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Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Titel: Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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entlohnt.«
    »Ich verstehe.« Wieder einmal wurde ihr bewusst, dass die schöne Redensart von der Zeit, die alle Wunden heilt, eine sinnlose Phrase war. Sie hätte an seine bildhaften Worte anknüpfen und ihn daran erinnern können, dass auch die stärkste Flutwelle der Ebbe weicht. Doch zu dem, was er erzählt hatte, etwas hinzufügen zu wollen, schien ihr nicht angebracht.
    Der junge Mann beugte sich über das Feuer und legte Holz nach. In den Bäumen hinter ihnen rief leise ein Käuzchen. Eadulf und Gormán schliefen fest.
    »Es ist schon spät, Torna. Schlaf gut«, sagte sie.
    Er antwortete nur mit einem leisen Seufzer, blieb sitzen und starrte in die flackernden Flammen. Sie drehte sich um, zog ihren Umhang fester um sich und legte sich neben Eadulf zur Ruhe.
    Eadulf wurde plötzlich wach und riss die Augen auf. Irgendetwas hatte ihn aufgeschreckt, aber was war es? Dort, die Pferde, sie waren unruhig. Er stützte sich auf den Ellenbogen und spürte unversehens einen heftigen Schlagauf seinen Kopf. Dann hatte er das Gefühl, in ein bodenloses schwarzes Loch zu sinken.
    Nicht lange, und ein helles Licht blendete ihn. Unerträgliche Kopfschmerzen quälten ihn. Er fuhr sich mit der Hand an den dröhnenden Schädel. Fast im gleichen Moment entsann er sich der unruhigen Pferde und des dumpfen Schlages auf den Hinterkopf. Er versuchte, sich hochzurappeln, schaffte es aber nur bis auf die Knie. Da, ein Stöhnen. Es kam nicht von ihm, woher aber dann? Er brauchte einige Augenblicke, um es richtig einzuordnen, und sah dann Gormán, der dasaß und sich mit beiden Händen den Kopf massierte, während Blut über sein Gesicht rann. Der Anblick ließ Eadulf den pochenden Schmerz in den Schläfen vergessen. Unter Aufbietung aller Kräfte begann er die Lage zu sondieren.
    Die Pferde standen dort angepflockt, wo er sie vorm Einschlafen gesehen hatte, waren aber immer noch unruhig, besonders Aonbharr, Fidelmas Pferd. Es zerrte an den Zügeln, die es festhielten, schwenkte den Kopf mit rollenden Augen und schnaubenden Nüstern hin und her. Eadulf rieb sich die Stirn, um die Schmerzen zu vertreiben, und blickte in die andere Richtung. Das Feuer war nur noch Asche, es musste schon vor geraumer Zeit erloschen sein. Wo aber war Torna, der junge Mann? In Eadulfs Kopf arbeitete es nur langsam. Verständnislos drehte er sich zur Seite. »Fidelma …?«
    Eiskalt durchfuhr es ihn.
    Dort auf der Erde, wo sie geschlafen hatte, lagen ihr Umhang und marsupium . Von Fidelma aber fehlte jede Spur.

K APITEL 8
    Mühsam rappelte sich Eadulf hoch, schaute angestrengt um sich und rief: »Fidelma!« Gormán neben ihm stöhnte und begriff langsam, dass etwas nicht stimmte. Auch er kam nur schwerfällig auf die Beine, wankte und fasste sich an den Kopf.
    »Was ist los?«, grummelte er.
    »Fidelma ist weg«, brachte Eadulf mit heiserer Stimme heraus. Er sah alles nur verschwommen. »Und der Dichter – er ist ebenfalls verschwunden.«
    Gormán schüttelte den Kopf, zuckte zusammen und ächzte. »Mir brummt der Schädel.«
    »Kein Wunder, du blutest ja«, stellte Eadulf fest.
    Der Krieger betrachtete seine Hand und sah das Blut. Er blinzelte ein paar mal und blickte Eadulf an. »Und du hast eine Beule am Kopf, da an der Seite.« Gormán schleppte sich zum Flussufer, ging auf die Knie und spritzte sich Wasser ins Gesicht und über den Kopf. Eadulf schirmte die Augen mit der Hand ab, um besser die Umgebung zu erfassen, doch am Ufer war niemand außer Gormán.
    »Wo ist Fidelma? Wir müssen sie finden.« Ihr galt seine ganze Sorge.
    »Bevor wir nicht wieder richtig bei uns sind und klar zu denken vermögen, können wir gar nichts machen, guter Freund«, sagte Gormán langsam. »Kühl erst mal deinen Kopf und trink einen Schluck.«
    Widerstrebend sah Eadulf ein, dass Gormán recht hatte. Jemand musste dem Krieger derb auf den Kopf geschlagen und ihm eine Platzwunde verpasst haben. Er selbst hattemehr Glück gehabt, hatte nur eine Beule abbekommen, auch wenn die wehtat. Er hockte sich am Ufer nieder und ließ aus der hohlen Hand Wasser auf die geschwollene Stelle rieseln. Das kühle Wasser linderte den Schmerz. Gormáns Verletzung hingegen schien ihm komplizierter, sie blutete immer noch.
    »Mit deiner Wunde muss etwas geschehen«, murmelte er, »ich habe eine Salbe in meiner Satteltasche.«
    Gormán ging zur Feuerstelle zurück und stocherte in der grauen Asche. Glut war noch da, er legte trockene Zweige auf, und bald loderte die Flamme hoch. Eadulf hatte

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