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Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Lächeln war zwar schmal, aber er erkannte, dass es Ja heißen sollte.
    „Sie sehen genauso aus wie Ihre …“ Er wartete darauf, dass ich ihm die Art der Verwandtschaft verriet.
    Ich versuchte es. Wirklich. Aber ich brachte das Wort Mutter einfach nicht über die Lippen.
    „Mutter“, murmelte Jimmy und zuckte die Schultern, als ich ihm einen wütenden Blick zuwarf.
    Der Mann schlug sich mit der riesigen Hand auf den knochigen Oberschenkel. „Ich hab’s doch gewusst! Ganz klar. Obwohl Ihre Mutter, wenn ich das so sagen darf, fast genauso alt aussieht wie Sie.“
    Das glaube ich gern.
    „Gute Gene“, sagte Jimmy.
    „Oder überhaupt keine Gene“, murmelte ich.
    Jimmy stieß mir den Ellbogen in die Rippen, doch der Mann schien es nicht bemerkt zu haben. „Wir haben nicht viele Neuzugänge in Cairo. Bis auf diese eine Fabrik ist hier in Sachen Arbeitsplätze nicht besonders viel los. Das Spannendste, was hier in den letzten Jahren passiert ist, war das Auftauchen Ihrer Mutter.“
    Er hatte gar keine Ahnung, wie spannend das war. Oder wie viel Glück er gehabt hatte, dass wir angekommen waren, bevor sie anfing, getrocknete Eingeweide an den Straßenlaternen aufzuhängen und Gartenzäune mit abgetrennten Köpfen zu verzieren. Oder was sie sonst vorhatte, um die Königin vom Ende der Welt zu werden.
    Ich schauderte.
    „Ist Ihnen kalt, Miss? Es wird frisch, wenn die Sonne im Fluss versinkt. Aber keine Sorge, morgen wird es wieder warm.“
    „Da bin ich sicher“, sagte ich.
    „Also.“ Er verlagerte das Gewicht auf die Fersen. „Sind Sie beide allein in die Stadt gekommen?“
    „Sehen Sie sonst noch jemanden?“, fragte Jimmy.
    „Was ist mit Ihnen ?“, murmelte ich, doch er ignorierte es.
    Aus irgendeinem Grund fühlte sich der Mann nicht angegriffen. „Ich hab mich nur gefragt, ob Sie beide eine Unterkunft brauchen.“
    „Aha.“ Jimmys Stimme klang nun ebenso skeptisch wie sein Gesichtsausdruck. „Was hatten Sie gesagt, wo sie wohnt?“, fragte er.
    Der Mann zeigte auf das Ende der Stadt. „Sie ist im größten alten Haus, das noch steht. Knapp einen Kilometer stadtauswärts. Folgen Sie einfach dieser Straße. Roter Backstein. Fast so groß wie ein Hotel, Sie können es nicht verfehlen.“
    „Werden wir nicht“, sagte Jimmy.
    Ich hörte ein merkwürdiges Geräusch, das ich kannte, aber nicht gleich zuordnen konnte, weil es nicht hierher zu passen schien. Jedenfalls bis der gesprächige, freundliche Stadtbewohner direkt vor unseren Augen zu Staub zerfiel. In einem Moment war er noch fest gewesen, im nächsten fiel er bereits vor meinen Füßen zu einem Häufchen zusammen und wurde vom Wind davongetragen.
    Mit einer Bewegung aus dem Handgelenk ließ Jimmy sein silbernes Springmesser – den Ursprung des komischen und doch vertrauten Geräuschs – wieder zurückschnappen und in seiner Tasche verschwinden.
    Der Typ war nicht, wie es sich für einen Nephilim gehörte, zu Asche zerfallen, als wäre er in der heißesten Flamme der Welt verbrannt. Nein, er hatte sich so in Staub verwandelt wie ein …
    Ich hatte keine Ahnung.
    „Was zur Hölle war das?“, fragte ich.
    „Könntest du noch ein bisschen lauter sprechen? Ich fürchte, in Panama konnte man dich jetzt nicht verstehen.“
    „Hier ist doch niemand.“
    „Da liegst du falsch“, sagte Jimmy ruhig, den Blick auf etwas gerichtet, das sich weiter vorn auf der Straße befand.
    Der kalte Hauch, den ich vorhin gespürt hatte, war wieder da und erzeugte eine weitere Gänsehaut auf meiner Gänsehaut. Ich folgte Sanducci auf die Straße.
    Die Sonne war vollständig untergegangen, der Himmel eisgrau. Die Straßenlaternen hatten sich noch nicht eingeschaltet, und es sah ganz so aus, als würden in den Randgebieten von Cairo Gestalten aus dem Boden wachsen, sich einfach aus dem Nichts materialisieren. Scheiße, vielleicht war es ja auch wirklich so.
    „Es gibt da noch ein paar andere Anzeichen für die Apokalypse, die ich bisher nicht erwähnt hatte“, sagte Jimmy.
    „Ich nehme an, die da gehören dazu?“
    „Wiedergänger.“
    „Und warum … hattest du sie nicht erwähnt?“
    „Es gibt Tausende von Zeichen, die aus ebenso vielen Auslegungen der Prophezeiung stammen. Ich kann mich nicht an jedes einzelne erinnern. Und solange sie nicht tatsächlich eintreten“ – er breitete die Arme aus – „sind sie reine Theorie.“
    Die Schatten bewegten sich auf uns zu. „Sie sehen aber ein bisschen handfester aus als reine Theorie. Was sind

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