Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman
bereitzustellen und unsere Bettstatt herzurichten?«
Abt Cronán sah nicht gerade glücklich aus. »Du kannst dich auf mein Wort verlassen, er wird fortan alle Regeln der Gastfreundschaft beachten. Aber nun erzähl mir von dir. Wie mir bekannt ist, war Fidelma, Tochter von Failbe Flann, in eine Abtei eingetreten. Ferner habe ich gehört, dass du einen Sachsen geheiratet hast.« Er blickte Eadulf an.
»Einen vom Stamme der Angeln«, stellte Eadulf richtig.
»Gibt es da einen Unterschied?«, fragte der Abt spöttisch.
»Für die Angeln sehr wohl.«
»Du lässt dich jetzt als Fidelma von Cashel ankündigen. Heißt das, du gehörst nicht mehr einer Klostergemeinschaft an?«
»So ist es«, erwiderte sie. »Ich bin zur Anwältin ausgebildet worden, wie du wohl weißt. Meine Tätigkeit als Rechtskundige lehrte mich, dass unsere Gesetze sich in mancher Hinsicht nicht mit den Regeln des Klosterlebens vereinbaren lassen. Um mich völlig in den Dienst des Rechtswesens stellen zu können, habe ich meine Rolle als fromme Schwester einer Abtei aufgegeben.«
»Was aber bringt dich und deine Begleiter hier nach Osraige? Wir leben in einer sehr abgeschiedenen Gegend, wie du bemerkt hast. Moorlandschaften breiten sich rings um uns aus. Ohne eine besondere Absicht zu haben, wird kaum jemand die Moore durchqueren. Es ist Jahre her, dass wir eine so erlauchte Person wie jemand vom Stamme der Eóghanacht von Cashel begrüßen konnten. Was dich veranlasst, hierherzukommen, scheint mir von besonderer Bedeutung zu sein.«
»Du bist ungemein scharfsinnig, Abt Cronán«, bestätigte ihm Fidelma ohne jeden Unterton.
»Wir haben nur sehr wenige Besucher, und wenn die Schwester des Königs von Muman und ihre Begleiter bei uns eintreffen, muss ich mich schon fragen, ob sie der bloße Zufall vor das Portal unserer Abtei geführt hat oder ob sie ein besonderes Anliegen verfolgen.«
»Bei ihrer Gründung war die Abtei eine bescheidene Ansammlung von Blockhütten, ist mir berichtet worden«, führte Fidelma das Gespräch fort, ohne seine Frage zu beantworten. »Die neuen Gebäude ringsum sind eindrucksvoll, wenn nicht gar ein wenig furchteinflößend.«
»Furchteinflößend?«
»Diese Mauern scheinen mehr einem kriegerischen Zweck zu dienen, als eine Abtei zu schützen.«
»Die Absicht der Bauherren ist offensichtlich. Wir befinden uns in einem Gebiet, um dessen Besitz Muman und Laigin sich lange Zeit bekriegt haben. Zu der Zeit, da der heilige Chaemóc die Geschicke der Abtei geleitet hat, wurde sie mehrfach geplündert – mal von den Uí Néill aus dem Norden, mal von den Uí Máil aus dem Osten. Wenn es nicht die Kriegerscharen dieser Stämme waren, dann bedrohten Banditen aus den Clans der Umgebung unseren Frieden. Clans wie die Uí Duach, meine ich, die im Norden von uns siedeln. Als ich die Aufgabe übernahm, hier als Abt zu wirken, habe ich mich dafür eingesetzt, eine Abtei zu bauen, in der die Brüder in Sicherheit leben konnten; eine Abtei, die man respektieren würde und die ein Zentrum des Glaubens werden sollte, dem sich die Menschen mit Bewunderung und Ehrerbietung nähern.«
»Demnach wurde die Abtei in dieser Art erbaut, um die Gemeinschaft der Glaubensbrüder gegen Angriffe von außen zu verteidigen?«
»Das war die Absicht. Der schützende Schatten der Eóghanacht kann sich nicht immer über all die Gebiete erstrecken, über die sie die Oberhoheit beanspruchen. Das zwingt uns, selber für unseren Schutz zu sorgen. Daher erblickst du nun leider eine Festung, die das Gotteshaus schützt. Doch du hast noch nicht meine Frage beantwortet.«
»Wie war die doch gleich?«, fragte Fidelma unschuldig.
»Was bringt dich und deine Begleiter in diesen abgeschiedenen Ort?«
»Bist du der Ansicht, dass dieses Abgeschiedensein nur auffallend wenige Leute veranlasst, auf den neuangelegten Straßen zu reisen, die an der Abtei vorbeiführen?«
Der Abt wurde misstrauisch. Er merkte, dass Fidelma seine Frage absichtlich überging. Dennoch erwiderte er: »Ja, ausgesprochen wenige.«
»Du würdest also wissen, wenn gestern jemand auf dieser Straße vorbeigekommen ist?«
»Mir ist nicht berichtet worden, dass Reiter auf dieser Straße vorbeigetrabt sind.«
»Ich habe nicht gesagt, dass es Berittene waren.«
»Wie würde denn sonst jemand in dieser verlassenen Gegend unterwegs sein? Mit einem Planwagen etwa? Die Pfade durch die Sümpfe sind schwer zu erkennen. Es ist fast unmöglich, die Moore zu durchqueren.«
»Auf den neuen
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