Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)
Blut auf seiner Haut. Ich wandte den Blick gleich wieder ab. Ich hasste es, wenn er so war.
Was hatte es also zu bedeuten, dass Jimmy böse war und ich keinen Hinweis darauf finden konnte, wie man ihn unter Kontrolle bringen konnte? Auch keine Spur vom Dagda, wo wir gerade dabei waren.
„Scheiße.“
Jimmy grinste und leckte sich die Lippen. Ich sah einen Reißzahn aufblitzen. „Ich mag es, wenn du so vulgär bist. Mach weiter.“
Wenn Jimmy den Feengott getötet hatte, bevor der eine Leine für den Dämon erschaffen konnte, hatten wir größere Probleme als … einfach als alles.
„Wo ist der Dagda?“, fragte ich.
„Du glaubst, ich …“ – er rieb sich mit der Hand über den Bauch und hinterließ auch dort eine rote Spur – „ich hätte mehr Kräfte als ein Feengott?“
„Ja.“
Er lachte wieder. Ich verabscheute sein Vampirlachen. Es war kalt und ohne einen Funken Humor, spöttisch, und – okay, ich geb’s zu – es war auch richtig gruselig. Wenn ich dieses Lachen hörte, wollte ich mir die Ohren zuhalten und schreien, bis es endlich aufhörte.
„Du weißt, dass meine Kräfte dafür nicht ausreichen, Elizabeth. Aber deine vielleicht.“
Ich zog die Brauen zusammen. „Wovon redest du?“
„Du willst all seine Kräfte, zusätzlich zu deinen eigenen? Baby …“
„Schnauze!“, schrie ich ihn an, unfähig, mich zu bremsen. „Nenn mich nicht so!“
„Weil er es tut?“
Ich blinzelte. Es war das erste Mal, soweit ich mich erinnerte, dass er den Dhampir Jimmy als ein vom Vampir Jimmy verschiedenes Wesen bezeichnete. Ich musste ihm da zustimmen. Sie waren tatsächlich zwei unterschiedliche Wesen. Aber wenn Jimmy vorher bösartig gewesen war, so war er es ganz und gar gewesen, ohne dass man noch einen Funken von dem Mann in ihm erkennen konnte, der nicht böse war. Wenn ich versucht hätte, den alten Jimmy zu verführen, indem ich unsere glücklichen Erinnerungen heraufbeschwor, dann hätte mir der neue Jimmy so lange wehgetan, bis ich es aufgegeben hätte.
„Warum die Verführung?“, fragte ich. Ich hätte einen guten Grund gehabt. Er nicht.
„Es war mir langweilig, mir immer nur zu nehmen, was ich wollte. Manchmal macht es auch Spaß, sie dazu zu bringen, dass sie mich wollen.“
„Sie?“
„Frauen. Oder Männer. Kommt auf meine Laune an.“
Jimmy der Vampir mochte Sex. Egal wie, egal wann, egal mit wem. Wie konnte ich das vergessen haben?
Weil ich es hatte vergessen wollen – ebenso wie alles andere über diese Ausgabe von Sanducci.
„Zurück zu meinem Plan“, sagte er. „Du vögelst mit dem Dagda, und ich schau euch zu.“ Er zwinkerte. „Ich wollte dich schon immer mal in Aktion sehen. Aber das geht nicht so gut, wenn du auf mir sitzt. Dafür …“ – hier griff er sich ebenso in den Schritt wie Michael Jackson bei einer Thriller -Tour – „steht es ziemlich gut, wenn du auf mir sitzt.“
Vampirhumor. Einfach scheußlich.
„Wenn du seine Kräfte aufgenommen hast, bringe ich ihn um“ – er zuckte die Schultern – „oder du tust es. Wir schmeißen dein blödes Halsband ins Feuer und dann …“ – er hob die Hände in einer Voilà-Geste, die noch um einiges lässiger gewirkt hätte, wenn er dabei nicht Blutstropfen verspritzt hätte – „dann herrschen wir gemeinsam über alle Welten, die es gibt.“
„Wenn ich dich was fragen darf …“ Jimmy hob die Brauen, und ich ging auf ihn zu und klopfte ihm mit dem Fingerknöchel gegen die Stirn. „Sind da drin vielleicht mehr als zwei Stimmen? Heißt eine davon Samyaza?“
„Du hältst mich für den Antichrist? Nein, Baby.“ Ich fauchte, er verdrehte die Augen. „Ich dachte, das wärst du.“
„Ich?“, quiekte ich.
„Bist du nicht auch schon auf die Idee gekommen?“
„Was?“ Warum war ich immer drei Schritte hinterher? Okay, ich hatte in der Kirche nicht ständig aufgepasst, aber immerhin – ich war die Anführerin des Lichts. Warum wusste denn ich nie irgendwas?
„Der Zerstörer, die Bestie – wie auch immer man ihn heutzutage nennt – ergreift von demjenigen Besitz, der ihn befreit.“
„Und?“
„Die Grigori konnten fliehen, nachdem du die Frau aus Rauch getötet hattest.“
Ruthie zufolge waren sie allerdings bereits vorher befreit worden, und zwar nicht von mir. Aber ich wollte wissen, worauf er damit hinauswollte, ich wollte wissen, was der Vampir Jimmy wusste.
„Ich kann mich nur wiederholen: Und?“
„Etwas, das du getan hast, muss der Auslöser gewesen
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