Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)
ich mit dem Knie an einem Gebüsch hängen blieb und dass ein niedrig hängender Ast meinen Hals streifte.
Das entfernte Geräusch von Wasser, das auf Wasser tropfte, ließ mich aufschrecken. Ich schlug die Augen auf und trat einen Schritt zurück. Fast wäre ich mit der Nase gegen eine Felswand gelaufen.
Ich fuhr mit der Hand über die Oberfläche, erst rechts, dann links, bis ich die Öffnung fand. Sekunden später hatte ich Jimmy gefunden.
Er saß mit dem Rücken zu mir und betrachtete das Feuer. Wasser rann die Felswand hinab, fiel Tropfen für Tropfen in eine winzige Schale, in der man sich gerade mal die Hände waschen konnte. Wie er da so saß, mit hängenden Schultern und hängendem Kopf, da machte er mir Sorgen.
„Hey.“ Ich ging langsam von hinten auf ihn zu. „Geht’s dir gut?“
Als ich näher kam, sah ich die Striemen auf seinem Rücken. Es sah aus, als ob er mit goldenen Ketten gepeitscht worden wäre. Ich war überrascht, dass ich sie nicht gespürt hatte, als ich ihn gestreichelt hatte. Aber sie verblassten schnell. Schon waren es nur noch rote Linien, die eher von einer kleinen Schürfwunde zu stammen schienen anstatt von einer ernsten Verletzung.
Ich kam noch näher und entdeckte ähnliche Male an seinen Handgelenken, seinem Hals, seiner Taille und seinen Knöcheln. Fröstelnd sog ich die Luft ein, als ich die Hand ausstreckte, um vorsichtig mit dem Finger über seine Schulter zu streichen. Meine Hand zitterte.
„Oh, Jimmy“, begann ich.
Er fuhr mit dieser abartigen Dhampirgeschwindigkeit herum, ergriff mein Handgelenk und riss mich an sich. Seine Augen leuchteten feuerrot.
„Hab dich“, sagte er und biss mich.
19
E r hatte es auf mein Handgelenk abgesehen, nicht auf meinen Hals. Das Halsband sah nicht nur hübsch aus und hielt meinen Dämon an der Leine, es schützte auch meinen Hals vor außer Rand und Band geratenen Vampiren. Was hatte ich doch für ein Glück!
Vielleicht hätte Summer eines von diesen schwarzen Killernieten-Halsbändern verzaubern sollen. Das würde noch besser wirken. Und ehrlich gesagt war dieses edelsteinbesetzte Pudel-Ding auch einfach nur peinlich.
Jimmy verbiss sich in die Vene meines Handgelenks. Ohne nachzudenken, verpasste ich ihm mit der freien Hand einen Haken. Ich schlug ordentlich hin – warum auch nicht? –, und er flog gut einen Meter zurück. Leider nahm er dabei ein Stück aus meinem Arm mit.
Blut spritzte durch die Luft und besprenkelte den Boden zwischen der Stelle, an der ich stand, und der, an der Jimmy gelandet war. Mir blieb nur ein kurzer Augenblick Zeit, mir zu wünschen, ich hätte ihn in die nächste Woche oder wenigstens gegen die Wand geschleudert, da fing er auch schon an zu lachen.
Das Blut troff von meiner Hand und meinen Fingerspitzen und tropfte auf den Boden, wo es von einem Strom zu einem Rinnsal wurde. Ein kurzer Blick auf die Wunde bestätigte mir: Sie heilte zwar, aber nicht mit der üblichen unheimlichen Geschwindigkeit, bei der die Haut von einem auf den anderen Augenblick zusammenwuchs. Wunden, die ein Nephilim verursacht hatte, heilten immer langsamer. Und in diesem Moment war Jimmy einer von den Bösen.
Ich sah wieder zu ihm hin. Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, wobei er sich vom Kinn bis zur Wange rot verschmierte. Wow. Richtig attraktiv.
„Der Dagda hat meine Bitte erfüllt“, sagte ich.
„Hattest du denn geglaubt, er würde es nicht tun?“ Jimmy kam mühsam auf die Füße. Immerhin hatte er einen ziemlichen Schlag auf den Kopf bekommen. Wenn er ein Mensch gewesen wäre, hätte er wohl einen Dachschaden davongetragen. Vielleicht wäre er auch gar nicht wieder hochgekommen. Zu schade, dass er nie ein Mensch gewesen war. „Du bist die Königin der Welt, Elizabeth.“
Ich presste die Lippen zusammen. Ich hasste es, wenn er mich Elizabeth nannte, aber ein Kommentar würde ihn jetzt nur reizen, es wieder zu tun. Außerdem: Wollte ich denn wirklich, dass er mich mit dieser spöttischen, bösartigen Stimme Lizzy oder Baby nannte?
Scheiße , nein.
„Nicht die Königin“, murmelte ich. Blitzschnell suchte ich mit den Augen den Raum nach einem Armband, einem Ring oder einem Halsband ab. Es musste irgendeinen Gegenstand geben, den der Dagda verzaubert hatte, um dieses Ding unter Kontrolle zu bringen. Es sei denn …
Jimmy – wenn das hier wirklich Jimmy war – hätte es niemals abgenommen.
„Anführerin, Herrscherin, blablabla.“ Jimmy hob eine Hand an die Brust und verrieb mein
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