Die Philosophen der Rundwelt
Riesenpythons waren wahrscheinlich ursprünglich auch Savannentiere.
Die Geschichte ist viele Male erzählt worden, in vielen Versionen. Und eben darum geht es: Wir verstehen unsere Herkunft durch Geschichten. Wir wären nicht imstande, unsere Vorfahrenreihe aus den entdeckten Fossilien zu erschließen, wenn wir nicht gelernt hätten, nach welchen entscheidenden Merkmalen wir suchen müssen, zumal nur in wenigen Fossilien-Fundstätten genug Material übrig geblieben ist.
Der neue zu unseren Vorfahren gehörende Menschenaffe der Ebenen sah die Welt auch auf neue Weise. Nach dem Verhalten heutiger Schimpansen, insbesondere Bonobos, zu schließen, waren es hoch intelligente Tiere. Wir nennen ihre Fossilien Südaffen, Australopithecinen, und es gibt hunderte von Büchern, die Geschichten von ihnen erzählen. Sie mögen sich am Meer aufgehalten und an den Stränden kluge Dinge angestellt haben. Einige lebten gewiss am Rande von Seen. Heutige Schimpansen benutzen Steine, um harte Nüsse aufzuschlagen, und Stöcke, um Ameisen aus Ameisenhügeln zu holen; die Australopithecinen benutzten ebenfalls Steine und Stöcke als Werkzeuge, und zwar in wohl größerem Maße als heute ihre Vettern, die Schimpansen. Vielleicht töteten sie Kleinwild, wie es die Schimpansen tun. Wahrscheinlich nutzten sie das Sexualverhalten, um möglichst viel Genuss zu erlangen, wie heutzutage Bonobos, doch höchstwahrscheinlich waren sie geschlechtsbewusster und stärker männlich dominiert. Wie vorangegangene Arten von Menschenaffen teilten sie sich in grazile und robuste Linien. Die robusten, die als Anthropithecus boisei bezeichnet werden oder sogar als eine andere Gattung Zinjanthropus , als »Nussknackermensch« und mit weiteren diffamierenden Namen, waren Vegetarier wie die heutigen Gorillas und haben wahrscheinlich keine Nachkommen in der Neuzeit hinterlassen.
Diese Art Aufspaltung in grazile und robuste Formen scheint übrigens ein Standardmuster der Evolution zu sein. Mathematische Modelle weisen darauf hin, dass sie wahrscheinlich eintritt, wenn eine gemischte Population von großen und kleinen Wesen die Umwelt besser ausnutzen kann als eine einheitliche Population von mittelgroßen, doch diese Idee muss als hochgradig spekulativ betrachtet werden, bis mehr Beweismaterial gefunden wird.
Der Welt der Zoologen ist vor kurzem in Erinnerung gerufen worden, wie weit verbreitet solche Aufspaltungen sind und wie wenig wir wirklich über die Wesen auf unserem eigenen Planeten wissen. Das Tier, um das es geht, könnte nicht besser bekannt und für die Scheibenwelt nicht passender sein: der Elefant.* [* Es hat neulich eine sehr hübsche Entdeckung über Elefanten gegeben, und die einzige Stelle, wo wir sie unterbringen können, ist diese Fußnote. (Dazu sind Fußnoten schließlich da.) Seit 1682 ist bekannt, dass Elefanten ungewöhnliche Lungen haben, ohne die »Pleurahöhle«, einen Hohlraum zwischen den Lungen und dem Rippenfell, der mit Flüssigkeit gefüllt ist und den die meisten Säugetiere besitzen. Statt von Flüssigkeit sind Elefantenlungen von lockerem Bindegewebe umgeben. Es sieht nun so aus, als ob diese Art Lunge existiert, weil sie es den Elefanten erlaubt, zu tauchen und durch ihren Rüssel wie durch einen Schnorchel zu atmen. 2001 berechnete der Physiologe John West, dass bei einer normalen Pleurahöhle der Wasserdruck die winzigen Blutgefäße im Lungenfell platzen lassen würde und Schnorcheln tödlich sein könnte. Wir fragen uns jetzt, ob sich der Rüssel im Ozean als Schnorchel entwickelt hat. Landwirbeltiere entwickelten sich zuerst aus Fischen, die auf den Strand kamen. Viel später kehrte eine Anzahl verschiedener Säugetiere in die Ozeane zurück und entwickelte sich zu mehreren Arten Seesäugern, deren spektakulärste Nachkommen die Wale sind. Wir sehen jetzt, dass irgendwo auf halber Strecke einige von diesen ans Wasserleben angepassten Säugetieren umkehrten und zu Elefanten wurden. Der Elefant ist also jetzt zum zweiten Mal in seiner Evolution dabei, aus dem Wasser an Land zu kommen. Es wäre nett, wenn er sich entscheiden würde.] Wie jeder schon als kleines Kind lernt, gibt es zwei unterschiedliche Arten Elefanten: den afrikanischen und den indischen.
Keineswegs. Es gibt drei Arten. Seit mindestens einem Jahrhundert diskutieren Zoologen über das, was sie höchstens für eine Unterart »des« afrikanischen Elefanten Loxodonta africana hielten. Der typische große, stämmige afrikanische Elefant lebt in der
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