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Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Silbermesser zu knacken. Für irgendetwas musste es ja gut sein. Wenn ich ihn doch nur wach bekommen könnte – so schlaff, wie sein Kopf herabhing, schien es nicht gut um ihn bestellt zu sein –, dann würden wir uns zusammen aus dem Staub machen. Wie wir das bewerkstelligen wollten, wusste ich zwar nicht, aber wir mussten es schaffen. Zur Not würde ich ihn eben tragen.
    Neunzehn Etagen? Mein Verstand begehrte auf.
    Ich hörte nicht hin. Manchmal war das besser so.
    Noch nie hatte ich es mit einem so kniffligen Schloss zu tun gehabt. Es schien antik zu sein. Kein Wunder, wenn man die Herkunft des Hexenmeisters bedachte.
    Schweiß rann mir in die Augen. Ungeduldig wischte ich ihn weg und konzentrierte mich wieder. Durch die gebotene Eile zitterten mir die Hände und wurden ungeschickt. Ich schnitt Jimmy, und er stöhnte.
    Sofort blickte ich ihm ins Gesicht, aber er war nicht wach geworden. Als ich mich wieder dem Schnitt zuwenden wollte, war er schon verheilt.
    Ich streckte meine Hand aus und fuhr mit dem Finger entlang einer schwulstig roten Narbe auf seiner Brust. „Was haben sie dir bloß angetan?“, flüsterte ich.
    „Aber, aber, Miss Phoenix, warum denn so sentimental?“ Ich erstarrte, als ich den Klang der Stimme vernahm. „Ich kann Ihnen versichern, dass es ihm gefallen hat.“
    Entweder war die Stimme in meinem Kopf, oder sie kam aus einem Lautsprecher. Ich stellte plötzlich fest, dass die Tür von außen zugemacht worden war: Jimmy und ich, gefangen in der Höhle des Hexenmeisters.
    Es war viel zu einfach gewesen, sich hier einzuschleusen, und das konnte nur eins bedeuten.
    Sawyer hatte recht gehabt.
    Irgendwo tief in mir drin hatte ich geahnt, dass es eine Falle war, aber es war mir egal gewesen. War es mir immer noch. Ich hatte Jimmy gefunden, das war alles, was zählte. Gemeinsam würden wir das hier beenden.
    Der Mann, dem die Stimme gehörte, stand jetzt im Zimmer. Hatte er die Tür aufgeschlossen, geöffnet und wieder verschlossen? Ich wettete darauf, dass er einfach so aus dem Nichts erschienen war. Simsalabim.
    Ich fragte erst gar nicht, wer oder was er war. Wenn ihn sein italienischer Akzent nicht verriet, dann die olivfarbene Haut und das aristokratische Gesicht. Den Herrn hatte ich schon mal gesehen.
    Ganz langsam richtete ich mich auf, dabei stellte ich mich vor Jimmy; die Hand, mit der ich das Messer krampfhaft festhielt, war vor Schweiß schon ganz rutschig. Nicht dass ich mir einbildete, mit dieser Waffe viel gegen dieses… Wesen ausrichten zu können, aber ich konnte mich nicht überwinden, sie wegzulegen. Besser dies als gar nichts.
    „Sie sind so außerordentlich rasch hier eingetroffen.“ Seine Stimme hatte einen beinahe hypnotischen Klang – fremd und melodiös. Und wäre er kein böser Halbdämon gewesen, der es darauf abgesehen hatte, die Menschheit zu seinem Spielzeug zu machen, hätte ich mich von ihr einwickeln lassen.
    „Ich bin tief beeindruckt. Ich hatte geglaubt, wir müssten mehr aufbieten, um Sie hierherzulocken. Aber die Liebe…“ Angewidert verzog er die Lippen. „… war schon immer der Menschen Verderben.“
    Er hatte Jimmy als Köder benutzt – kein großer Schlag. Aber was mir nicht in den Kopf wollte: Wieso hatte Jimmy es zugelassen? Seit seinem achten Lebensjahr hatte sich Jimmy Sanducci von niemandem mehr benutzen lassen.
    „Sie haben jede meiner Prüfungen bestanden.“
    Meine Verwirrung war mir wohl anzusehen, denn er begann zu lachen, und es klang sanft und satt und irgendwie falsch. „Der Berserker. Der Chindi. Die Kojoten.“ Er streckte die Hände aus. „Ich hatte nicht ernsthaft geglaubt, sie könnten Erfolg haben, aber einen Versuch waren sie schon wert.“
    Ich schwieg, versuchte krampfhaft, mir eine Strategie zu überlegen, doch vergeblich. Es wäre jetzt schön gewesen, wenn Jimmy zu sich gekommen wäre. Noch schöner, wenn seine Fesseln wie die von Paulus einfach abgefallen wären, dann hätte er nämlich noch etwas anderes vor sich gehabt, als bald zu sterben.
    „Schon beim Klang Ihres Namens – Phoenix – hätte ich wissen müssen, dass Sie aus der Asche einer jeden Katastrophe auferstehen.“
    Der Meister musterte mich eingehend von oben bis unten. Bei diesem Blick wünschte ich mir eine heiße Dusche und mehrere Liter Domestos.
    „Umso bedauerlicher, dass Sie diesmal nicht wieder auferstehen werden“, fügte er hinzu. „Sie mögen große Kräfte haben, aber letztendlich sind Sie doch nur ein Mensch.“
    Jetzt konnte ich mich

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