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Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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die Achseln. Wenn es half. Wer selbst im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.
    Ich wandte mich mit meiner Aufmerksamkeit wieder der Tür zu, klopfte dagegen und rief: „Jimmy?“
    Als Reaktion darauf ertönte ein Fauchen, das nicht einmal mehr entfernt an einen Menschen erinnerte. Danach warf sich etwas mit solcher Macht gegen die Tür, dass das gesamte Gebäude erzitterte.
    Ich sah Summer in die Augen. „Das nennst du Besserung?“
    „Ich habe ihn mit einem Zauber belegt“, räumte sie ein. „Er bannt den Vampir.“
    Ich legte den Kopf schief, die Worte waren mir ja noch von meiner Traumwandelei vertraut. „Bannt ihn wie?“
    „Kanalisiert den Dämon.“ Summer presste die Hände zusammen, als wollte sie einen Schneeball machen. „Er kämpft und kämpft …“
    „Das bedeutet, der Dämon wird immer stärker, weil er nicht herauskann“, sagte Saywer. „Wie … als wenn man einen Bach staut, irgendwo muss das Wasser ja schließlich hin.“
    „Also flutet sie die Ufer“, murmelte ich, „oder sprengt den Damm.“
    „Wann wird er losbrechen?“, fragte Saywer.
    Daraufhin fauchte Jimmy wieder, und als er diesmal gegen die Tür schlug, waren die Umrisse einer Faust deutlich zu erkennen.
    „Ich glaube, jeden Moment“, murmelte ich.
    Saywer runzelte die Stirn. „Vielleicht solltest du noch warten, bis du hineingehst.“
    „Nein.“
    „Morgen wäre besser“, pflichtete ihm Summer bei.
    Wenn sie wollte, dass ich noch wartete, musste ich auf jeden Fall hinein. „Was passiert denn morgen?“
    Nachdenklich betrachtete Saywer Summer. „ Plenus luna malum “, raunte er, und sie kniff die Augen zusammen, hatte die Fäuste geballt. Nur zu gerne hätte sie ihm jetzt eine gepfeffert.
    „Irgendwas Lateinisches mit Mond“, riet ich.
    „Übersetzt heißt es: das Böse bei Vollmond “, erklärte Saywer. „Sie hat seine Vampireigenschaften auf die Vollmondnacht gelenkt. In allen anderen Nächten ist er normal. Oder so normal Sanducci eben sein kann. Aber bei Vollmond, da wird er zum …“
    Jimmy warf sich wieder mit Wucht gegen die Tür.
    „Blutsauger“, murmelte ich. „Ich gehe mal davon aus, dass wir heute Nacht Vollmond haben.“
    „Glaubst du?“, fragte Saywer.
    Ich konnte es nicht leiden, wenn er mich mit meinem eigenen Sarkasmus schlug, aber wie Ruthie immer so schön sagte: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Und diesmal hatte ich geradezu gebrüllt.
    Es gab Zeiten, in denen lief alles schief, eine Sache nach der anderen. Dann kam es mir so vor, als sei ich verflucht. Und dann wieder lief alles rund, so wie jetzt, da mich das Glück glauben ließ, alles im Leben hätte einen Sinn und die Mächte des Guten würden am Ende gewinnen.
    Konnte es denn Zufall sein, dass Jimmy nur in Vollmondnächten zum Vampir wurde und wir ausgerechnet in dieser Nacht hier eintrafen?
    Vielleicht. Aber daran glaubte ich nicht.
    Wieder sinnierte ich über die Tür nach, biss mir auf die Lippen und überlegte krampfhaft, wie ich hineingelangen könnte.
    „Er wird dich in Stücke reißen“, sagte Summer.
    Ob mich das mein Leben kosten würde, wusste ich nicht, aber ich war auch nicht gerade scharf darauf, es herauszufinden. „Ich bin schnell und stark.“
    „Nicht so, wie er sonst ist …“ Summer fletschte die Zähne, rollte die Finger zu Krallen und fauchte, um mir ein Bild zu geben.
    „Ich schaff das schon.“
    „Er wird dich leertrinken.“
    Gleichgültig zuckte ich mit den Schultern. Es wäre nicht das erste Mal. Gestorben war ich daran nicht, nur traumgewandelt.
    „Wenn er erst mal weiß, was ich von ihm will“, sagte ich, „wird er ganz zahm werden. Der Gedanke, mich, die Anführerin des Lichts, in eine dunkle Macht zu verwandeln … Wenn er in Vampirlaune ist, wird er dem kaum widerstehen können.“
    „Und wenn er wieder er selbst wird“, flüsterte Summer, „wird er Todesqualen ausstehen.“
    „Wenn ich damit den Jüngsten Tag vereitelt habe, könnte ihn das freuen.“
    „Selbst wenn es dir gelingt, bleibst du immer noch eine Vampirin. Das geht nie wieder weg.“
    Ich zögerte, stellte mir vor, was aus mir werden könnte. Würde ich es fertigbringen?
    Meine Gedanken kreisten um die Frau aus Rauch – und um das, was sie Saywer, seinem Vater und so vielen anderen Menschen angetan hatte. Ich musste an all das denken, was ich innerhalb der kurzen Zeit gesehen hatte, seit mir bewusst geworden war, dass neben unserer Welt gleichzeitig noch eine andere existierte – eine Welt

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