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Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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gedrängter Hund die Zähne.
    „Lass uns das hinter uns bringen, bevor ich dich mit einer zusammengerollten Zeitung schlage“, murmelte ich. „Ich werde schon nicht beißen.“
    „Doch“, sagte er nur, „das wirst du.“
    Dann ergriff ich aber trotzdem seine Hand und hielt sie fest, nur für den Fall, dass es ihm in den Sinn käme, sie wegzuziehen. Ich behandelte ihn zwar schon wieder wie ein kleines Kind, aber wenn er sich so benahm …
    In dem Augenblick, als ich ihn berührte, fuhr ein warmer, trockener Wind in mein Haar. Wir waren nicht mehr in der kühlen, nebligen Anderswelt, sondern standen inzwischen auf einem Hügel über einer verschlafenen Kleinstadt, die von einer Menge schlammigen Wassers umgeben war. Ich hatte den Mississippi oft genug gesehen, um ihn wiederzuerkennen.
    „Willkommen in Cairo“, murmelte ich.
    Jimmy sah sich um und blinzelte, als könne er seinen Augen nicht trauen. „Ab-ge-fahren!“, sagte er. „Ich habe nicht mal gesehen, wie er … irgendwas muss er gemacht haben.“
    „Es macht sich wohl bezahlt, ein Feengott zu sein.“
    „Wahrscheinlich nicht allzu gut.“
    Jimmy war wieder zu Scherzen aufgelegt. Das war gut. Das musste es einfach sein, daher lächelte ich, auch als er genau in diesem Moment seine Hand aus meiner riss, als hätte ich mir ganz plötzlich die Lepra eingefangen.
    Ich versuchte ein Gespräch anzufangen, um damit fertig zu werden, dass er es nur als Vampir ertragen konnte, mich zu berühren.
    „Hübscher Hügel.“ Ich stieß die Fußspitze in das Gras, das eher wie Heu aussah, und eine kleine Staubwolke stieg auf. „Da, wo ich herkomme, nennen wir die Leute aus Illinois nicht ohne Grund Flachländer .“
    „Genau wie da, wo ich herkomme.“ Jimmy ging den Hügel hinunter in Richtung Cairo. Dabei wurde er schneller, als ich es selbst bei diesem abschüssigen Weg erwartet hatte. Wahrscheinlich versuchte er überhaupt nicht, seinen Lauf zu bremsen.
    Um so schnell wie möglich von dir wegzukommen, Schätzchen.
    „In diesem Teil von Illinois gibt es mehr Hügel als in den anderen.“ Er zeigte aufs Wasser. „Die Flüsse.“
    Ich nickte. In Wisconsin war das Gebiet um den Mississippi richtig zerklüftet.
    Da wir ohne Auto aus Anderswelt zurückgekommen waren, blieb uns nichts anderes übrig, als zu Fuß nach Cairo zu gehen. In der Ferne konnte ich Häuser erkennen, dahinter war wieder Wasser. Vermutlich der Ohio.
    „Wer ist wohl auf die Idee gekommen, eine Stadt zwischen zwei so großen Flüssen zu bauen?“, fragte ich.
    „Wahrscheinlich der gleiche Typ, der auch fand, dass New Orleans ein tolles Konzept sei.“
    „New Orleans ist doch auch ein tolles Konzept“, widersprach ich. Ich war einmal zu einem Barkeeper-Seminar dort gewesen, was ein anderer Ausdruck für ein steuerlich absetzbares Saufgelage ist. Und ich war hingerissen gewesen.
    „Solange nicht ein Wirbelsturm der Kategorie fünf hindurchfegt und auf einmal Särge durch die Straßen treiben.“ Ich sah ihn an, er zuckte die Schultern. „So was passiert eben, wenn man Leute oberirdisch beisetzt – und sich dabei unter dem Meeresspiegel befindet.“
    „Und Cairo?“
    „Wird oft überflutet. Der höchste Punkt hier, das sind die Dämme.“ Er deutete auf eine Brücke, auf der das Wort CAIRO stand. „Dort ist ein Tor, das sich schließen lässt, wenn es richtig schlimm kommt. Dann wird die Stadt abgeschnitten und das Flutwasser in die Felder geleitet.“
    „Warum sollte man sich hier niederlassen?“
    „Im neunzehnten Jahrhundert war dies hier ein Knotenpunkt mit großen Häfen an beiden Flüssen.“
    „Und jetzt?“
    „Heute brauchen die Schiffe keinen Hafen mehr zwischen Minneapolis und New Orleans. Keine Passagiere, kein Grund aufzutanken.“ Er zuckte die Schultern. „Ich habe gehört, der Ort soll ziemlich verlassen sein, fast eine Geisterstadt.“
    Die Sonne war schon fast untergegangen und tauchte alles in ein warmes Sepia. Schatten zeichneten sich ab. Ich hasste Schatten.
    „Was hast du im Topf gesehen?“, fragte Jimmy. „Am Ende, meine ich.“
    „Meine Mutter sieht mir verblüffend ähnlich.“
    „Wie verblüffend?“
    Ich ließ meinen Blick kurz in seine Richtung schweifen und heftete ihn dann wieder auf die Straße. „Bring mich nur nicht aus Versehen um.“
    „Ich werd’s versuchen“, sagte er trocken. „Ich geh mal nicht davon aus, dass du weißt, wie man einen Phönix tötet?“
    „Ich hatte gehofft, du wüsstest es.“
    „Bin noch nie einem begegnet. Wenn man

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