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Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Tiere den Feen geholfen, und dafür …?“
    „Wurde ihnen Menschlichkeit geschenkt.“
    „Aus Menschlichkeit?“, murmelte ich. Die himmlischen Belohnungen waren manchmal äußerst fragwürdig.
    „Sie besitzen menschliche Intelligenz, gepaart mit den Vorzügen ihrer Tiere, außerdem können sie fliegen und die Gestalt wandeln. Das ist mehr als bloße Menschlichkeit“, sagte Saywer. „Als es sich die Feen erst einmal auf der Erde eingerichtet hatten und sie allein zurechtkamen, erhielten die Wasserspeier den Auftrag, die Schwachen und Arglosen vor Dämonenangriffen zu schützen. Je mehr Menschen sie retten, desto menschlicher werden sie.“
    Ich sah hinauf zu den Türmen. Das erklärte wohl die Kombi aus Mensch und Tier.
    „Was machen sie jetzt hier?“, fragte ich.
    Nachdenklich schaute Saywer zu den Türmen, auf denen die Wasserspeier wie versteinert standen und uns ihrerseits nachdenklich betrachteten. Einzig die Farben ihrer Haut, ihrer Haare, des Fells oder der Flügel sowie die leichte Auf-und-Ab-Bewegung ihres Brustkorbs ließen sie menschlich erscheinen. Ihre stumpfen schwarzen Augen erinnerten mich an Statuen, zu denen sie werden konnten, und ich fragte mich, ob sie überhaupt Mitgefühl empfanden.
    „Summer muss sie zum Schutz rekrutiert haben“, sagte Saywer. „Wasserspeier und Feen stehen sich tatsächlich auch heute noch immer sehr nah.“
    Auf halbem Weg hatten wir auf dem Kopfsteinpflaster angehalten, jetzt war es nur noch Zement, so grau und hart wie die Gefängnismauern. Als wir weitergingen, füllte sich die Luft mit dem gemächlichen, gleichmäßigen Schlagen von riesigen Flügeln.
    Meine Augen wanderten nach oben. Die Wasserspeier hatten sich in die Lüfte geschwungen.
    Ich fluchte, Saywer lief aber einfach weiter.
    „He.“ Eilig versuchte ich mit ihm Schritt zu halten. „Sie beschützen das Gebäude vor den Angriffen der Dämonen.“
    Er hob eine Hand, machte diese Schülerlotsengeste , und die Gefängnismauern fielen in sich zusammen.
    „Ich bin kein Dämon“, sagte Saywer und marschierte hinein.

 
    30
    S aywer hatte ein ziemlich großes Loch in die graue Betonwand gerissen. Summer würde stinksauer sein.
    Ich sah zu den Wasserspeiern hinüber. Noch immer schwebten sie in der Luft, als erwarteten sie einen Befehl. Angriff oder Rückzug?
    Vielleicht konnten sie uns nicht angreifen, weil wir keine Dämonen waren. Oder sie waren sich nicht einig, was wir eigentlich waren. Scheiße, ich hatte da selbst so meine Zweifel.
    Ich trat durch das ausgefranste Loch, unter meinen Schuhen knirschten die Betonbrocken. Im Sonnenlicht, das durch die türlose Öffnung drang, funkelte der Staub. Missmutig betrachtete ich die Sonnenstrahlen. Irgendwie unpassend.
    Rasch blickte ich mich um. Der betonierte Weg schien sich über Meilen dahinzustrecken. Von hier aus wirkte der Hummer wie ein Pekinese. Gemessen an der Zeit, die meiner Meinung nach bislang vergangen war, stand die Sonne viel zu tief.
    „Wie lange gehen wir schon?“, fragte ich.
    Saywer, der die ganze Zeit auf eine steinerne Treppe gestarrt hatte, die in einem schattigen ersten Stock verschwand, drehte sich achselzuckend zu mir um. „Was spielt das für eine Rolle?“
    Ich fühlte mich hilflos, verwirrt und fehl am Platze, also wahrscheinlich genau das, was Summer beabsichtigt hatte. „Pfuscht sie an Ort und Zeit herum?“
    „Was glaubst du denn?“ Er deutete auf das Treppenhaus, das in einem winzigen irischen Cottage mit nur einem Zimmer eigentlich nicht existieren dürfte.
    „Warum?“
    „Einfach, weil sie es kann. Aber sie sollte sich ihre Zauberei lieber für jemanden aufsparen, der sich was daraus macht. Wir werden jedenfalls kaum schreiend weglaufen.“
    „Ihr werdet ihn nie finden.“ Summers Stimme hallte durch die schattenhafte Dunkelheit im ersten Stock, das Gefängnis schien sich auszudehnen, höher und geräumiger zu werden. „Das lasse ich nicht zu.“
    Über uns erstreckten sich jetzt mindestens drei Geschosse. Ein halbes Dutzend Flure zweigten an der gleichen Stelle vom klaffenden Eingang ab. Türen über Türen, Hunderte, vielleicht Tausende erschienen einfach so aus dem Nichts.
    „Ich werde nicht gehen“, sagte ich leise, denn ich wusste, dass sie mich hören konnte. „Du kannst mich nicht zwingen.“
    Summer erschien auf dem Absatz im dritten Stock. „Wart’s nur ab“, sagte sie und sprang. Noch bevor mir einfiel, dass sie ja fliegen konnte, zuckte ich zusammen. Sanft glitt sie hinab und landete direkt vor

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