Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
Vom Netzwerk:
Behausung, zog die Webmatte, die als Tür diente, zur Seite und sah ins Innere hinein. Der Raum war leer.
    Sawyer hatte sich nicht in Luft aufgelöst, auch wenn es vielleicht so aussah. Ich war abgelenkt gewesen, Luther ebenso. Wir hatten den Hogan die ganze Zeit nicht im Blick gehabt, und Sawyer konnte sich in einem winzigen Augenblick nach Belieben in jedes seiner Tiere verwandeln, um dann in einem Wimpernschlag zu verschwinden.
    „Das kann ich nicht.“
    Seine Stimme klang weiter entfernt. Es klang noch immer so, als wäre er überall um mich herum, aber etwas schwächer. Eher wie der Wind als wie die Nacht. Konnte er sich in den Wind verwandeln? Das wusste ich nicht.
    „Was kannst du nicht?“ Ich stieg rückwärts aus dem Hogan.
    „Dir aus reiner Herzensgüte helfen.“
    „Warum nicht?“
    „Weil ich so etwas nicht habe.“
    „Herz oder Güte?“
    „Genau.“
    Ich rieb mir die Stirn. Egal ob ich eine Frau oder ein Wolf war, Gespräche mit Sawyer bereiteten mir Kopfschmerzen.
    „Was verlangst du für Luthers Ausbildung?“, fragte ich also.
    Ich hatte eine großartige Idee. Bei Sawyer ging es immer um Sex. Seine Kräfte basierten überhaupt auf Sex. Sein Körper war wie für Sex gemacht. Seine Gedanken kreisten ausschließlich um Sex.
    Oder vielleicht wollte er auch nur, dass die Menschen das glaubten. Wenn er als übersinnlich veranlagter Nymphomane verschrien war, bräuchte er mit niemandem Kontakt zu halten. Er müsste sich da draußen nicht präsentieren. Er bräuchte auch keine Angst vor Zurückweisungen oder Liebeskummer zu haben. Wenn es Sawyer nur um Sex ging, würde niemand von ihm Liebe erwarten. Ich jedenfalls bestimmt nicht.
    Davon abgesehen gewann der Legende nach jeder, der Sawyer liebte oder von ihm geliebt wurde, eine Reise ins Land der Toten. Nur den Hinflug allerdings.
    „Ich setze es dir auf die Rechnung“, antwortete Sawyer.
    Das gefiel mir nicht besonders. Ich schuldete schon dem Dagda einen Gefallen.
    „Kann ich nicht einfach …“ Ich unterbrach mich. Was denn? Ich hatte kaum Geld. Meine Kräfte waren im Vergleich zu seinen lächerlich gering. Das Einzige, was ich hatte, womit er etwas anfangen konnte, war ich selbst. Und das hatte er bereits gehabt. Oft.
    „Ich glaube, das hast du bereits“, sagte er, als würde er meine Gedanken wiederholen.
    „Dann müssten wir quitt sein.“
    „Nicht ganz“, flüsterte er.
    „Großartig. Setz es mir auf die Rechnung“, schnappte ich. „Wie es aussieht, werde ich es wohl bis zum Ende der Welt mit dir tun.“
    „Das sollte genügen.“
    Mein einziger Trost war, dass das Ende der Welt direkt vor der Tür zu stehen schien.
    Während wir miteinander sprachen, durchstreifte ich das Gelände, lief hinter den Hogan, dann hinter das Haus. Ich spähte in die Schwitzhütte und unter das Sonnendach. Kein Sawyer. Ich gab auf.
    „Wo bist du?“ Ein übernatürliches Versteckspiel war nun wirklich nicht mein Ding.
    „Erinnerst du dich an den See? Auf dem Berg?“
    Ich drehte mich um und starrte angestrengt nach oben in den riesigen Schatten von Mount Taylor. Im Westen donnerte es. „Ja.“
    „Wir müssen wegen des Blitzes etwas unternehmen.“
    „Was für ein etwas ?“
    „Ihn herbeirufen.“
    „Du hast gesagt, wir müssten darauf warten.“
    „Ich sage viel.“
    Eigentlich nicht. Sawyer gehörte wohl zu den schweigsamsten Wesen auf dieser Welt.
    Er nahm einen tiefen Atemzug und ließ die Luft langsam wieder entweichen. „Ich wollte nicht, dass der Junge Bescheid weiß oder uns folgt. Er sollte besser hierbleiben.“
    Mit Unbehagen sah ich zu dem Haus hinüber, in dem Luther gerade verschwunden war. „Aber …“
    „Ihm droht keine Gefahr. Er kann ein Löwe sein, wenn er will.“
    „Es gibt jetzt so viele von ihnen.“
    „Und so wenige von uns“, stimmte er zu. „Er wird schon bald auf eigene Faust losziehen müssen. Ich habe ihm fast alles beigebracht, was ich weiß. Ihm fehlt nur noch die Praxis.“
    Bei dem Gedanken daran, Luther (der angeblich achtzehn Jahre alt war, woran ich aber meine Zweifel hatte) zu befehlen, Dämonen zu töten, wurde mir übel. Ich hatte geschworen, niemals Teenager in den Tod zu schicken. Aber auch dieses Mal hatte ich keine andere Wahl.
    „Er kommt schon klar, Phoenix.“ Sawyers Stimme klang weich, tief und ziemlich sicher. „Ich brauche dich hier. Wir müssen den Blitz herbeirufen.“
    „Wieso kann ich dich hören?“, fragte ich.
    Keine Telepathie. Ich war kein Tier, und ich hörte ihn im Wind

Weitere Kostenlose Bücher