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Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Problem?“
    „Ich habe da so eine Ahnung, wie die Gefälligkeit aussehen wird, wenn du den Pakt schon mit einem Kuss besiegelst“, raunte mir Jimmy zu. „Aber das dürfte ja genau dein Ding sein.“
    Er war wütend, verletzt und fühlte sich verraten. Ich konnte ihm nicht verübeln, dass er um sich schlug. Also, warum tat ich es dann?
    „Ich kann alle Kräfte brauchen, die ich bekommen kann“, sagte ich und hob eine Schulter, „warum also nicht auch seine?“
    Jimmy starrte mich an, als hätte er gerade etwas entdeckt, das ihm nicht sonderlich gefiel. „Du hast dich verändert.“
    Ich lachte. „Findest du?“
    „Genug geredet.“ Der Dagda griff nach mir. Jimmy machte Anstalten, sich zwischen uns zu stellen – und der Feengott schmetterte ihn mit einem scharfen Blick aus seinen eisblauen Augen zu Boden.
    „Bleib genau so“, murmelte der Dagda, und dann küsste er mich.
    Wie von einem Kuss zu erwarten, war es gar nicht übel. Ein sanftes Aufeinandertreffen der Lippen, weich und fast süß – und kein bisschen Zunge. Leider bemerkte ich schon bei der ersten Berührung, was er wirklich mit Jimmy vorhatte.
    Es würde wehtun.
    Also machte ich einen Satz zurück, meine Lippen formten zwar schon das Wort Nein , aber ich konnte es nicht aussprechen, denn vor Grauen versagte mir meine Stimme den Dienst.
    Aufmerksam las der Dagda in meinem Blick. „Willst du ihn etwa verschonen, auch wenn dies das Ende der Welt bedeutet?“
    Und das Nein , das mir auf der Zunge gelegen hatte, kam über meine Lippen.

 
    9
    I m nächsten Augenblick befand ich mich wieder auf dem Hügel anstatt darunter. Ich legte meine Hand auf das kühle, grüne Gras und sagte: „Verzeih mir.“
    Dann stand ich auf und ließ Jimmy hinter mir zurück.
    Quinn war verschwunden. Ich nahm an, dass er wieder als Statue in Megans Garten herumstand, was ja genau der Ort war, an dem er auch sein sollte. Aber wo sollte ich jetzt sein?
    Überall, nur nicht hier.
    Ich stieg in den Navigator und fuhr zum Flughafen. Das einzige Ziel, das mir einfiel, war New Mexico.
    Acht Stunden später stieg ich in Albuquerque aus dem Flugzeug – von Milwaukee aus sind Flüge in den Südwesten sehr dünn gesät – , mietete mir dort einen Wagen und fuhr nach Norden.
    Sawyer lebte am Rand des Navajo-Reservats in der Nähe des Mount Taylor, einem der vier heiligen Berge, die das Land der Navajo (auch Dinetah oder Glänzende Welt genannt) eingrenzten. In dieser Welt geschahen merkwürdige Dinge. Besonders, wenn Sawyer in der Nähe war.
    Ich fuhr über flaches, ausgetrocknetes Land, das schließlich in die Ausläufer der Berge mündete, in denen vereinzelt riesige Ponderosa-Kiefern wuchsen. Canyons, die von hohen, spitzen, sandfarbenen Felsen umgeben waren, wechselten sich mit den roten Tafelbergen ab, die John Ford in seinen Western-Filmen verewigt hatte.
    Ich war noch einige Kilometer von Sawyers Haus entfernt, als ein einsamer schwarzer Wolf neben meinem Wagen auftauchte. Ein gewöhnlicher Wolf hätte bei einer Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometern nicht mithalten können, aber dies hier war kein gewöhnlicher Wolf.
    Ich fuhr rechts ran und stieg aus. Das Tier blieb vor einem Mesquitestrauch stehen und starrte mich an, die Zunge hing ihm aus dem Hals, und die unheimlichen grauen Augen blieben unverwandt auf mein Gesicht gerichtet.
    „Woher wusstest du, dass ich kommen würde?“, fragte ich.
    Er legte den Kopf schief, antwortete aber nicht. Das konnte er auch nicht. Sawyer war zwar kein gewöhnlicher Wolf, aber sprechen konnte er trotzdem nicht.
    „Wir treffen uns bei dir zu Hause.“
    Ich wollte schon wieder in den Wagen steigen, doch er gab ein tiefes Wuff von sich, scharrte mit den Pfoten im Sand und schüttelte sich dann am ganzen Körper, als hätte er gerade ein eiskaltes Bad genommen.
    „Warum verwandelst du dich nicht zurück, damit wir uns unterhalten können?“
    Er hob die Oberlippe an und zeigte mir die Zähne.
    „Ohhh-kay.“ Ich sah ihn einige Sekunden lang aufmerksam an. „Du hast dir doch nicht wieder einen Fluch eingefangen, oder?“
    Sawyer war nämlich von seiner Mutter, der Naye’i oder der Frau aus Rauch, verflucht worden. Über Jahre, Jahrhunderte, vielleicht sogar Jahrtausende – wer weiß? – hatte er das Dinetah nicht mehr als Mensch verlassen können. Aber seit ich sie in Stücke gerissen hatte, war dieser Fluch aufgehoben.
    Nachdenklich betrachtete ich Sawyers flauschige Ohren und seinen buschigen Schwanz. Oder etwa nicht?
    Ich

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