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Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Aber jetzt bist du erst einmal in New Mexico, um zu lernen, meine Stimme auch ohne Berührung zu hören.“
    „Kann er es mir beibringen?“
    „Ja.“ Ruthie wandte den Blick sorgenvoll ab. „Aber es wird dir nicht gefallen.“

 
    20
    B eim Aufwachen schnappte ich nach Luft, so als würde ich nach einem langen Tauchgang wieder durch die Wasseroberfläche brechen. Mit klopfendem Herzen setzte ich mich im Bett auf. Ich konnte mir den Grund nicht erklären, bis ich den langen schmalen Schatten eines Mannes im Türrahmen sah.
    Zunächst wusste ich nicht, wer es war. Jimmy? Sawyer? Jemand, den ich noch gar nicht kannte? Dann drang mir der Geruch von Tabakrauch in die Nase, und ich sah die glutrote Spitze der Zigarette.
    „Was ist los?“
    „Muss irgendetwas los sein? Darf ich nicht einfach mitten in der Nacht durch mein eigenes Haus spazieren?“
    Dagegen war nichts einzuwenden, aber dass er mich im Schlaf beobachtete, war mir nicht geheuer. Natürlich war er schon immer irgendwie zum Fürchten gewesen. Dafür konnte er wohl nichts.
    Mit fünfzehn hatte ich unzählige Male fortlaufen wollen, vor diesem Ort und diesem Mann. Unbedingt hatte ich fortgewollt und nie mehr zurückkehren wollen. Aber sich so ohne Weiteres in die Wüste zu begeben wäre der sichere Tod gewesen. Bleiben irgendwie auch. Aber ich hatte es überlebt.
    Damals.
    Manchmal war ich in tiefster Nacht aufgewacht und hatte seine Anwesenheit gespürt, als säße er an meinem Bett. In solchen Momenten spürte ich ein Kribbeln auf meiner Haut, vielleicht sollte ich lieber sagen, es überlief mich kalt, als hätte er mich in einem unbemerkten Augenblick berührt. Aber kein einziges Mal, wenn ich Licht machte, war er da.
    Das Gefühl, beobachtet oder verfolgt zu werden, hat mich auch noch lange danach begleitet. Um die Wahrheit zu sagen, spürte ich ihn manchmal immer noch im Dunkeln, konnte den Rauch seiner Zigarette riechen oder seine Stimme im Flüstern des Windes hören.
    „Komm mal mit.“ Sawyer wartete erst gar nicht ab, bis ich aus dem Bett gestiegen war, sondern drehte sich auf dem Absatz um und verließ den Raum.
    Ich wollte nirgendwo mit ihm hingehen, aber gleichzeitig wollte ich auch, dass diese Nummer hier so schnell wie möglich vorbei war. Und Jimmy und Ruthie zufolge musste ich dafür auf diesen Mann hören.
    „Verdammt“, murmelte ich und schwang meine nackten Beine über die Bettkante.
    Als ich meinen Koffer in Hardeyville gepackt hatte, hatte ich keinen Schlafanzug mitgenommen. Die tote Frau hatte nur sexy Damenwäsche besessen, und mir war nicht nach Verführung zumute gewesen. Also hatte ich einfach im T-Shirt geschlafen.
    In der Tasche fand ich ein Paar Shorts und zog sie an, bevor ich die trügerische Sicherheit des Schlafzimmers verließ, um einem Schatten namens Sawyer zu folgen.
    Weit musste ich nicht gehen. Am zweiten Schlafzimmer, in dem Jimmy vermutlich schlief, blieb er stehen. Die Tür stand offen. Das Bett war leer.
    Sawyer deutete mit dem Kopf in meine Richtung. Mein Blick fiel auf die Haustür, und ich rannte los.
    Er kletterte gerade in den Hummer. Er ließ mich allein.
    Schon wieder.
    „Jimmy?“
    Er erstarrte vor Schreck, ein Bein im Wagen, das andere draußen. Einen Moment lang dachte ich schon, er würde tatsächlich fortfahren. Was hätte ich dann getan? Wäre ich ihm hinterhergelaufen? Hätte auf die Windschutzscheibe gehämmert? Ihn angefleht, mich nicht allein zu lassen?
    In der Hölle vielleicht.
    Aber er drehte sich seufzend um und stieg aus. „Du hättest gar nicht aufwachen sollen.“
    Ich sah zum Haus hinüber. Sawyer stand noch immer im Flur, die Zigarette war verschwunden. Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen, wollte ich in diesem Moment auch gar nicht.
    Mit einem Ruck warf ich die Tür zu und überquerte den Rasen. Das ausgedörrte Gras war rasiermesserscharf, und ich versuchte, den Schmerz unter meinen bloßen Fußsohlen zu ignorieren.
    „Wohin wolltest du?“
    „Ich hatte dir doch gesagt, dass ich jeden von Ruthies Dämonenjägern ausfragen werde, um den Verräter zu schnappen.“
    „Und das muss ausgerechnet jetzt sein?“
    „Warum nicht? Du bist doch hier beschäftigt.“
    Seine Stimme hatte einen Unterton, der mir nicht gefiel, aber ich konnte ihn nicht richtig einordnen. „Bleib hier.“
    „Nein.“
    „Und das sagst du einfach so? Was ist, wenn ich…?“ Ich machte eine Pause, eigentlich hätte ich sagen wollen: Was ist, wenn ich dich brauche? Aber zum Glück hatte ich noch einen

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