Die Philosophen der Rundwelt
scheint das nicht sehr lange so weiterzugehen , weil an seine Stelle unerwartet ein neues das tritt.
Wir alle glauben, dass wir durch Übung bessere Propheten werden können. Wir alle glauben eine schlaue Methode zu haben, den »nicht eingeschlagenen Weg« in unsere Erfahrung einzubinden. Dann erfinden wir die Zeitreise, zumindest in unserer Phantasie. Wir möchten alle zum Beginn jenes Streits mit dem Chef zurückgehen und es diesmal richtig machen. Wir möchten die Kausalitätskette sprengen, die zu den langweiligen Randleuten führte. Wir möchten die schlechten Wirkungen der Elfen vermeiden, die guten aber behalten. Wir möchten uns aus verschiedenen Universen das Passende heraussuchen.
Doch trotz ihrer Betonung der Prophetie haben monotheistische Religionen ernste Schwierigkeiten mit multiplen Zukünften. Nachdem sie ihre Theologie hin zu einem einzigen Gott vereinfacht haben, neigen sie auch dazu, nur »einen richtigen Weg in den Himmel« für möglich zu halten. Die Priester sagen dem Volk, was es tun soll, und wenigstens solange die Religion frisch ist, geben die Priester gute Beispiele. So kommt ihr in den Himmel, sagen sie: kein Ehebruch, kein Mord, immer den Kirchenzehnt abliefern und die anderen Geistlichen nicht in puncto Nachsicht übertreffen. Dann wird das Tor zum Himmel immer enger, bis nur noch die Seligen und die Heiligen hindurchkommen, ohne einige Zeit in dem einen oder anderen Fegefeuer zugebracht zu haben.
Andere Religionen, insbesondere extreme Formen des Islam, versprechen den Himmel als Belohnung für einen Märtyrertod. Diese Ideen hängen eher mit barbarischen Ansichten von der Zukunft zusammen als mit der Stammestradition: Das Paradies wird wie das Walhalla der nordischen Helden voll von Belohnungen für den Helden sein, von ständig neuen Frauen bis zu reichlich Essen und Trinken und Spiel. Doch sie hängen auch – anders als in den reineren barbarischen Legendendes Nordens – mit dem Glauben an das Schicksal zusammen, an den Willen eines Gottes, der durch nichts zu vermeiden oder abzulehnen ist. Das ist die andere Methode der Obrigkeit, Gehorsam zu erzwingen: Das Versprechen einer endgültigen Belohnung ist eine sehr verlockende Geschichte.
Barbaren, für die Ehre, Ruhm, Macht und Liebe, Würde, Kühnheit bedeutsame Konzepte sind, erhalten Pluspunkte, wenn sie Autorität ablehnen und die Ereignisse nach ihren eigenen Wünschen formen. Unter ihren Göttern und Helden sind die boshaften, unberechenbaren wie Lemminkänen und Puck.
Barbarische Kindergeschichten wie auch ihre Sagas preisen den Helden. Sie zeigen, wie Glück mit einer bestimmten Haltung verknüpft ist, insbesondere mit einem reinen Herzen, das keine unmittelbare oder letztendliche Belohnung anstrebt. Es gibt immer wieder eine Prüfung dieser Reinheit, von der Hilfe für den armen blinden Krüppel, der sich als verkleideter Gott erweist, bis zur Heilung oder Fütterung eines verzweifelten Tieres, das einem später zu Hilfe kommt.
Die Akteure in vielen dieser Geschichten sind übernatürliche – außerhalb der Ordnung der Dinge stehende, magische und ursachenlose – »Leute« wie Elfen und Feen (einschließlich der Elfenkönigin und der Feen-Patinnen), Verkörperungen von Göttern, Dämonen und Dschinns. Menschen, insbesondere Helden oder solche, die es werden wollen (wie Siegfried, aber auch Aladdin), gewinnen mit Hilfe von magischen Ringen, mit Namen versehenen Schwertern, Zaubersprüchen oder einfach kraft ihres inneren Adels Macht über diese übernatürlichen Wesen. Das ändert ihr Schicksal, und das Glück tritt ihnen zur Seite; sie gewinnen gegen alle Wahrscheinlichkeit Schlachten und Beute, erklettern hohe Berge, töten unsterbliche Drachen und Ungeheuer. Keinem Denker der Stammesgesellschaft würden derlei Geschichten auch nur im Traum einfallen. Aus ihrer Sicht begünstigt das Schicksal die gut Vorbereiteten.
Die Erfindungsgabe des Menschen ist grenzenlos, und wir haben Geschichten, die auch die heroischsten Geschichten kontern: die Sidh, die sieben Fuß großen Elfen in Lords und Ladies und in der alten irischen Folklore, der Teufel, der deine Seele kauft und dem du verfallen bist, selbst wenn du bereust, der Großwesir, die Gegenspieler von James Bond.
Interessant für unsere Erörterung von Geschichten hier ist der Charakter jener Antihelden. Sie haben keinen. Elfen sind das Hohe Volk, doch sie haben kein eigenes Leben, sie werden einfach als die Antithese zu dem dargestellt, was Menschen, insbesondere
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