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Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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räusperte sich. „Liz“, korrigierte er sich. „Der Dagda lebt in Anderswelt, einem Land, das parallel zu unserer Welt existiert.“
    „Parallel“, wiederholte ich.
    Er spreizte die Finger. „Ein anderes Reich, das darunter liegt.“
    „Unter was?“
    „Unter der Erde.“
    „Wie weit darunter? Auf Tartarus-Niveau?“
    Seine gelb-grünen Augen weiteten sich. „Nein! Er ist kein Grigori.“
    „Aber er lebt da unten.“
    „Der Dagda lebt in Anderswelt, weil ihm an dieser Welt hier nichts liegt.“
    „Warum denn nicht?“
    „Ist es bei dir so anders?“
    Tatsächlich lag mir sehr viel an dieser Welt. Sonst würde ich wohl kaum mein Leben, meine Liebe und mein ganzes Streben nach Glück aufs Spiel setzen, um sie zu retten. Aber wie sollte man das einem Gargoyle erklären?
    „Wie kommen wir dorthin?“
    „Ich kenne den Weg.“
    Ich sah kurz zu Jimmy hinüber. Er starrte immer noch in den Himmel.
    „Summer kannte ihn nicht.“
    „Nein. Wir haben in Anderswelt gelebt, bis wir uns für eine Seite – Gut oder Böse – entschieden haben. Summer aber hat sich sofort entschieden.“
    „Wow, sie ist ja eine richtige Heilige“, murmelte ich.
    „Womöglich wird sie eine werden, wenn die Mächte des Lichts siegen. Wenn aber die Mächte der Dunkelheit herrschen werden“ – er schüttelte den Kopf – „möchte ich nicht in ihrer Haut stecken.“
    Wenn die Mächte der Dunkelheit herrschten, wollte ich nicht mal in meiner eigenen Haut stecken. Zur Hölle, keiner von unserer Seite würde er selbst sein wollen, wenn die Dämonen die Weltherrschaft übernahmen.
    Das bedeutete: Wir mussten etwas tun. Jimmy musste wieder eine Dunkelheit in sich entfalten, die mit meiner mithalten konnte. Ruthie hatte gesagt, das sei unsere einzige Chance gegen die Grigori, die sich befreit hatten und jetzt die Erde mit Heerscharen – schon wieder dieses verfluchte Wort – von Nephilim bevölkerten. Wir mussten so böse werden wie sie.
    „Wie kommen wir nach Anderswelt?“, fragte ich.
    „Ich kann das Tor überall öffnen. Alles, was ich brauche, ist ein Hügel.“
    Er drehte sich um und schlüpfte in einen nahe liegenden Garten. Ich griff nach Jimmys Hand, weil ich dachte, ich müsste ihn mitziehen. Doch er hob die Hände, als wollte er sich ergeben. „Ich komme schon.“
    Ich bedeutete ihm, vor mir herzugehen. Ich war ja nicht blöd. Wenn ich ihm den Rücken zudrehte, würde Jimmy sich aus dem Staub machen. Wäre nicht das erste Mal.
    Aber er folgte Quinn kommentarlos. Jimmys zerknirschte Art nervte mich noch mehr als sein übliches Draufgängertum. Fast wünschte ich mir, er würde mich schlagen, denn dann hätte ich ihm auch eine reinhauen können.
    Der kleine Haufen Gras im Garten gab einen erbärmlichen Hügel ab, aber in Milwaukee war die Auswahl nicht allzu groß. Ich schätze, der nächste richtige Hügel war gut zwanzig Minuten Autofahrt entfernt.
    „Legt euch hin“, sagte Quinn. Und wir gehorchten. Er zog einen Stoffbeutel aus seiner Tasche.
    „Erde aus Anderswelt“, erklärte er, dann steckte er seine Finger hinein. „Die besitzen nur Wesen, die dort gewesen sind.“
    Er verteilte die Erde über uns. Die herabrieselnden Partikel fühlten sich auf meinem Gesicht wie kühler Sand an. Der Geruch nach feuchter Erde umgab uns, der Himmel schien sich zu entfernen.
    „Mist“, sagte ich, aber es war schon zu spät. Wir sanken ein, Erde strömte von oben auf uns ein, der Boden unter uns sackte ab.
    Ich streckte den Arm nach Jimmy aus und konnte gerade noch meine Hand in seine schieben, bevor wir lebendig begraben wurden.

 
    8
    I ch hatte nicht damit gerechnet, dass es so zu Ende gehen würde – dass ich erstickte, während die Erde meinen Mund und meine Nase füllte und das Licht der Sterne vor meinem Blick verbarg. Ich hatte mir eher vorgestellt, dass ich in einem Glorienschein unterginge – ich würde ein Schwert schwingen, und überall wäre Blut – vielleicht im letzten Kampf, im Armageddon.
    Jimmy hielt meine Hand, und die aufkommende Panik ging vorüber. Wenigstens waren wir zusammen. Wenigstens hatte er die Hand nicht wieder weggezogen.
    Dann landeten wir mit einem dumpfen Aufprall in einer kühlen, neblig-grauen Welt, und Jimmy zog die Hand nun doch weg. Als ich blinzelte, rieselte Erde von meinen Wimpern. Ich rieb sie mir aus dem Gesicht, den Augen und den Haaren, dann sah ich auf. Der Himmel war braun, und die Erde unter unseren Füßen waberte so neblig wie eine Wolke.
    „Verkehrt herum“, sagte

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