Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)
ich war von Jimmys Geruch umgeben – all das trug mich in die Vergangenheit zurück. Alles, was seitdem geschehen war – die Verletzungen, der Betrug, die unendlichen Veränderungen –, verblasste erst einmal. Ich musste nur daran glauben, dass wir in Ruthies Garten und nicht in Anderswelt wären, dass es Oktober war und nicht August, dass wir noch Kinder waren und Menschen – oder dass wir jedenfalls glaubten, Menschen zu sein. Dann war es ganz einfach.
Ich schmiegte mich an ihn, ließ ihn die Führung übernehmen, sein Becken schob sich mir entgegen und zog sich wieder zurück. Er bedeckte mein Gesicht, meinen Hals und meine Brüste mit andächtigen Küssen. Damals hatte er mich verehrt, und ich hatte ihn angebetet. Es hatte zwar nicht gehalten, aber solange es währte, war die Welt ein glanzvoller, herrlicher Ort gewesen. Es gab viel Hoffnung und große Liebe und lauter Perspektiven. Das Leben erwartete uns.
Jetzt war es eher der Tod, der auf uns wartete. Und das nicht gerade geduldig. Womöglich war das auch der Grund dafür, dass ich versuchte, die Realität zu meiden. Später war ja noch Zeit genug, sich über Vampire und Dämonen und das Ende der Welt den Kopf zu zerbrechen. All das würde auch nachher noch vorhanden sein, also nach meinem Orgasmus.
So gut sich das alles auch anfühlte, irgendwie stimmte der Druck nicht. Ich spannte die Sprunggelenke an und lehnte mich zurück, wobei ich ihm meine Brüste direkt ins Gesicht drückte. Das machte ihm nichts, er hatte sie ja schon immer gemocht.
Er nahm eine Brustwarze zwischen seine Zähne, zupfte und saugte daran, bevor er der anderen die gleiche Behandlung zukommen ließ. Die Empfindungen tanzten zwar auf meiner Haut und wanderten auch tiefer, aber irgendetwas stimmte noch immer nicht.
„Lass mich los“, flüsterte ich in sein Haar.
„Niemals.“ Er küsste gerade eine meiner Brüste und rieb seine Wange an der anderen.
Ich grub meine Hände in seine feuchten, lockigen Haare. „Lass mich runter, bitte. Ich muss dich spüren …“
Er hob den Kopf, und für einen Augenblick hätte ich schwören können, das verräterische rote Leuchten im Mittelpunkt seiner dunklen Augen zu sehen. Aber das war nicht möglich. Wenn sein Dämon frei wäre, hätte er mich niemals so sanft berührt. Wenn sein Dämon frei wäre, würde Jimmy …
Ich erschauderte bei dem Gedanken an die Zeit, die ich in seiner Gefangenschaft in Manhattan hatte verbringen müssen.
„Du musst mich spüren?“, murmelte er und vergrub sein Gesicht wieder zwischen meinen Brüsten. „Fehlt dir etwa“ – er schob das Becken nach vorn, und ich schnappte nach Luft, als er noch tiefer in mich drang – „das hier?“
„Das meine ich nicht, es ist nur …“ Ich verlagerte das Gewicht und versuchte mein Bein wegzuziehen.
Für einen Augenblick glaubte ich, er wolle mich festhalten, und bekam es mit der Angst. Als er mich das letzte Mal gezwungen hatte, Dinge zu tun, die ich nicht wollte, war ich seine Sklavin gewesen und er der irre Gefängniswärter. Aber jetzt ließ er mich los und glitt aus mir heraus, während ich mit den Füßen auf dem Boden landete.
„Sag nicht, dass das alles war“, sagte er mit fester Stimme.
Ich nahm seine Hand und wollte ihn auf den weichen, nebligen Boden hinabziehen, den wir nicht sehen konnten. „Noch nicht.“
Dieser Ort war so seltsam. Wir standen zwar auf etwas Festem, aber um unsere Füße herum waberten Wolken, und der Himmel war erdfarben. Als ich mich zurücksinken ließ, umfing mich der kühle Nebel und schloss den Rest der Welt aus. Hätte ich nicht Jimmys Hand gefühlt, dann hätte ich nicht sicher sein können, dass er überhaupt da war.
Ich zog an seinem Arm, und er folgte mir, bedeckte meinen Körper mit seinem. „Das war es, was ich gebraucht habe“, flüsterte ich.
Er sagte nichts. Ich konnte nichts sehen. Es hätte jeder sein können. Aber ich kannte seinen Körper, seinen Duft, die Geräusche, die er machte, kurz bevor er …
Die Muskeln in Jimmys Körper spannten sich an und sorgten für die perfekte Reibung zwischen uns. Er hielt den Atem an. Für einen Moment dachte ich, er würde mich gleich Baby nennen. Ich hatte diesen Ausdruck immer gehasst, aber es war so lange her, dass ich ihn das letzte Mal gehört hatte. Auch ich hielt den Atem an.
Stattdessen fluchte er, wie er es immer tat, wenn er versuchte, sich zurückzuhalten und auf mich zu warten, mich aufholen zu lassen, damit wir gemeinsam kamen. Aber ich brauchte nicht
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