Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman
Lächeln auf.
»Du musst ihm nachsehen, dass er so ungestüm ist. Unser junger Bruder hat noch viel zu lernen. Eine Todesnachricht während einer Mahlzeit zu überbringen, das ist unverzeihlich. Hast du Bran Finn von den Déisi Muman gekannt?«
»Persönlich bin ich ihm nie begegnet, weiß aber, dass er erst vor kurzem von den Déisi in sein Amt gewählt wurde, obwohl er noch so jung war. Ich habe auch erfahren, dass er unlängst die Abtei Imleach besucht hat, nachdem er meinem Bruder seinen Respekt erwiesen hatte. Deshalb hat mich die Nachricht eben so erschreckt.«
Cronán sah ihr aufmerksam ins Gesicht und erwiderte dann: »Meine Leute bemühen sich, mich von allem zu unterrichten, was sich an den Grenzen des Gebiets der Osraige ereignet. Die Déisi Muman sind unsere nächsten Nachbarn auf dem Südufer des großen Suir. Meine leibliche Base war sogar mit einem Edlen vom Stamme der Déisi verheiratet. Daher nehme ich natürlich Anteil an allem, was dort geschieht.«
»Ein Adliger der Déisi? Vielleicht kenne ich deine Base sogar oder ihren adligen Gemahl?«
»Der ist leider schon vor vielen Jahren gestorben.«
»Und seine Frau? Lebt sie noch?«
»Ich habe sie lange nicht mehr gesehen. Sie blieb bei ihren Kindern und ist nicht zu den Osraige zurückgekehrt.«
»Eine betrübliche Nachricht, die wir vernommen haben, und sie trifft einen umso mehr, als Bran Finn so jung war.«
»Ja natürlich«, sagte der Abt rasch. »Wir werden ihn in die Gebete unserer Gemeinschaft einschließen.«
»Wenn du erfährst, wie er gestorben ist, wäre ich dir dankbar, es ebenfalls zu erfahren.« Ihr Ton zeigte, dass ihr nicht wirklich daran lag. »Mitunter hört man, die Gelbe Pest fordert hier und da noch immer ihre Opfer. Wir dürfen nicht nachlassen, wachsam zu sein.«
»Ja, die Pest hat manchen in unserem Land dahingerafft. Doch jetzt«, er warf Bruder Sillán einen Blick zu, »müssen wir gehen und hören, wie die Nachrichten lauten, die uns überbracht wurden. Du und deine Gefährten, ihr habt einen anstrengenden Tag hinter euch, daher sei euch erlassen, an der Abendandacht teilzunehmen. So könnt ihr euch frühzeitig zur Ruhe begeben.«
Sein huldvolles Angebot kam Fidelma sehr zupass. Der Abt erhob sich, und sie folgte ihm.
»Morgen früh, wenn wir unser Fasten brechen, musst du mir mehr über den traurigen Vorfall erzählen, und ich werde dir berichten, was es Neues in Cashel gibt«, versicherte sie ihm lächelnd.
In ihrer Kammer warf sich Eadulf aufs Bett. »Mir ist sehr unwohl zumute. Ich bin nervös …«, begann er.
»Das sieht man dir an«, erwiderte sie, nahm ihren ciorbholg , den Kammbeutel, und holte ihren Kamm hervor.
»Diese Ségnat behauptet also, wir seien Gefangene inder Abtei, und sie könne uns helfen zu fliehen. Vertraust du ihr wirklich?«
Sie setzte sich auf die Bettkante. »Noch sind wir nicht gefangen. Aber wir können nicht weiter so tun, als seien wir leicht zu täuschen. Cronán spielt mit uns Katz und Maus. Er will herausfinden, was wir über ihn wissen und ob mein Bruder weiß, wo wir sind. Ist er erst einmal dahintergekommen, dass wir allein auf weiter Flur sind, dann sind wir verwundbar. Ja, ich glaube, was Ségnat mir geschildert hat und was sie uns rät.«
»Fliehen sollen wir also, noch bevor es hell wird? Leichter gesagt als getan.«
Es klopfte leise an der Tür, doch klang es dringlich.
Eadulf schwang sich von der Bettstatt und ging beherzt zur Tür. Kaum hatte er den Riegel zurückgezogen, schob ihn Enda beiseite und murmelte eine Entschuldigung.
»Was gibt’s, Enda?« Fidelma erhob sich und gab sich Mühe, so ruhig wie möglich zu fragen. Sie spürte, wie aufgeregt der Krieger war.
Enda holte tief Luft und zwang sich, langsam und klar zu sprechen. »Lady, ich habe gerade den Kerl gesehen, der sich Bruder Biasta nennt!«
K APITEL 14
Fidelma schien Endas Nachricht nicht sonderlich zu erregen, denn sie fragte nur in aller Ruhe: »Ist Gormán in der Kammer nebenan?«
Der junge Krieger war betroffen, antwortete aber beflissen: »Ich denke schon. Als ich ihn zuletzt sah, wollte er sich gerade zur Ruhe legen.«
»Eadulf, bitte Gormán, zu uns zu kommen. Weck ihn, wenn nötig, aber gib acht und sei leise.«
Der Krieger war noch bekleidet, wirkte jedoch sehr müde, als er in die Kammer trat. Eadulf zog die Tür hinter ihm zu, und damit waren die vier unter sich, und Fidelma forderte Enda auf zu berichten, was er gesehen und gehört hatte.
»Ich musste aufs …«, er zögerte
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