Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman
er sah Gormán an.
»… mit Gold und kostbaren Edelsteinen«, beendete der Krieger den Satz für ihn. »Mit genau den Worten hat der Kaufmann die Frau beschrieben, die die Banditen anführte.«
Enda schaute sie ratlos an, und Gormán erläuterte ihm rasch, worum es ging.
»Was mag es damit auf sich haben?«, fragte Eadulf.
Fidelma überlegte kurz, meinte dann aber: »Das herauszufinden ist Degos Aufgabe. Wir haben hier mehr als genug zu tun.«
»Was also schlägst du als nächsten Schritt vor, Lady?«, kam Gormán zur Sache.
»Wir machen jetzt genau das, was wir uns vorgenommen hatten, als Enda zu uns stieß. Wir versuchen, Torna und seinen Widersachern auf die Spur zu kommen.«
»Torna?« Enda wusste mit dem Namen nichts anzufangen.
»Ich erzähle dir von ihm unterwegs«, sagte Gormán. »Uns bleibt nur noch ein halber Tag Tageslicht. Wenn wir nicht gleich aufbrechen, verlieren wir einen ganzen Tag.«
»Wenn aber der Alte, der das Boot gestern beobachtet hat, recht hat, wird es für uns schwer, es zu verfolgen«, sagteEadulf. »Die Männer sollen doch da hinten Richtung Osten auf irgendeinem Nebenfluss gerudert sein.«
»Ganz einfach!«, konnte Gormán sie beruhigen. »Wir reiten Richtung Süden zurück, überqueren die Brücke und reiten nach Osten kurz über eine unwegsame Strecke. Auf diesem Umweg erreichen wir die Dríse, den Nebenfluss, und die Stelle, wo das Boot gesichtet wurde. Wir folgen dann dem Flusslauf und müssten eigentlich auch feststellen können, ob und wo sie an Land gegangen sind.«
»Also dann los«, drängte Fidelma. »Gormán und Enda, sattelt bitte die Pferde und bereitet alles zum Aufbruch vor.«
Die Krieger gingen, und Fidelma und Eadulf hatten einen Moment für sich allein. Eadulf machte eine sorgenvolle Miene, und Fidelma wusste, was ihm durch den Kopf ging.
»Die Sache wird komplizierter als erwartet, Eadulf. Ich muss gestehen, dass ich bislang völlig ratlos bin, wohin die Fäden führen. Augenscheinlich hat alles, was bisher passiert ist, nichts miteinander zu tun, und doch sagt mir mein Gefühl, die Vorgänge sind alle miteinander verknüpft.«
»Würde es helfen, wenn wir das Erlebte noch einmal Punkt für Punkt durchgehen?«
»In unmittelbarer Nähe von der Burg meines Bruders finden wir eine Leiche. Allem Anschein nach ist es ein Gesandter von den Uí Máil, die den König von Laigin wählen. Sein Pferd hat der Mörder offensichtlich bis zur Schwarzen Heide mitgenommen und dort laufen lassen. Mehr wissen wir von ihm nicht. Wir versuchen, weitere Anhaltspunkte zu finden, und landen bei der Kapelle vonBruder Ailgesach. Der hat in eben der Nacht, in der der Mord geschah, zwei Besucher zur Übernachtung gehabt, einen Mann und eine Frau. Die Frau soll von vornehmem Äußeren gewesen sein. Beide reiten am frühen Morgen davon.
In dem nahe gelegenen Gasthaus finden wir bei unserer Ankunft Bruder Ailgesach in volltrunkenem Zustand vor. Er ist nicht zurechnungsfähig. Ein Mönch, der sich als sein Vetter ausgibt, Biasta, trifft ein. Er ermordet Bruder Ailgesach und flüchtet nach Norden. Wir versuchen ihn zu verfolgen und stoßen unterwegs auf einen Dichter namens Torna. Aus der Flussniederung tauchen Fremde auf und überfallen uns. Sie halten mich für die Gefährtin des Barden. Als sie merken, dass ich es nicht bin, lassen sie mich liegen, da sie mich ohnehin für fast tot halten. Ein unschuldiger junger Ruderer wird umgebracht. Ihr erfahrt, dass die Entführer von einem Mönch erwartet werden. War es Bruder Biasta? Ich glaube inzwischen, dass er es nicht war. Ich hätte seine kratzige Stimme erkannt, als ich jemand sagen hörte, ich wäre nicht die gesuchte Frau. Ihr rettet mich, Torna aber wird ins Land der Osraige verschleppt. Um von hier nach Laigin zu gelangen, muss man das Gebiet der Osraige überqueren. Ergibt sich die Frage, ob das Ganze etwas mit der Ermordung des Gesandten von Laigin zu tun hat. Habe ich etwas ausgelassen?«
»Ja. Die Nachricht von einer unbekannten Person, die wir in Ailgesachs Hütte fanden und die besagte, der Absender würde zu ihm kommen, er hätte Beweise einer Verschwörung in der Hand. Ich bin ganz sicher, dass Gelgéis den Namen Torna kannte, als du ihn erwähntest. Was verbirgt sie? Und was hat es damit auf sich, dass Bruder Ailgesachüber die Hure Babylon phantasiert und dass diese Unruhstifter und Plünderer aus dem Westen von einer Person angeführt werden, die mit der Beschreibung der Hure Babylon in der Heiligen Schrift
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