Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)
ziemlich verstörend auf mich. Groß und schlank gebaut, erinnerte er mich an den Panther, der er noch vor Kurzem gewesen war. Seine Haare glänzten dunkel, und die Augen waren gespenstisch gelb-grün.
Ich starrte in den Garten. „Du warst doch die Statue dort, oder?“
Der Mann nickte.
„Er war eine Statue?“, fragte Jimmy. „Findest du nicht, dass ich das hätte wissen sollen, bevor ich mit Silber auf ihn einsteche?“
„Ich hab den Zusammenhang nicht sofort erkannt.“
„Du siehst eine Pantherstatue, und dann taucht ein Panther auf, aber du siehst keinen Zusammenhang?“
„Komisch, nicht? Völlig unverständlich, dass ich nicht darauf gekommen bin, dass die Statue zum Leben erwacht ist.“
Jimmy zog die Augenbrauen hoch, kommentierte meinen Sarkasmus jedoch nicht weiter. Stattdessen wandte er sich an den Panthermann. „Gargoyle?“, fragte er.
Der Mann hob anmutig die Hände. „Das bin ich.“
Gargoyles waren früher einmal Tiere gewesen. Sie halfen den Feen, die auf der Erde bleiben mussten, nachdem man ihnen die Himmelspforte vor der Nase zugeknallt hatte.
Die Feen waren verloren. Sie hatten keine Ahnung, wie sie überleben sollten. Plötzlich waren sie menschlich und hatten überhaupt keine Vorstellung davon, wie man das anstellte.
Einige wilde Tiere von der Erde halfen ihnen, und als Lohn erhielten sie die Fähigkeiten, zu fliegen und ihre Gestalt zu verwandeln. Gargoyles konnten sich Flügel wachsen lassen und zu Stein werden.
Als die Feen dann allein zurechtkamen, übernahmen die Gargoyles die Aufgabe, die Schwachen und Leichtsinnigen vor Dämonenangriffen zu schützen. Je mehr Menschen die Gargoyles retteten, umso menschlicher wurden sie selbst.
„Summer hat dich geschickt“, sagte ich.
Der Mann nickte, sein Blick ruhte auf Megans Fenster im ersten Stock. „Niemand wird ihr etwas zuleide tun, solange ich hier bin.“
In seiner Stimme lag ein irischer Akzent, wenn auch nur ein ganz leichter. Ich hatte gehört, dass es nach dem Fall viele Feen nach Irland gezogen hatte, weil sie die sanften grünen Hügel an den Himmel erinnerten. Und ich würde wetten, dass damals eine Menge Gargoyles mit ihnen gegangen waren.
Jimmy steckte sein Messer weg. „Wie heißt du?“, fragte er.
„Quinn Fitzpatrick.“
„Und du hängst die ganze Nacht in Megans Garten herum?“, fragte ich.
„Sollte ich das nicht?“
„Was ist tagsüber?“
Er grinste. Seine Zähne waren jetzt nicht mehr scharf und spitz, sondern ganz normal, wenn auch ziemlich weiß. „Ich bin der neue Barkeeper.“
Ich zog die Brauen hoch. „Du bist der, der so langsam ist, dass Megan ihm nicht zutraut, gleichzeitig gehen und Kaugummi kauen zu können?“
Quinns Grinsen erstarb. „Hat sie das gesagt?“
„Nicht so ausführlich.“
„Also, ich wollte nicht, dass sie erfährt, dass ich geschickt wurde. Deshalb musste ich mich etwas menschlicher geben, als ich in Wahrheit bin.“
„Indem du Sachen fallen lässt?“
„Wie sonst?“
Ich hatte keine Ahnung. Wie machte man einen menschlichen Eindruck? Wenn ich das wüsste, hätte ich es schon längst ausprobiert. Ich wurde immer für merkwürdig gehalten, selbst bevor ich mit Ruthie in Berührung gekommen und dadurch natürlich noch merkwürdiger geworden war.
„Megan weiß es nicht?“
„Dass ich ihr Bodyguard bin? Nein.“
„Dabei soll es bleiben.“
Megan hatte mir unmissverständlich klargemacht, dass sie keine Hilfe brauchte. Sie irrte sich, deshalb ignorierte ich ihren Wunsch auch. Aber ich traute ihr durchaus zu, dass sie dem armen Quinn das Leben zur Hölle machte, wenn sie herausfand, dass er ihr Babysitter war.
„Haben hier etwa irgendwelche Nephilim rumgeschnüffelt?“
„Heerscharen.“
Mann, wie mir dieses Wort auf die Nerven ging.
„Unter Heerscharen “, sagte ich, „kann ich mir leider nichts Genaues vorstellen.“
„Dutzende, Herrin.“ Er richtete sich kerzengerade auf und präsentierte seine äußerst attraktive Brust. „Aber alle sind nur noch Staub.“
„Oh. Gut gemacht.“
Wieder dankte ich Gott, dass ich Megan jemanden geschickt hatte, der auf sie aufpasste. Ich machte drei Kreuze, weil Summer tatsächlich auf mich gehört und jemanden geschickt hatte, der sein Handwerk verstand.
„Je mehr Nephilim ich töte, desto mehr Stunden am Tag kann ich in dieser Gestalt verbringen“, sagte er. „Schon bald werde ich ganz zum Mann werden.“ Er sah wieder zum Fenster auf. „Aber ich beschütze sie nicht zu meinem eigenen Vorteil.
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