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Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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sprenkelten den Horizont, wie eine riesige Pyramide türmte sich der Berg dahinter auf. Vor ungefähr drei Millionen Jahren war Mount Taylor einmal ein aktiver Vulkan gewesen. Manchmal lauschte ich immer noch auf ein Rumpeln und Grollen.
    Die Navajo nennen ihn den Heiligen Berg des Südens oder den Türkisberg . In alten Überlieferungen heißt es, er sei mit einem türkisbesetzten Steinmesser am Himmel befestigt.
    Ich berührte den Stein, der immer noch zusammen mit Ruthies Kreuz an meinem Hals baumelte. „Hast du den auf Mount Taylor gefunden?“, fragte ich.
    „Ja.“
    Ich hielt das für ein gutes Omen. Dieser Berg besaß etwas Magisches, und zwar immer schon.
    „Nimm ihn bloß nicht ab“, sagte Saywer.
    Der Türkis hatte die Frau aus Rauch davon abgehalten, mich anzurühren. Wenn ich also das Böse von Jimmys Wesen aufnehmen und damit die Kraft gewinnen konnte, um gegen diese Frau zu kämpfen, und sie nicht zurückschlagen könnte, dann müsste ich gewinnen. Klang nach einer todsicheren Sache.
    Dieser Gedanke machte mich nun wirklich sehr nervös. Zwar war ich noch nicht besonders alt, und so, wie die Dinge standen, würde ich es vielleicht auch nicht werden, aber schon vor langer Zeit hatte ich gelernt, dass wenn etwas wie eine todsichere Sache aussah, man sich lieber darauf vorbereitete, Dreck zu fressen.
    „Das Kreuz solltest du aber lieber abnehmen“, sagte Saywer.
    Ich legte die Stirn in Falten. Das Kreuz hatte einmal Ruthie gehört. Und es war alles, was mir von ihr noch geblieben war, außer ihrer Stimme in meinem Kopf, ihrer Anwesenheit in meinen Träumen und ihrer Macht in meiner Seele. Doch wenn alles wie geplant lief und ich, indem ich ein Vampir wurde, mich in die Dunkelheit verwandelte, würde mir das Kreuz ein hübsches Loch in die Brust brennen. Zwar würde alles wieder heilen, aber darauf konnte ich ganz gut verzichten.
    Ich fuhr rechts ran und ließ das silberne Kreuz von der Kette gleiten, übergab es an Saywer, bevor ich den Türkis wieder um den Hals band, vorsichtig auf den Highway zurückfuhr und mich einfädelte.
    Nur wenige Minuten später murmelte Saywer: „Bieg an der nächsten Kreuzung ab.“
    Ich manövrierte den Hummer von der asphaltierten Straße auf einen Schotterweg. Von den Buckeln und Kuhlen wurde Luther wach.
    „Sind wir schon da?“, fragte er und rieb sich die Augen.
    Ich lächelte ihn über den Rückspiegel an. „Bald. Am besten bleibst du dann im Auto.“
    Er ließ die Hände sinken, sein blondbrauner Lockenkopf schnellte empor. „Fahr zur Hölle!“
    „Das tue ich vielleicht auch“, murmelte ich.
    „Ich kann dir helfen“, sagte er. „Ich bin ein Löwe.“
    „Löwenjunges“, verbesserte Saywer.
    „Beiß mich“, raunte der Junge.
    „Nur zu gerne.“
    „He“, unterbrach ich die zwei. „Wir sind auf der gleichen Seite.“
    Das hatte mir gerade noch gefehlt, dass der Löwe und der Tiger – oder Wolf, Puma, Adler, ganz gleich – sich bekämpften. Irgendjemand würde ernsthaft zu Schaden kommen, und ich wusste auch schon, wer das wäre. Wir brauchten Luther und noch zwei Millionen seinesgleichen mehr.
    „Du bleibst im Wagen“, befahl ich ihm. Ich wollte nicht, dass er sah, was aus mir würde.
    Missmutig gab er nach, doch ich hörte ihn leise knurren, und das hörte sich weitaus mehr nach einem ausgewachsenen Löwen als nach einem jungen an. Doch er würde gehorchen. Würde zurückbleiben.
    „Da.“ Saywer deutete nach draußen.
    Ich stieg auf die Bremse. „Wo?“ Ich konnte rein gar nichts erkennen.
    „Hier steht das Haus der Fee.“
    „Wo denn?“, fragte Luther. Wenigstens konnte er es auch nicht sehen.
    Saywer stieg aus und marschierte über das verdörrte Gras. Auf einmal blieb er stehen, griff in seine Tasche, und indem er die Hände zur Sonne richtete, verfiel er in einen Singsang.
    Ich folgte ihm, wobei ich Luther noch einen letzten Bleib-da -Blick über die Schulter hinweg zuwarf. Saywer war mit seinem Prozedere am Ende und ließ die Arme wieder sinken.
    „Ich kann immer noch nichts sehen“, sagte ich.
    Daraufhin streckte er die Hände aus, und ein trockener, puderiger Staub wirbelte in einem jähen Wind auf. Die Körner schienen alle Farben der Umgebung anzunehmen – erst Gelb, dann Hellbraun, Dunkelbraun und schließlich Rotbraun.
    Als wenn er denken, vielleicht sogar hören könnte, hing der Staub abwartend in der Luft. Dann erstarb der Wind, die Körnchen lösten sich auf, und an ihrer Stelle stand dort ein Haus.
    „Was hast du da

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