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Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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gleichzeitig so verändert vor?
    „Weil sie jetzt sauber ist“, murmelte ich. Beim letzten Mal war sie schwarz von getrocknetem Blut gewesen.
    Nun konnte man auch den leuchtend blauen Hintergrund mit dem riesigen roten C darauf erkennen. Die Cubs. Noch so eine Mannschaft, die ich zum Kotzen fand.
    Vom Zaun aus beobachtete ich die Kinder beim Spielen. An jedem einzelnen von ihnen kam mir etwas bekannt vor. Es dauerte nicht lange, bis ich begriff, dass es die Kinder aus Hardeyville waren.
    Jetzt verstand ich auch, warum Ruthie in meinem letzten Traum so traurig gewesen war. Sie hatte gewusst, dass sie kommen würden. Hatte gewusst, dass ich sie nicht mehr würde retten können.
    Schon wieder fühlte ich mich schuldig, doch was konnte ich schon tun, als mit allen Mitteln zu verhindern, dass sich eine solche Katastrophe noch einmal wiederholte?
    Babygeschrei drang aus dem Haus, und ich hob den Kopf. Ruthie trat gerade aus der Hintertür, in ihren Armen hielt sie ein zappelndes Bündel. Ich konnte mich beim besten Willen nicht an ein Baby in der Turnhalle erinnern – zum Glück. Das hätte mich wahrscheinlich in die Irrenanstalt gebracht, zusammen mit Jimmy.
    Bei dem Gedanken ließ ich den Kopf hängen. Vielleicht hatte Jimmy das Baby gesehen. Oder…
    Ganz plötzlich sah ich wieder dieses Zimmer mit der pastellgrünen Tapete vor mir, auf der sich Giraffen und Elefanten tummelten. Zum Teufel.
    Ruthie beugte sich über einen Kinderwagen und legte das Bündel behutsam hinein. Noch während sie beruhigend auf das Kind einsprach, hörte es auf zu weinen.
    „Kommst du rein?“, fragte sie, ohne sich nach mir umzudrehen. „Oder willst du weiter nur im Garten stehen und Maulaffen feilhalten?“
    Ich ging ins Haus.
    Einige der Kinder hielten in ihrem Spiel inne, und ein paar winkten mir zu. Der Kleine mit der Cubs-Baseballkappe trat mir kräftig gegen das Schienbein. Das hatte ich wohl verdient.
    „David!“, sagte Ruthie mit schneidender Stimme. „Sie konnte nichts dafür.“
    Zwar machte er ein zerknirschtes Gesicht, doch man sah, dass er eigentlich aufbegehren wollte, als Ruthie aber einige Schritte auf ihn zu machte, rannte er schnell zu den anderen Kindern, um an ihrem Tick-Spiel teilzunehmen.
    „Wieso?“, fragte ich sie, als sie näher kam. „Wieso hast du mich dort hingeschickt, wenn es zum Helfen sowieso schon zu spät war?“
    „Manche Dinge sind einfach vorherbestimmt. Gleichgültig, was wir tun, wir können sie nicht ändern.“
    „Wie kann das vorherbestimmt gewesen sein? Was für ein Gott ist das?“
    Ruthie gab mir einen Klaps auf den Mund. Geschah mir nur recht.
    „Du stehst hier nicht auf heiligem Boden und stößt Gotteslästerungen aus, Lizbeth. Du wirst Gott überhaupt nicht lästern.“
    „Ja, Ma’m.“ Wütend starrte sie mich an. „Ich meine, nein, Ma’m.“
    „Jedem ist seine Zeit vorbestimmt. Wenn Gott uns zu sich ruft, dann folgt man seinem Ruf. Nicht früher, nicht später.“
    Daran glaubte ich auch. Und das lernt man auch, wenn man eine Zeit lang Bulle war. Verirrte Kugeln, die eine Frau knapp verfehlen, weil sie sich gerade gebückt hat, um ihr Kind auf den Arm zu nehmen. Ihre Zeit war noch nicht gekommen. Und eine zweite Frau, die aus demselben Grund getroffen wird. Ihre Zeit war abgelaufen.
    Beispiele wie diese habe ich zu Hunderten erlebt, in meinen Jobs und auch im täglichen Leben. Krebs im Endstadium, der auf einmal restlos verschwunden ist. Kerngesunde Dreißigjährige, die auf der Straße plötzlich tot umfallen. War alles nur ein Zufall? Nein, schon lange, bevor ich diesen Ort gesehen hatte, hatte ich mich gegen diese Einstellung verwahrt.
    „Wieso bist du so sicher, dass ihre Zeit gekommen war?“, fragte ich. „Vielleicht bin ich einfach nicht gut genug, und es war meine Schuld.“
    „Als ich dir in deiner Vision den Ort gezeigt habe, waren sie schon tot. Sie waren sogar schon tot, als mir der Ort gezeigt wurde. Also, was hättest du anderes tun können als das, was du getan hast?“
    Mir wurde leichter ums Herz, doch nur ein wenig. Denn wie konnte ich diesen spielenden Kindern zuschauen, die viel zu früh in den Himmel gekommen waren, und mich nicht für all die Geburtstage schuldig fühlen, die ich ihnen schon voraus hatte?
    „Du hast genau das getan, was du solltest“, sagte Ruthie. „Du hast die Nephilim in Hardeyville getötet. Du hast damit den nächsten Ort auf ihrer Liste gerettet und auch jeden Menschen, der ihnen rein zufällig über den Weg gelaufen

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