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Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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ein ganz gewöhnlicher Keller, oder Saywer wollte sie dort unten in winzig kleine, blutige Stücke reißen, sodass man sie niemals finden würde.
    Der Gedanke beunruhigte mich nicht einmal. Und das sollte mich nun wirklich beunruhigen. Von dem Bullen und erst recht von der Kellnerin, die ich einmal gewesen war, hatte ich mich meilenweit entfernt.
    Ich stieg die Treppe hinab. Der Keller war kein gewöhnlicher Keller, sondern ein Labor.
    Auf den Tischen lagen Bechergläser, Flaschen und Bunsenbrenner verstreut umher. Überall türmten sich verstaubte Bücher. Einmachgläser füllten Regalbretter um Regalbretter, und da war bestimmt kein Apfelmus drin.
    „Sind das etwa Augen?“, platzte es aus mir heraus. Und ich hätte schwören können, dass mich in diesem Moment eines davon ansah.
    Ich quiekte, schwankte rückwärts, fiel über die letzte Stufe und landete hart auf dem Boden. Carla und Saywer starrten mich beide an, als sei ich ein dummes Kind, das gerade in eine Pfütze gefallen war.
    „Ich mag keine Augen“, sagte ich zu meiner Verteidigung. „Besonders nicht in Gläsern.“ Mal ehrlich, wer mochte so was schon?
    „Das sind doch nur eingelegte Zwiebeln, Elisabetta.“ Carla machte eine wegwerfende Handbewegung.
    Natürlich waren sie das. Als ich ein zweites Mal hinschaute, blickten die Augen zur Wand und zeigten mir nur ihre weiße, runde, zwiebelgleiche Rückseite. Zusammen mit den Pupillen war jedwede menschliche Ähnlichkeit verschwunden.
    Misstrauisch kniff ich die Augen zusammen und fixierte Carla, aber die hatte sich bereits einer ihrer Arbeitsflächen zugewandt und das Amulett darauf platziert. Ich ließ die Zwiebelaugen hinter mir zurück und gesellte mich zu ihr.
    Im Gesicht spürte ich, wie die Luft heißer und heißer wurde, je mehr ich mich näherte. Als ich an dem schweren Tisch vorbei war, sah ich auch, warum. Die gesamte Wand des Kellers bestand aus einem Ofen. Er sah aus, als könnte man darin Menschen bei lebendigem Leibe verbrennen.
    Carla stand über das Amulett gebeugt. Mit dem Feuer, das da fröhlich hinter ihr brannte, würde sie sich gut als Motiv für eine Werbung von Hänsel und Gretel – die Rückkehr eignen.
    „Backen Sie hier unten?“, fragte ich.
    „So könnte man das auch nennen. Mit meinem Brennofen lässt sich praktisch alles beseitigen. Und jeder.“
    „Saywer“, murmelte ich, während ich mich zentimeterweise der Treppe näherte. Ich hatte mit ansehen müssen, wie sich jemand Gutes in jemand Böses verwandelt hatte. Jimmy vor allem. Das wollte ich nicht unbedingt noch einmal erleben.
    Saywer beachtete mich gar nicht. Fast hätte ich ihn mir einfach geschnappt, aber das wäre eine unschöne Methode, um einen oder zwei Finger zu verlieren.
    Aus Carlas Gesicht verschwand das Lächeln. Sie legte die Stirn in Falten. „Wo willst du hin? Ich dachte, ich soll den Fluch aufheben?“
    „Machen Sie nur.“ Ich verharrte in Treppennähe, bereit dazu, beim geringsten Anzeichen von Schwierigkeiten nach oben zu flüchten … oder es zumindest zu versuchen. Zweifellos bräuchte Carla nur mit dem Finger zu schnippen, und ich würde sogleich zur Salzsäule erstarren, oder sie schickte mir vielleicht einen Lichtblitz hinterher, und ich fiele tot um. Wenn mich ein Lichtblitz überhaupt töten konnte, sicher war ich mir da nicht.
    Carla nahm das Amulett und warf es wortlos und ohne irgendwelche Gesten in die lodernden Flammen. Sie klopfte sich die Hände ab und richtete ihre Aufmerksamkeit nun auf Saywer. „Jetzt bist du dran.“
    Er öffnete die Schnauze und ließ die Zunge heraushängen. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich schwören können, dass er lächelte.
    „Moment mal“, sagte ich und trat trotz allem einen Schritt näher. „Das ist alles?“
    Ich deutete auf den Brennofen, in dem die Flammen immer höher tanzten, als speisten sie sich von dem Amulett. Mir war nicht ganz klar, wie ein Stück Kupfer so feuergefährlich sein konnte. Vielleicht war es aber auch die Magie, die das Feuer schürte.
    Dieser Gedanke beunruhigte mich. Magisches Feuer könnte noch zu einem echten Problem werden.
    „Kein Zauberspruch?“, fragte ich weiter. „Kein Auge von …“ – ich wedelte in Richtung Zwiebelgläser – „sonst was? Sie werfen das Ding einfach nur ins Feuer? Das hätte ich auch gekonnt.“
    Carla zog eine Braue hoch. „Bist du eine Benandanti?“
    Könnte ich werden – wenn ich mit einer ins Bett ginge.
    Ich musterte Carla von oben bis unten. So dringend wollte ich

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