Die Philosophen der Rundwelt
Fermi-Paradox* [* Benannt nach dem Physiker Enrico Fermi. Siehe Evolving the Alien (»Wie der Außerirdische entwickelt wurde«) von Jack Cohen und Ian Stewart.] der intelligenten Außerirdischen: Wenn es sie überall in der Galaxis gibt, warum sind sie dann nicht hier? Warum haben sie uns nicht besucht? Andere Zeitparadoxe werden als wesentliche Elemente der Fabel in Robert A. Heinleins Erzählungen »Im Kreis« und »Entführung in die Zukunft« verwendet. In Letzterer bringt es ein Zeitreisender fertig, sein eigener Vater und Sohn und – per Geschlechtsumwandlung – seine eigene Mutter zu sein. Auf die Frage nach seiner Herkunft antwortet er, er wisse genau, woher er stamme. Das große Rätsel ist: Wo kommen all die anderen her? Diese Idee wird in David Gerrolds Roman Zeitmaschinen gehen anders ernstlich ins Extrem gesteigert.
Im Laufe der letzten paar Jahrzehnte haben ernsthafte Physiker über die Möglichkeit von Zeitreisen und die Lösung aller damit verknüpften Paradoxe nachzudenken begonnen. Ihre Arbeit ist ein Tribut an den narrativen Imperativ auf der Rundwelt. Der Grund, warum sie solche Fragen stellen, ist zweifellos, dass sie als Kinder Geschichten wie die von Wells, Silverberg, Heinlein und Gerrold gelesen haben. Als sie professionelle Physiker wurden, stiegen die Geschichten aus ihrem Unterbewusstsein hoch, und sie begannen, die Idee ernst zu nehmen – nicht als praktisch-technische Aufgabe, sondern als theoretische Herausforderung.
Erlauben die Gesetze der Physik Zeitreisen oder nicht? Man sollte meinen, die Antwort laute »nein«, doch eine bemerkenswerte Folge der Untersuchungen der Theoretiker ist es, dass sie »ja« lautet. Bis zu einer funktionierenden Zeitmaschine ist es noch ein weiter Weg, und vielleicht ist uns ein grundlegendes physikalisches Prinzip entgangen, welches die Antwort in »nein« verwandeln könnte; Tatsache ist aber, dass die fortgeschrittenste Physik von heute Zeitreisen nicht verbietet. Sie liefert sogar ein paar Szenarien, in denen sie vorkommen würden.
Der Kontext für solche Forschungen ist die Allgemeine Relativitätstheorie, wo ein Kontinuum von Raum und Zeit durch Schwerkraft verzerrt werden kann. Oder, genauer gesagt, wo die Schwerkraft von solchen Verzerrungen erzeugt wird, von der »gekrümmten Raumzeit«. Als Zeitmaschine suchen die Physiker nach einer »geschlossenen zeitartigen Kurve«. Solch eine Kurve entspricht einem Objekt, welches in die Zukunft reist und in seiner eigenen Vergangenheit landet, also in einer geschlossenen »Zeitschleife« gefangen ist.
Die beste bekannte Methode, eine geschlossene zeitartige Kurve zu erzeugen, ist, ein Wurmloch zu verwenden. Ein Wurmloch ist eine Abkürzung im Raum, die man erhält, indem man ein Schwarzes Loch mit seiner Zeitumkehrung, einem Weißen Loch, verschmilzt. So, wie Schwarze Löcher alles aufsaugen, was in ihre Nähe kommt, speien Weiße Löcher Dinge aus. Ein Wurmloch saugt an seinem schwarzen Ende Dinge ein und speit sie am weißen Ende aus. An sich ist ein Wurmloch eher ein Materietransmitter als eine Zeitmaschine, doch es wird zur Zeitmaschine, wenn man es mit dem berühmten Zwillingsparadox verknüpft. In der Relativitätstheorie läuft die Zeit für Objekte, die sich mit sehr hoher Geschwindigkeit bewegen, langsamer. Wenn also einer von zwei Zwillingen mit hoher Geschwindigkeit zu einem fernen Stern fliegt und dann zurückkehrt, ist er oder sie weniger gealtert als der andere Zwilling, der daheim geblieben ist. Nehmen wir an, der reisende Zwilling nimmt das weiße Ende eines Wurmlochs mit, während der andere das schwarze behält. Wenn dann der reisende Zwilling zurückkehrt, ist das weiße Ende jünger als das schwarze: der Ausgang des Wurmloches liegt in der Vergangenheit des Eingangs. Alles, was ins schwarze Ende eingesaugt wird, wird also in der eigenen Vergangenheit ausgespien. Da sich das weiße Ende nun direkt neben dem schwarzen befindet – der Zwilling ist heimgekehrt –, kann das Objekt zum Schwarzen Loch hinüberspringen und in dieser Schleife in der Raumzeit immer wieder herumgehen, eine geschlossene zeitartige Kurve beschreibend.
Es gibt praktische Probleme bei der Herstellung solch einer Apparatur; das wichtigste (!) ist, dass das Wurmloch zu schnell zusammenbrechen wird, als dass ein Objekt hindurchgehen könnte, es sei denn, dass es offen gehalten wird, indem man »exotische Materie« mit negativer Energie hindurchleitet. Dennoch wird nichts davon von den gegenwärtigen Gesetzen
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