Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman
Raum nebenan.
»Hat diese Tür einen Riegel, ich meine, innen?«, fragte sie Eadulf, der die Tür schloss.
Er bejahte es. »Warum sollte sie keinen haben?«
»Kommt darauf an, wo. Gormán und Enda wollte man in eine Kammer stecken, die nur von außen zu verriegeln war, aber nicht von innen – das Loch hatte weder Fenster noch eine Lüftungsöffnung. Wir müssen auf der Hut sein.«
»Was Bruder Sillán angeht, bist du dir da sicher? Du erinnerst dich an den Klang seiner Stimme, an sonst nichts?«
»Ich bin mir ganz sicher. Spürst du nicht, wie feindselig hier alles ist?«
»Ich muss gestehen, im Turm von Uaman wurde ich freundlicher aufgenommen.« Eadulf dachte an Uaman, den Aussätzigen, den Beherrscher der Passwege über die Bergkette Sliabh Mis. Der hatte ihren Sohn gekidnappt und Eadulf in seinen Turm gesperrt.
»Warst du jemals in einer Abtei, in der jemand zum Verwalter gewählt wurde, der derart jung und unerfahren ist? Nicht einmal die Gelübde hat er abgelegt.«
»Der Abt sagte, er hätte ihn eingesetzt.«
»Überleg einmal, auch in unseren Abteien ist es Brauch, den Abt und die leitenden Brüder zu wählen, wie es die Gesetze vorschreiben. Wie kann man einem so streitsüchtigen jungen Mann die Leitung der täglichen Geschäfte dieser Klostergemeinschaft übertragen, der nicht einmal die einfachsten Regeln des Anstands und der Zuvorkommenheit gegenüber Gästen kennt?«
Eadulf stieß einen Seufzer aus. »Auf unseren Reisen haben wir, weiß Gott, viele sonderbare Dinge erlebt, doch wie sich der Abt hier aufführt und wie sich die Glaubensbrüder benehmen – all das widerspricht ihrer Berufung. Noch nie bin ich Mönchen begegnet, die sich derart absonderlich verhalten.«
»Wenn Sillán hier ist, könnte ich wetten, dass auch Torna hier ist. Bleibt nur herauszufinden, wo er steckt, und was es mit dieser Abtei auf sich hat.«
»Auf jeden Fall müssen wir morgen früh weiterziehen«, erinnerte Eadulf sie. »Gastrecht können wir nur für eine Nacht beanspruchen; wir haben keinerlei Grund, länger zu bleiben, schon gar nicht, wenn man bereits misstrauisch uns gegenüber ist.«
Fidelma stimmte ihm zu. »Erst einmal will ich mein Bad nehmen, dann überlegen wir unseren nächsten Schritt.«
Als Fidelma den fothrucad , den Baderaum, betrat, war ein junges Mädchen dabei, das Feuer zu schüren, um das Wasser warm zu halten. Verunsichert erhob sie sich und legte einen Finger auf die Lippen, ging zur Tür, schaute hinaus und kam zurück.
»Sei unbesorgt, Lady. Ich will dir nichts Böses tun.«
Fidelma hatte alle Muskeln angespannt, war darauf gefasst, einem Angriff begegnen zu müssen. »Wer bist du, und was willst du?«
Wieder wurde der Finger an die Lippen geführt. Das Mädchen war keine zwanzig Jahre alt, hatte lockiges schwarzes Haar und im Grunde genommen ein freundliches Gesicht, nur war es jetzt rußbeschmutzt. Ihre Sachen waren zerlumpt und passten schlecht.
»Ich heiße Ségnat, Lady. Du und deine Begleiter, ihr seid in großer Gefahr. Du musst von hier fort, so schnell wie möglich.«
Fidelma spürte, wie ihr Gegenüber vor Angst zitterte. »Woher kommst du, und was treibst du hier? Was für eine Abtei ist das?«
»Ich bin eine daer-fuidir , eine Geisel, und wurde hierher geschafft, als mich Cronáns Leute gefangen nahmen. Ichgehöre zum Stamm der Uí Duach. Zwei Jahre bin ich schon hier. Wenn du nicht fliehst, wird man dich als Geisel festhalten – oder es wird dir noch schlimmer ergehen. Du befindest dich in der Festung von Cronán.«
»Dass dies keine Abtei ist, haben wir bereits begriffen. Der Empfang war in der Tat feindselig, doch körperlich bedroht hat man uns bisher nicht. Insofern sehe ich keine unmittelbare Gefahr.«
»Ich erhielt von Sillán die Anweisung, dein Bad zu bereiten. Als ich zu ihm ging, hörte ich, wie er sich mit seinem Vetter Anfudán unterhielt. Sie haben die Absicht, euch in Sicherheit zu wiegen. Zuerst wollen sie in Erfahrung bringen, was ihr über sie und ihre Pläne wisst. Dann werden sie euch zu Gefangenen machen.«
»Was weißt du von ihren Plänen?«
»Lady, ich bin eine daer-fuidir, eine Geisel, bin nicht in ihre Pläne eingeweiht. Ich weiß lediglich, dass sie übel sind.«
»Wenn wir morgen den Versuch unternehmen, die Festung zu verlassen, was dann?«
»Man wird entweder einen Vorwand finden, euch hier zu behalten, oder man wird euch ganz einfach nicht gestatten, weiterzureisen.«
»Weißt du, wo sie Torna eingesperrt haben?«, fragte
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