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Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Aber ich war keine normale Fünfzehnjährige, und Sawyer war auch kein Mann im eigentlichen Sinne.
    Wenn das Jugendamt davon Wind bekommen hätte, wäre ich schneller aus Ruthies Obhut gerissen worden, als eine Katze ein Mäusebaby aus dem Nest schnappt. Aber es ist eben nicht herausgekommen. Heute weiß ich, dass Ruthies Einfluss weit über die Föderation hinausreichte – oder besser gesagt, dass Mitglieder der Föderation in allen wichtigen Stellen in hohen Positionen vertreten waren. Wenn Dinge ans Licht kamen, die nicht hätten sein sollen, war es ein Leichtes, Erinnerungen in den Köpfen der Menschen auszulöschen – oder gleich die Köpfe dieser Menschen vom Antlitz der Erde zu entfernen und weiterzumachen.
    Davon abgesehen hatte mich Sawyer nie unsittlich berührt. Beim ersten Mal. Nicht, weil er über eine nennenswerte Moral verfügt hätte, sondern weil er Angst vor Ruthie hatte. Im Hinblick auf Sawyer drängte sich mir die Frage auf, was in ihrer gemeinsamen Vergangenheit geschehen sein mochte und welche Kräfte Ruthie noch hatte, von denen ich nichts wusste.
    Ruthie streckte Sawyer Luthers Hand entgegen, und Sawyer ergriff sie. Es war irgendwie komisch, die beiden auf diese Weise miteinander verbunden zu sehen. Aber in diesem Augenblick war Luther Ruthie, und die Berührung schien zu helfen. Sawyer richtete sich wieder auf und zog seine Hand aus Luthers zurück, um sich erneut der Arbeit zuzuwenden.
    „Ich brauche etwas von ihm.“
    „Von ihm?“, wiederholte ich irritiert.
    „Ein Stück von der Person, die jetzt ein Geist ist. Haare, Fingernägel, Haut.“
    „Er ist aber tot.“
    „Oh, stimmt“, sagte Sawyer und ging auf seinen Hogan zu.
    „‚Oh, stimmt‘?“ Ich sah zu Ruthie/Luther hinüber. „Das ist alles? ‚Oh, stimmt. Schönes Ende der Welt noch.‘“
    „Was erwartest du von mir?“ Sawyer hielt an und drehte sich um. „Soll ich ihn aus dem Nichts zaubern?“
    „Äh … ja“, sagte ich in meinem schönsten Sag-bloß-Tonfall, den Sawyer aber ignorierte.
    „Es muss eine Verbindung geben. Etwas, das den …“ – er machte eine vage Handbewegung – „… Kräften sagt, wen sie erwecken sollen.“
    „So eine Sch…“, brummte ich.
    „Lizbeth“, mahnte Ruthie. „Denk nach! Wo könnten wir ein Stück von Xander finden?“
    „Tja. Wir haben ihn leider verbrannt“, sagte ich. „Wir hatten keine Wahl. Es war eine Riesensauerei.“
    Ruthie zuckte zusammen. „Trotzdem. Menschen verteilen doch überall winzige Teilchen von sich.“
    „Wir haben auch sein Büro verbrannt.“
    „Ich wusste gar nicht, dass Sanducci nicht nur ein Arschloch, sondern auch noch ein Pyromane ist“, murmelte Sawyer.
    Er mochte so alt sein wie die Welt, aber manchmal führte er sich verdammt kindisch auf. Besonders wenn es um Jimmy ging.
    „Seine Wohnung“, sagte Ruthie. „Bürste, Zahnbürste, Nagelknipser, Hut.“
    „Hut!“ Mein Ruf hallte von den Bergen wider und lenkte alle Blicke auf mich. „Ich habe tatsächlich … seinen Hut mitgenommen.“
    „Und du meinst nicht, du hättest das schon mal erwähnen können?“, fragte Ruthie.
    „Warum? Es ist ein cooler Hut. Ich wollte nicht, dass er …“ Da brach ich ab. Ich hatte nicht gewollt, dass er verbrannte. Ich hatte Xander gemocht. Ich wünschte, ich hätte Zeit gehabt, ihn besser kennenzulernen.
    Ich ging zu dem Mietwagen, kroch hinein und kam mit dem Filzhut in der Hand wieder heraus.
    Sicher würden sich unter dem Band an der Innenseite ein paar seiner blonden Haare finden. Ich reichte Sawyer den Hut.
    „Vergrabe Haare neben einem Baum, der vom Blitz getroffen wird“, murmelte Ruthie.
    „So bringt man eher jemanden um“, sagte Sawyer, „beschwört aber doch nicht seinen Geist.“
    Ich warf Ruthie/Luther einen kurzen Blick zu. „Wo hast du das gelernt?“
    Sie zog eine buschige hellbraune Braue hoch.
    „Oh“, sagte ich und wandte meine Aufmerksamkeit wieder Sawyer zu. „Ich nehme an, du kannst mit diesem Ritual tatsächlich jemanden aus der Entfernung töten.“
    „Das nehme ich auch an.“
    „Auf diese Weise könnten wir eine ganze Menge Dämonen umbringen.“
    „Es funktioniert nicht bei Dämonen“, sagte Sawyer abwesend.
    „Natürlich nicht“, brummte ich. „Das wäre ja auch viel zu einfach.“
    „Was müsst ihr tun?“ Diese Stimme gehörte jetzt Luther. Bei näherem Hinsehen stellte sich heraus, dass auch Augen und Körperhaltung wieder seine eigenen waren.
    „Wo ist Ruthie?“, fragte ich.
    Der Junge zuckte die

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