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Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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der Legende folgt, gibt es dafür wohl auch einen Grund.“ Auf meinen verständnislosen Blick hin fuhr er fort: „Ein Phönix lebt tausend Jahre und wird dann für weitere Tausend Jahre aus der Asche seines Scheiterhaufens wiedergeboren.“
    „Ich verstehe immer noch nicht, worauf du hinauswillst.“
    „Vielleicht gibt es nur den einen.“
    „Das klingt nach einer ziemlichen Verschwendung einer tollen Legende“, sagte ich. „Es könnte doch auch Tausende von ihnen geben. Keiner stirbt jemals wirklich, sie werden immer und immer wiedergeboren.“
    „Das gäbe dann eine Armee aus praktisch unbesiegbaren Vögeln“, sagte Jimmy nachdenklich. „Ich hasse es, wenn das passiert.“
    „Haha“, sagte ich. Aber mir war gar nicht nach Lachen zumute. „Du meinst, dass sie deshalb erweckt wurde? Um die Armee unbesiegbarer Vögel anzuführen?“
    „Warum sich damit zufriedengeben? Warum sollte sie nicht gleich die ganze, unbesiegbare Armee der Apokalypse anführen?“
    Ich hatte das Gleiche gedacht, es aber nicht über die Lippen gebracht.
    „Wenn ich mich vorstellen darf: Man nennt mich die Tochter des Antichristen.“
    „Noch hat sie die Führung nicht übernommen.“
    „Sie hat aber den Schlüssel. Es ist nur eine Frage der Zeit.“
    „Ich glaube, dass wir es irgendwie mitbekommen hätten, wenn der Antichrist wieder Gestalt angenommen hätte, meinst du nicht?“
    „Warum? Gibt es ein Zeichen dafür? Große, rote Buchstaben am Himmel? Feuerregen? Vielleicht eine Rundmail?“
    Jimmy starrte mich einige Sekunden lang an, bevor er meine ursprüngliche Frage beantwortete. „Dem Ende der Welt gehen Kriege und Kriegsgerüchte voraus, Hungersnöte, Seuchen, Gesetzlosigkeit und Erdbeben.“
    „Schach und Matt.“ Ich runzelte die Stirn. „Andererseits geht das doch schon immer so.“
    „Weil das Ende immer und immer wieder gedroht hat. Aber wir haben es jedes Mal verhindert.“
    „Wir werden es auch diesmal verhindern.“
    „Nie zuvor war es aber so weit fortgeschritten. Wir stehen kurz vor dem Armageddon.“
    „Jetzt beginnt die letzte Schlacht“, flüsterte ich. Dies waren die letzten Worte, die Ruthie lebend zu mir gesagt hatte.
    „Ruthie!“, rief Jimmy. „Sie würde es uns doch sagen, wenn wir einen längst verlorenen Kampf kämpften.“
    „Würde sie das tun?“, fragte ich. „Welchen Sinn hätte es?“
    Er sah mich verwirrt an, ich fuhr fort: „Wenn sie uns gesagt hätte, dass der Antichrist Gestalt angenommen hat, dass all unsere Bemühungen nicht ausgereicht haben, um gegen diese Dämonenflut anzukommen, dann würden die Menschen aufgeben, sich in ihre Löcher verkriechen oder sich ergeben. Scheiße, vielleicht würden sie sich sogar auf die andere Seite schlagen.“
    „Würdest du das tun?“
    Ich warf ihm einen wütenden Blick zu. Ja, sicher.
    „Das Ende ist erst der Anfang“, sagte ich. „Ruthie weiß das. Wir haben so viele Prophezeiungen, dass sie uns zu den Ohren herauskommen. Aber keine von ihnen ist wirklich eindeutig. Es gibt immer einen Ausweg, wir müssen nur weitersuchen.“
    „Es ist erst vorbei, wenn …“ Jimmy hielt inne, legte den Kopf schief und sah mich an. „Wann ist es vorbei?“
    „Wenn ich sage, dass es vorbei ist.“
    Sein Lächeln nahm mir den Atem. Sicher, er sah noch immer ganz so aus, als hätte er tagelang über der Kloschüssel gehangen und dann weitere zwei oder drei Tage bewusstlos auf einer Müllkippe verbracht. Aber seine natürliche Schönheit kam trotzdem durch. Um die zu zerstören, war wohl mehr nötig als allein die Folter durch einen Feengott. Gott sei Dank.
    Weil mich sein Lächeln und sein ganzes Gesicht auf Gedanken brachten, die ich nicht denken sollte, lief ich lieber weiter.
    „Es gibt da noch ein Problem“, sagte ich, als Jimmy mir eilig folgte. „Selbst wenn Ruthie uns sagen wollte , dass das Ende der Welt bevorsteht, könnte sie es nicht tun.“ Ich tippte mir an die Schläfe. „Die Leitung ist tot.“
    Bei der Erinnerung daran, dass ich keine direkte Verbindung mehr zu Ruthie hatte, weil er getan hatte, was er nun mal getan hatte – und auch daran, wie ich ihn dazu gebracht hatte –, verschwand Jimmys Lächeln wie der letzte Sonnenstrahl vor dem Sturm des Jahrhunderts. Sein Blick wanderte wieder zum Horizont, an dem die Reste aus Rosa und Orange zu einer schmalen violetten Linie verschmolzen.
    „Vielleicht ist das hier keine so gute Idee“, murmelte er.
    „Es ist die Idee überhaupt. Ruthies Idee. Wir können die Dunkelheit nur

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