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Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Titel: Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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nachdrücklicher. Da wieder niemand antwortete, ergriff er den Türring und drehte ihn. Er ließ sich leicht bewegen, und im nächsten Moment standen sie auf der Türschwelle und schauten in den Raum. Durch ein hohes Fenster fiel reichlich Licht hinein.
    Unmittelbar unter dem Fenster auf der Erde sahen sie Drón liegen. Er lag auf dem Rücken, schwamm in Blut, und Blut quoll ihm auch seitlich aus dem Mund. Er hustete leicht. Zwar war keine Waffe zu sehen, aber es bestand kein Zweifel daran, dass man ihm mehrfach unterhalbdes Brustbeins in die Brust gestochen hatte. Fidelma trat einen Schritt zur Seite, um Eadulf näher heranzulassen, der sich zu dem Mann herabbeugte. Ein flüchtiger Blick genügte. Eadulf blickte zu Fidelma hoch und schüttelte den Kopf.
    »Er lebt noch, aber …« Seine Körperbewegung sagte alles.
    Fidelma bückte sich zu dem Sterbenden. Seine Augen waren weit geöffnet, starrten jedoch ins Leere.
    »Drón, wer hat dir das angetan?«
    Die fahlen Augen waren bemüht, etwas zu erfassen, aber es wollte nicht gelingen. Zwischen Husten und Erstickungswürgen versuchte er, Wörter zu formulieren.
    »Zu … zu spät«, brachte er unter großer Anstrengung heraus. Und dann: »Ét… Étain …«
    Einer Fontäne gleich sprudelte das Blut aus dem Mund, ein letztes Röcheln und Aufbäumen des Körpers. Dann lag er still.
    »Könnte es Sillán gewesen sein, der vor uns hier war?«, fragte Eadulf ergrimmt. »Tötet Drón und versucht dann, dich umzubringen.«
    Fidelma antwortete nicht sofort. Sie richtete sich auf, ging zur Tür und schloss sie. Dann ging sie zurück zum Fenster und warf einen prüfenden Blick hinaus.
    »Sillán kann zwar zum Tor gekommen sein und die Nachricht hinterlassen haben, ist dann aber gegangen, um mich jenseits des Flusses aus dem Hinterhalt zu überfallen. Der Mord hier ist erst vor wenigen Augenblicken geschehen. So schnell aber kann Sillán schwerlich über den Fluss gesetzt sein. Diesen Mord hat eine andere Hand verübt.«
    »Trotzdem, ein merkwürdiges Zusammentreffen der Ereignisse«,meinte Eadulf. »Auf jeden Fall müssen wir sofort Spealáin, den Hofmeister, informieren.«
    Fidelma zögerte. »Hast du Dróns letzte Worte gehört?«
    »Ja. ›Étain‹ brachte er heraus. Hieß nicht so eine seiner Frauen?«
    »Stimmt«, sagte sie nachdenklich.
    »Können seine letzten Gedanken ihr gegolten haben?«
    »Schon möglich.«
    »Zumindest wissen wir, dass nicht sie ihn umgebracht hat«, fügte Eadulf in einem Anflug von schwarzem Humor hinzu.
    Fidelma sah sich prüfend im Raum um. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass sich Drón zur Wehr gesetzt hatte, ehe er den tödlichen Hieb erfuhr. Alles war sauber und ordentlich, selbst Dróns Bett war unberührt.
    »Geh und suche den Hofmeister«, sagte sie schließlich. »Ich schau mich hier noch mal um, ob ich irgendein Indiz finde. Fest steht jedenfalls, dass der Mörder durch die Tür gekommen ist. Ein Einstieg durchs Fenster verbietet sich, dafür liegt es zu hoch. Ach, und ehe wir es vergessen, Eadulf, sag dem Hofmeister, er möchte Gelgéis bitten, die Nachricht Dróns Tochter beizubringen. Möglicherweise ist auch ihr Leben bedroht. Spealáin soll für die Sicherheit von Dúnliath sorgen.«
    »Falls Gelgéis und ihr ganzer Haushalt nicht mit in die Geschichte verwickelt sind«, gab Eadulf zu bedenken. »Können wir denn hier überhaupt einem trauen?«
    Fidelma sah ihn ernst an. »Du erinnerst mich zu Recht daran. Ich bin überzeugt, dass wir viele Antworten auf unsere Fragen hier und nicht woanders finden.«
    »Hier und nicht in Liath Mór?«, fragte Eadulf verwundert.
    »Hier«, wiederholte sie mit Nachdruck. »Such du den Hofmeister, ich bleib noch hier, vielleicht finde ich etwas, das uns weiterhilft.«
    Eadulf eilte davon.
    Fidelma betrachtete den Leichnam eingehender. Das Einzige, was sich eindeutig sagen ließ, war, dass Drón seinem Mörder gegenübergestanden haben musste, als er erstochen wurde. Sein Dolch steckte noch in der Scheide, und andere Waffen hatte er nicht bei sich oder in Griffweite. Sein Schwert stand in der anderen Ecke am Bett. Sie ging hinüber, um es näher in Augenschein zu nehmen. Offensichtlich hatte er es beim Betreten des Raumes dort abgestellt. Er musste also seinen Mörder ohne jeden Argwohn in den Raum gelassen haben und selbst völlig überrascht worden sein von der Tat. Das ließ die Überlegung zu, dass er seinen Mörder kannte. Sie ging wieder zu dem Toten zurück. Keinerlei Fingerzeig. Nur ein

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