Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman
für die Krieger.« Mit einer Kopfbewegung deutete er in das dunkle Innere.
»Es scheint überhaupt kein Fenster zu geben«, grummelte Gormán, der einen Schritt hineinmachte.
»Die Kammer liegt an der inneren Mauer der Abtei. Kerzen und Öllampen sind vorhanden, um den Raum auszuleuchten«, gab ihr Führer zur Antwort.
»Und wo befindet sich unsere Kammer?«, erkundigte sich Fidelma.
»Im Stockwerk darüber, wenn du mir folgen möchtest.« Er schritt zu einer schmalen Holztreppe, die vom Korridor abging, »Ein paar Türen weiter von deiner Kammer ist der Baderaum mit dem dabach für dich und deinen Gemahl.«
Ein dabach war ein großer Holzbottich; es oblag jedem, der Gäste beherbergte, einen solchen Bottich oder Zuber oder sogar eine Steinwanne, long-foilcthe , gefüllt mit heißem Wasser bereitzustellen, denn ein Vollbad vor dem Abendessen war unerlässlich.
Während Bruder Sillán voranging, bedeutete Fidelma ihren Kriegern mit einem Kopfschütteln, die dunkle Kammer nicht zu betreten. Mit einer raschen Handbewegung gab sie Gormán und Enda das Zeichen, ihr zu folgen.
Hinter Bruder Sillán stiegen sie die Treppe hoch und gelangten auf einen weiteren Gang, der aber öffnete sich auf einer Seite zu einem Innenhof. Vermutlich bildete der zum Himmel offene Hof den Mittelpunkt des Hauptgebäudesder Abtei. Er war auf allen vier Seiten von einem Laubengang umgeben, dessen Überdachung Pfeiler abstützten. Von der mit Steinplatten ausgelegten Arkade gingen Türen zu einer Reihe von Räumen ab. Die Abenddämmerung senkte sich herab, doch auch hier hatte man bereits Lampen angezündet. Im Vorübergehen bemerkte Fidelma auf einer Tür die ermutigende Aufschrift Fothrucad – Bad. Bruder Sillán öffnete die Tür zu einer Kammer. Erst da entdeckte er Gormán und Enda hinter Fidelma und Eadulf. Er wollte etwas sagen, schloss den Mund aber rasch, denn schon ging Fidelma in den Raum und sah sich darin um.
»Wenigstens gibt es hier Fenster, und die Luft ist angenehmer auf diesem Stockwerk. Zeige uns bitte, wie die Kammer nebenan aussieht!«
»Lady, das hier ist der beste Raum für Gäste, den wir haben.«
»Das bezweifele ich gar nicht. Öffne jetzt den angrenzenden Raum!«
Bruder Sillán wusste nicht recht, was er darauf erwidern sollte, doch bevor er noch Luft holte, um zu protestieren, hatte Eadulf die Tür aufgestoßen.
»Der Raum ist ganz ähnlich, hat auch ein Fenster, scheint unbenutzt zu sein, aber es stehen mehrere Bettgestelle darin«, verkündete er.
»Das ist für meine Krieger weit geeigneter, als ein dunkles, widerliches Gelass wie das da unten«, sagte Fidelma mit aller Bestimmtheit. »Da sind sie in Reichweite, wenn ich sie benötige. Den Baderaum hier dürfen sie sicher auch benutzen, nicht wahr?«
»Für sie steht unten kaltes Wasser bereit«, entgegnete Bruder Sillán mit zusammengebissenen Zähnen verärgert.
»Nur hätten wir da ein kleines Problem«, erklärte Fidelma in beinahe vertraulichem Tonfall, »meine Krieger gehören zur Leibwache meines Bruders, des Königs. Sie sind an eine weniger entbehrungsreiche Lebensart gewöhnt. Wir können doch alle den Baderaum benutzen.«
Bruder Sillán gab sich geschlagen. Gegen so viel Willensstärke kam er nicht an. »Ich werde veranlassen, dass noch mehr Wasser bereitet wird«, sagte er mürrisch, zögerte und überlegte, was er noch tun könnte, zuckte dann nur die Achseln, drehte sich um und eilte davon.
Fidelma sah Gormán ernst an und flüsterte: »Ich bin sicher, Sillán war der Mann am Lagerschuppen, der die Entführer erwartet hat, von dem der Bettler dir und Eadulf berichtete. Er war derjenige, der gesagt hat, ich sei nicht die richtige Frau, die man zusammen mit Torna hätte greifen sollen. Der Klang seiner Stimme verrät ihn. Er wird mich bei unserer Ankunft sofort erkannt haben. Du und Enda, ihr müsst eure Waffen jederzeit griffbereit haben.«
»Das dürfte schwierig werden, Lady.« Der Krieger war deutlich in Gewissensnot. »Du weißt ja, nach altem Brauch dürfen Waffen nicht in eine Festhalle mitgenommen werden. Wenn wir zur Abendmahlzeit gehen, können wir unmöglich unsere Schwerter tragen.«
»Dann behaltet wenigstens eure gláede bei euch, ihr könntet zur Entschuldigung sagen, ihr braucht sie zum Essen.« Ein gláede war ein scharf geschliffener Dolch. »Versteckt eure Schwerter und andere Waffen an einer Stelle, die sie vielleicht übersehen, wenn sie eure Kammer durchsuchen.«
Gormán verstand sofort und ging zu Enda in den
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