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Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Titel: Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Straßen, die wir in der Umgebung der Abtei gesehen haben, dürften Planwagen gefahrlos verkehren können. Doch die Leute, an die ich denke, werden zu Fuß unterwegs gewesen sein.«
    »Leute zu Fuß sind gestern nicht an der Abtei vorbeigewandert, auch nicht an den Tagen zuvor. Warum erkundigst du dich so angelegentlich nach diesen Reisenden, die uns nicht aufgefallen sind?«
    »Das hat mit meinen Aufgaben als dálaigh zu tun, ich möchte sie befragen, nichts weiter.« Fidelma tat die Sache als unwichtig ab.
    »Wir haben die Wege ausgebaut, um es Pilgern zu erleichtern, zum Schrein des heiligen Chaemóc zu gelangen.«
    »Er ist gerade erst vierzehn Jahre tot, und dass Pilger seine Grabstätte aufsuchen, ist mir bisher nicht zu Ohren gekommen.«
    Der Abt runzelte die Stirn. »Sein Ruhm verbreitet sich, und Gläubige kommen bereits, um mehr von seinen Wundertaten zu erfahren. Hat er nicht mit dem Geläut seiner Glocke die Kinder des Lir von dem Fluch, Schwäne zu sein, erlöst und in Sterbliche zurückverwandelt? Hat Chaemóc, geheiligt sei sein Name, sie nicht im Geist des Neuen Glaubens getauft und begraben? Da sie sterblich geworden waren, welkten sie dahin und starben, denn nun zählten all die Jahre, die sie Äonen hindurch als unsterbliche Schwäne hatten verbringen müssen.«
    »Es erstaunt mich, dass du den Legenden der alten Götter unseres Volks Glaubwürdigkeit beimisst. Lir war einer der Götter der Vorzeit, dessen zweite Frau die unheilvolle Gabe besaß, ihre Stiefkinder in Schwäne zu verwandeln.«
    »Ich kann nur wiederholen, dass der Fluch durch das Wirken des heiligen Chaemóc von ihnen genommen wurde und dass sie, im Neuen Glauben getauft, verstarben. So ist uns die Geschichte überliefert worden.«
    »Doch die Abtei ist nicht mehr seinem Andenken geweiht«, bemerkte Eadulf nebenbei.
    Dem Abt stieg Röte ins Gesicht. »Es ist mein Wunsch, dass das Andenken meiner Tochter hier ebenso verehrt wird wie das Chaemócs«, äußerte er sich knapp.
    »Hieß deine Tochter nicht Muirne und ist bei einem Unfall ums Leben gekommen?«, hakte Eadulf nach.
    »Ein Unfall?« Er wurde barsch. »Ertrunken ist sie.« Er erhob sich plötzlich und gab dem Mönch, der sie in sein Gemach geleitet hatte, einen Wink. »Eure Kammern werden jetzt hergerichtet sein. Ich entlasse euch in die Obhut von Sil … Bruder Sillán. Die Glocke wird euch zur Abendmahlzeit rufen. Es wird jemand zur Stelle sein, der euch den Weg weist.«
    Fidelma dankte dem Abt mit den herkömmlichen Floskeln, denn die Gastfreundschaft, die ihnen geboten wurde, ließ jede Herzlichkeit vermissen. Wäre es nicht bald Nacht geworden und hätten sie eine andere Wahl gehabt, hätte sie ihren Gefährten geraten, unverzüglich weiterzureiten.
    Bruder Sillán ging ihnen zur Tür voran, Bruder Anfudán kam ihnen entgegnen und wechselte ein paar hastige Worte mit ihm. Bruder Sillán wandte sich zu ihnen um. »Eure Kammern sind bereit, und Wasser wird im Baderaum erhitzt. Eure Pferde stehen in unseren Stallungen, sie werden versorgt. Eure Satteltaschen liegen hier.«
    Die Taschen waren neben der Tür aufgestapelt, vermutlich von Bruder Anfudán, der bereits verschwunden war.
    Eadulf nahm seine und Fidelmas Sachen auf. Er bemerkte, wie sie den Kopf zur Seite neigte und auf etwas lauschte. Ihre Begleiter griffen sich ebenfalls ihr Gepäck, und alle folgten Bruder Sillán durch einige lange, düstere Gänge zwischen steinernen Mauern. Sie wurden spärlich von Öllämpchen beleuchtet, die in gewissen Abständen auf kleinen Mauervorsprüngen standen. Die Lampen qualmten und verbreiteten einen widerwärtigen Geruch. Es waren unglasierte, runde Tongefäße, lepaire nannte man sie, deren schnauzenförmige Öffnung den Docht hielt. Eadulf betrachtete sie missvergnügt.
    »Eure für die Beleuchtung zuständigen Brüder sollten darin unterwiesen werden, wie man Schilfrohrdochte auswählt, die nicht feucht werden, wenn man sie in Öl taucht. Außerdem sollte nur gereinigtes Öl verwendet werden. Dann gäbe es weniger Gestank und Rauch.«
    »Wir sind eine arme Gemeinschaft und haben noch keine Zeit gehabt für solche Feinheiten«, warf ihm Bruder Sillán über die Schulter zu.
    Eadulf wollte schon erwidern, dass eine Gemeinschaft, die derart neue Gebäude erbauen ließ, es sich wohl leisten konnte, sie besser zu beleuchten, doch Fidelma langte nach seinem Arm und drückte ihn heftig – er schwieg. Bruder Sillán blieb vor einer Tür stehen und öffnete sie. »Das ist die Kammer

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