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Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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fluchen konnte, deshalb hat sie wahrscheinlich darauf bestanden, dass ich Saywer hierher mitnehme, aber warum hat sie mir nicht reinen Wein eingeschenkt?
    Weil die Regeln bezüglich dessen, was Ruthie mir sagen durfte und was nicht, schwachsinnig waren.
    „Wenn du nicht wegen ihm gekommen bist, warum bist du dann hier?“
    „Deshalb.“ Aus meiner Tasche zog ich das Amulett hervor.
    Konzentriert blickte sie auf den Anhänger und riss ihn mir aus der Hand. „Ein Amuletum. Schützt vor Ärger. Die Inschrift ist Latein und bedeutet: Verhüllt sei das Angesicht des Bösen.“
    In der Tat war es das gewesen.
    „Woher hast du es?“
    Rasch erzählte ich ihr von der Naye’i , wer sie war und was sie getan hatte.
    „Nur ein Strega kann das geschaffen haben“, flüsterte sie.
    Der Strega hatte das Amulett verzaubert. Das hatte ich nicht vorhergesehen. Aber wenn er die Macht besaß, meine seherischen Fähigkeiten zu blockieren und mich im Ungewissen darüber zu lassen, wer er war und was er vorhatte, warum hatte er es dann nicht genutzt?
    Weil er wollte, dass ich zu ihm komme; eigentlich hatte er vorgehabt, mich zur Königin seiner Mätressen zu machen.
    Und einmal mehr war ich erleichtert, dass er tot war.
    „Wie können Sie sich so sicher sein, dass es das Werk des Stregas ist?“, fragte ich.
    „Nur ein mächtiger Hexenmeister kann einen solchen Zauber zustande bringen. Um die magischen Kräfte zu binden, muss man das Amulett in das Blut von jemandem tauchen, den es nach Blut verlangt.“
    „Ein Vampir …“
    „Bestimmte Zaubersprüche, bestimmte Amulette und Ähnliches weisen immer auf einen bestimmten Typ von Hexe oder Hexenmeister hin. Hexenmeister plus Vampir plus Latein.“ Wie selbstverständlich breitete sie die Hände aus. „Strega. Wo ist der Hexer jetzt?“
    Wir blickten uns in die Augen. „In der Hölle, nehme ich an.“
    „Hervorragend.“ Sie nickte einmal. „Das erspart mir einen Weg.“
    Ich schmunzelte. Die Frau gefiel mir.
    „Was ist mit der Naye’i ?“, erkundigte sie sich.
    „Die könnte überall stecken.“
    Carla seufzte. „Immer das Gleiche mit denen.“
    „Können Sie den Zauber aufheben?“
    „Ich bin die Einzige, die es überhaupt kann.“ Fragend zog ich die Brauen hoch – und sie fuhr fort: „Gleichgewicht, Elisabetta. Ein böser italienischer Hexenmeister hat das Amulett verwünscht …“
    „Also kann ihn nur eine gute italienische Hexe wieder rückgängig machen.“
    „Ganz genau.“
    Und da der Strega nicht mehr unter uns weilte, würde es der Frau aus Rauch schwerfallen, ein neues Amulett in die Tentakeln zu bekommen.
    Ein Problem weniger, somit liegen also nur noch drei- oder vierhundert vor uns.
    „Heben Sie den Fluch jetzt sofort auf?“, fragte ich.
    „Jetzt?“ Sie warf einen Blick auf Saywer, der den Kopf schief legte.
    „Aber was ist mit …“
    „Das Amulett zuerst, bitte.“
    Saywer konnte getrost noch ein Weilchen Wolf bleiben, aber das Amulett ging mir wirklich auf die Nerven. Bei meinem Glück würde sonst noch die Frau aus Rauch erscheinen und nicht nur die Kupfermedaille mitnehmen, sondern auch noch die Benandanti töten. Wenn das Amulett nur noch ein Anhänger wäre, gebe es dafür hingegen keinen Grund mehr.
    „Einverstanden“, sagte sie. „Kommt mit.“
    Carla steuerte auf den hinteren Teil des Hauses zu. Saywer folgte ihr. Ich musste mich beeilen, um mitzuhalten. Für eine alte Knusperhexe hatte sie einen ordentlichen Schritt am Leib.
    Am hintersten Ende des Flurs öffnete sie eine Tür unter der Treppe. Gerade als sie hinabzusteigen begann, erwischte ich sie. Ich starrte die düstere Betontreppe hinunter, die in eine kühle Dunkelheit führte.
    In den Keller zu gehen war eigentlich nie eine besonders gute Idee. Jedes Jahr zu Halloween lernten Scharen von kreischenden amerikanischen Teenagern diese Lektion in Farbe vor dem Bildschirm. Doch was blieb mir anderes übrig? Ich könnte natürlich oben bleiben und warten, aber dann wüsste ich nie mit Sicherheit, ob sie meinen Wunsch erfüllt hatte.
    Außerdem wollte ich gerne dabei zusehen.
    Saywer war ihr schon dicht auf den Fersen. Ihn schien der Gedanke an einen Massenmörder im Keller nicht besonders zu erschrecken. Aber Saywer hatte auch keinen Fernseher, und wahrscheinlich hatte er noch nie in seinem Leben ein Kino betreten.
    Trotzdem kannte sich Saywer mit dem Bösen aus. Schließlich war er einmal daraus hervorgegangen.
    Also entweder war Carla wirklich eine gute Hexe und der Keller nur

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