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Die Philosophen der Rundwelt

Die Philosophen der Rundwelt

Titel: Die Philosophen der Rundwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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beträgt also 25 3 25 3 … 3 25, wobei sich die 25 dreißig Mal wiederholt. Das ist etwas für den Computer; der sagt, die Antwort beträgt
    867361737988403547205962240695953369140625,
    das sind 42 Stellen. Wenn wir die Motive mit 29 Noten, mit 28 und so weiter hinzufügen, stellen wir fest, dass der M-Raum ungefähr neun Millionen Milliarden Milliarden Milliarden Milliarden Motive enthält. Arthur C. Clarke hat einmal eine Science-Fiction-Geschichte über »Die neun Milliarden Namen Gottes« geschrieben. Der M-Raum enthält eine Million Milliarden Milliarden Milliarden Motive für jeden einzelnen Namen Gottes. Angenommen, eine Million Komponisten schreibt tausend Jahre lang Musik, jeder tausend Motive pro Jahr, produktiver als die Beatles. Dann kommen sie alle zusammen nur auf eine Billion. Das ist ein derart kleiner Bruchteil der 42-stelligen Zahl, dass jene Komponisten überhaupt keine nennenswerte Spur im M-Raum hinterlassen. Er wird fast zur Gänze unerforschtes Terrain sein.
    Zugegeben, nicht die ganze unerforschte Landschaft des Motiv-Raums besteht aus guten Motiven. Zu ihren Landmarken gehören Dinge wie eine 29-fache Wiederholung von C, gefolgt von einem Fis, und
    BABABABABABABABABABABABABABABA,
    was nie einen Preis für musikalische Kompositionen gewinnen würde. Nichtsdestoweniger muss es eine Unmenge guter neuer Motive geben, die noch darauf warten, erfunden zu werden. Der M-Raum ist derart groß, dass selbst dann, wenn der Raum der guten Motive nur ein kleiner Teil davon ist, Letzterer ebenfalls sehr groß sein muss. Wenn die ganze Menschheit seit Beginn der Schöpfung Melodien geschrieben hätte und darin bis zum Ende des Universums fortführe, würden ihr dennoch nicht die Motive ausgehen.
    Es heißt, dass Johannes Brahms mit einem Freund am Strand spazieren ging, der sich beklagte, alle gute Musik sei schon geschrieben worden. »Oh, schau«, sagte Brahms und zeigte aufs Meer hinaus. »Da kommt die letzte Welle.«
    Jetzt nähern wir uns dem, was für uns vielleicht die Hauptfunktion von Kunst und Musik ist – aber nicht für Randleute oder Schimpansen und wahrscheinlich auch nicht für Neandertaler. Wenn wir uns nicht irren, ist es das, worauf Rincewind aus war.
    Betrachten wir eine Szene, sehen wir nur die fünf bis zehn mittleren Winkelgrade. Wir erfinden alles rings um dieses Stück und vermitteln uns die Illusion, wir sähen in einem Bereich von etwa neunzig Grad. Wir nehmen eine erweiterte Version des winzigen Bereichs wahr, den unsere Sinne aufnehmen. Ebenso setzen wir ein Geräusch, das wir hören, insbesondere Sprechgeräusche, in einen Kontext. Wir rekapitulieren, was wir gehört haben, wir nehmen vorweg, was wir erwarten, und wir setzen eine erweiterte Gegenwart zusammen, als hätten wir den ganzen Satz auf einmal gehört. Wir können den ganzen Satz im Kopf behalten, als hätten wir ihn als Satz gehört und nicht ein Phonem nach dem anderen.
    Darum können wir den Text von Liedern völlig missverstehen, ohne es zu bemerken. Die Zeitung The Guardian brachte eine amüsante Kolumne zu dieser Angewohnheit und führte Beispiele wie »kit-kat angel« statt »kick-ass angel« an – da dürfte wohl eine Generationenlücke vorliegen, was unterstreicht, wie sehr unsere Wahrnehmungen von unseren Erwartungen vorgeformt werden. Ian erinnert sich an ein Lied von Annie Lennox, in dem es wirklich »a garden overgrown with trees« hieß, was aber jedes Mal wie »I’m getting overgrown with fleas« klang.* [* »… ein Garten, von Bäumen überwachsen« bzw. »ich werde allmählich von Flöhen überwuchert«.]
    Einen ganzen Satz oder eine musikalische Phrase im Geist zu behalten ist dasselbe, was wir mit der Zeit tun, wenn wir fernsehen oder einen Kinofilm anschauen. Wir verschmelzen die Bilder zu einer Folge von Szenen, wie wir auch alle Dinge im Raum ergänzen, auf denen momentan nicht unser Blick ruht. Das Gehirn hat so viele Tricks, deren sich sein Besitzer nicht bewusst ist: Sie sitzen hier im Kino, Ihre Augen huschen auf der Leinwand von einer Stelle zur anderen, wie sie es auch tun, während Sie diese Worte lesen. Doch Sie schalten Ihre Wahrnehmung ab, während sich Ihre Augen bewegen, und rücken Ihr erfundenes Bild zurecht, damit Ihr neues Netzhautbild konsistent mit der vorangehenden Version ist. Aus diesem Grunde werden Sie seekrank oder Ihnen wird im Auto schlecht: Wenn das äußere Bild umherspringt und nicht dort ist, wo Sie es erwarten, dann irritiert das Ihr

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