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Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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dann doch keine Benandanti sein.
    „Sei dankbar, dass es Staub ist“, sagte sie.
    Kurz dachte ich darüber nach, zuckte die Achseln und sagte dann: „Okay.“
    Carla wandte sich wieder Saywer zu, der sie immer noch anstarrte, als sei sie das faszinierendste Wesen auf diesem Planeten oder als könnte er die Hundedrops riechen, die in den Tiefen ihres schwarzen Sackkleides verborgen waren.
    Sie stimmte einen Singsang an. Italienisch? Nein, Latein. Immer gern genommen – beim Sprechgesang.
    Durch den Raum zischte die Energie. Saywer sah aus, als hätte er eine Pfote in die Steckdose gehalten. Jede Faser seines Fells stand senkrecht zur Decke. Als ich mein eigenes Haar berührte, knisterte es vor statischer Energie.
    Im Schein der tanzenden, orangenen Flammen leuchteten Carlas blasse, knochige Finger silbern. Sie machte eine Geste, als würde sie etwas auf Saywer werfen.
    Ich erwartete, dass er zu Boden gehen, sich wieder erheben und dann seine Gestalt wandeln würde. Stattdessen fuhr Carla unter einem Schmerzensschrei zusammen, als wäre die Energie, die sie auf Saywer geschleudert hatte, direkt auf sie zurückgeprallt. Sie wankte und brach zusammen.
    Als ich bei ihr war, hatte sie sich schon wieder mühsam aufgesetzt. Während ich neben ihr kniete, glühten ihre Haarspitzen noch mit den Überresten dessen, was sie zu Boden geworfen hatte. Es roch versengt. Ihr Kleid qualmte überall da, wo kleine glühende Kohlestückchen es in Brand gesetzt hatten. Mit zittrigen Händen und geistesabwesend klopfte sie die Herde aus.
    „Was, zum Teufel, war das denn?“, fragte ich und sah Saywer dabei an.
    Er saß auf den Hinterbeinen und blickte uns mit seinen grauen Augen wachsam an.
    „Das habe ich nicht gewusst“, stammelte Carla.
    „Was gewusst?“
    „Dass er keine Kreuzung ist.“
    „Ist er nicht?“, fragte ich, obwohl ich das schon mal gehört hatte. Von Jimmy.
    „Er ist etwas anderes“, sagte Carla.
    „Was anderes?“
    „Nephilim und Nephilim ergibt etwas anderes, verschieden von Mensch und Monster. Etwas, das weder ganz das eine noch das andere sein kann.“
    Saywer sah mir unentwegt in die Augen.
    „Sein Vater war ein Medizinmann, der eine Robe trug“, murmelte ich. „Ein Dilettant, kein Nephilim.“
    „Nein.“ Carla kam wieder auf die Beine. Mein Angebot, ihr dabei zu helfen, hatte sie unwirsch abgetan. „Glaubst du etwa, ein Mensch könnte sich in ein Tier verwandeln, selbst wenn er eine Robe nutzt?“
    Ich konnte es zwar, aber wie menschlich war ich schon?
    „Also ist er anders“, sagte ich. „Na und?“
    „Man kann ihm nicht trauen.“
    Ich stieß ein kurzes bellendes Lachen aus. „Das ist mir schon klar gewesen, noch bevor ich gewusst habe, was er war.“
    Saywer verdrehte die Augen. Carlas Beobachtungen und auch mein mangelndes Vertrauen schienen ihn nicht sonderlich zu beunruhigen. Eigentlich ließ sich Saywer durch überhaupt nichts beunruhigen.
    „Kreuzungen sind mächtig, aber sie sind menschlicher als die Nephilim“, fuhr Carla fort. „Die anderen allerdings, die aus der Verbindung zweier böser Kräfte hervorgegangen sind, können stärker werden als jedes Elternteil.“
    „Das erklärt so einiges“, nuschelte ich.
    „Wenn er sich auf die Seite seiner Mutter schlagen würde …“ Den Rest des Satzes ließ Carla unausgesprochen.
    „Dann wären wir am Arsch“, schloss ich für sie. „Ich weiß. Also vielleicht sollten Sie ihn von diesem Fluch befreien, dann schwört er Ihnen womöglich ewige Treue, meinen Sie nicht?“
    Sie lachte – und bei diesem Klang, so rein und voller Freude, musste ich an Weihnachtsbaum und süße Kekse denken. „Du hast eine Menge seltsamer Ideen, Elisabetta.“
    „Und Sie machen Ausflüchte“, sagte ich. Mir kam ein Gedanke, einer, der mir gar nicht behagte. „Können Sie ihn kurieren?“
    „Kurieren? Nein.“
    Auf einmal spürte ich einen stechenden Schmerz in der Brust. Während mir Saywers Mutter weiter nach dem Leben trachtete, würde ich mich allein durchschlagen müssen, Saywer konnte mir nur insoweit helfen, wie er als ein extrem schneller, sehr starker und richtig gemeiner Wolf dazu imstande war.
    Ich würde sterben. Aber dank der Naye’i war das ja nichts Neues für mich. Nur, dass ich nicht sicher war, ob ich immer zurückkehren würde.
    „Was sie mit ihm gemacht hat“, fuhr Carla fort, „ist zu stark. Da er keine Kreuzung ist, fühlt er sich zum Bösen hingezogen. Es spricht zu ihm mit der Stimme seiner Kindheit. Der einzige Weg,

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