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Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Titel: Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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zerstört hat.«
    Zu dem Fisch legte er Kräuter und Pilze, auch ein paar Stücke trocken Brot, die er aus seinem Beutel holte, und verteilte die Brettchen unter den Gästen. Auch den irdenen Krug mit Wasser reichte er herum, entschuldigte sich nur noch einmal, dass er kein Ale enthielt.
    »Wir danken für deine Gastfreundschaft, Torna«, sagte Fidelma in ihrer aller Namen. Sie breiteten ihre Umhänge am Feuer aus und ließen sich darauf nieder. Während des Essens verfielen sie in ein behagliches Schweigen und merkten kaum, wie das Zwielicht in Dunkelheit überging.
    Es war Torna, der plötzlich das Schweigen brach. »Warum sucht ihr eigentlich diese Leute? Ich meine den Mann und die Frau?«
    »Wir haben ihnen ein paar Fragen zu stellen«, fertigte ihn Fidelma ab.
    »Fragen stellen? Das klingt irgendwie verdächtig. Worüber?«
    »Das geht dich nichts an«, wies ihn Gormán zurecht und fügte dann nicht ohne Stolz hinzu: »Fidelma von Cashel ist Anwältin, eine dálaigh .«
    Torna machte große Augen. »Fidelma von Cashel! Ja, natürlich! Ich hätte gleich drauf kommen müssen. Fidelma, Schwester von König Colgú. Man spricht von dir als einer berühmten Anwältin, Lady. Als man Sechnussach, den Hochkönig, in seinem Bett ermordet fand, wurdest du doch gerufen, um das Rätsel um seinen Tod zu lösen, stimmt’s?«
    »Ja, das war so«, gab Fidelma zu. »Und auch Eadulf und Gormán waren dabei.« Das Letzte, wozu sie Lust verspürte, war, über sich und ihre Erfahrungen zu sprechen, und so versuchte sie, die Unterhaltung auf ein anderes Thema zu lenken, zumal der junge Mann offensichtlich nichts zu berichten hatte, was sie bei ihren gegenwärtigen Ermittlungen weiterbrachte. »Was hast du auf deinen Reisen sammeln können? Geschichten oder Lieder? Sing uns ein gutes Lied, und ich werde dich meinem Bruder empfehlen, damit du dir das Nötige zum Leben verdienen kannst.«
    »Das wäre mir höchst willkommen, Lady. Aber was für Lieder magst du? Lieder, die von Abenteuern erzählen, von Liebe, von Zukunftsträumen, vom Schicksal, dem man nicht entrinnt, oder von Schlachten? Ich kann mit all dem dienen.«
    »Ich würde gern etwas Neueres hören. Eins von deinen eigenen Liedern.« Und zu Gormán sagte sie: »Schüre das Feuer. Wir wollen dem jungen Barden lauschen.«
    Der Krieger sammelte ein paar herumliegende Zweige zusammen, brachte das Feuer zum Lodern, und sie streckten sich in der wohligen Wärme aus. Torna hatte einen guten Flecken für die Lagerstatt ausgewählt, fanden sie, denn der Wind kam von Nord, Nordost.
    Sobald sie es sich gemütlich gemacht hatten, begann Torna in weichen, traurigen Tönen zu singen.
    Welch größeres Glück find ich im Lebensmeer,
    als ein Mädchen, das zur Frau ich begehr?
    Als zu entdecken, dass Lieb ist heiße Glut,
    die nichts löscht, nicht der Clansleute Wut,
    mit einem Mädchen zu träumen, trotz aller Not,
    die entspringt eines Tyrannen Gebot.
    Gezwungen ich Heimat und Freunde verließ.
    All mein Glück ein kalter Wind zerblies.
    Das Schicksal ist grausam und ach, so blind;
    was die Flut an Land spült, im Sog der Ebbe verrinnt.
    Zum Schluss geriet die Stimme des Sängers leicht ins Stocken. Fidelma sah ihn nachdenklich an. »Ein Lied über selbsterfahrenes Leid?«, fragte sie leise.
    »Über bitter erfahrenes Leid, ja«, gab er achselzuckend zu. »Natürlich willst du etwas Fröhliches hören, nichts Melancholisches. Verzeih, Lady. Ich habe das nicht bedacht.«
    »Du hast sehr wohl bedacht, was du gesungen hast«, meinte Fidelma. »Erinnerungen haben dich überwältigt.«
    »Ich habe das Lied nicht singen wollen. Wenn man gebetenwird, etwas zu singen, dürfen einen nicht persönliche Erinnerungen überwältigen. Das Lied kam mir ganz ungewollt über die Lippen.«
    »Im Gegenteil, mein Freund. Wie anders lassen sich Gefühle zum Ausdruck bringen, als dass man aus dem Born des persönlich Erlebten schöpft? Das Mädchen, das du geliebt hast, ist es tot?«
    Er zögerte kurz. »Ja.«
    Fidelma warf einen Blick zu Eadulf, der – in seinen Umhang gehüllt – schlief, und auch Gormán hinter ihm schien zu dösen.
    »Magst du darüber sprechen?«
    Torna überlegte kurz und begann dann zu erzählen. »So lange ist es noch gar nicht her. Zweimal schon hatten wir Vollmond, und doch will mein Kummer nicht weichen. Mein Clan …« Er hielt inne. »Ich sollte es lieber für mich behalten. Das Leben hat es nicht gut mit mir gemeint. Ich lernte ein Mädchen kennen und verliebte mich in sie.

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