und Gesetz.«
    »Recht und Gesetz? Darf ich dich daran erinnern, Lady, dass du dich nicht in einem Gerichtssaal deines Bruders befindest und folglich nicht einfach bestimmen kannst, was von Rechts wegen geht und was nicht? Wir sind in Durlus Éile, und ich habe meinen eigenen Brehon, der mich berät und leitet.«
    Fidelmas Augen verengten sich, für alle, die sie kannten, ein warnendes Zeichen. »Ich handle im Auftrag meines Bruders, des Königs von ganz Muman, und ich glaube, dies hier ist …«
    »Was du glaubst, kann mir egal sein, Fidelma. Mein eigener Brehon wird darüber entscheiden, wie nach Dróns Tod zu verfahren ist und wer wofür verantwortlich ist«, ließ Gelgéis sie abblitzen.
    Fidelma bewahrte Ruhe. »Dein eigener Anwalt? Wer ist das?«
    »Sein Name ist Brocc. Er ist sehr wohl imstande, die Dinge zu regeln.«
    »Ah ja, ich habe von ihm gehört. Soviel mir bekannt ist,hat er allerdings nur den Grad eines cli .« Gelgéis zog die Augenbrauen hoch. Sie ahnte, was Fidelma als Nächstes sagen würde, und benötigte etwas Zeit für eine passende Antwort.
    »Du hast vermutlich einen höheren Grad bei Gericht als er?«
    Fidelma setzte ein gezwungenes Lächeln auf. »Ich habe den Grad eines anruth , wie du sicher weißt.«
    Gelgéis zögerte abermals, gab sich dann aber geschlagen. »Du erhebst Anspruch, den Fall in deine Hände zu nehmen?«
    »Das tue ich, ja.«
    »Wir beugen uns deinen Anweisungen.« Und mit einem Blick zu ihrem Hofmeister und Bischof Daig fügte sie mit sarkastischem Unterton hinzu: »Fidelma von Cashel hat unsere Bereitschaft zur Mitwirkung.«
    Die beiden Männer sahen nicht gerade glücklich aus, sagten aber nichts.
    Fidelma würdigte sie keines Blickes. »Meine erste Anweisung lautet: Dúnliath und ihr Gefolge haben in Durlus zu bleiben, bis meine

Weitere Kostenlose Bücher