Die Phrrks
aus.«
»Das kommt dir nur so vor. Mit der Zeit wirst du 17
uns schon unterscheiden können.«
»Mit der Zeit?« fragte Emma entsetzt. »Wie lange wollt ihr denn bleiben? Was wollt ihr eigentlich hier?
Wieso seid ihr ausgerechnet zu mir alten Frau gekommen? Wie viele seid ihr? Und woher kommt
ihr?«
»Aus dem Radio«, sagte Phti lächelnd.
»Und wie kommt ihr da hinein?«
Phti zuckte mit den Schultern, schlug einen Kreis mit seinem Rüssel, verbeugte sich und schwebte davon.
In den nächsten Stunden geschah nichts, wenn man davon absehen will, daß die Katze dreimal un-gerufen ankam, auf Emmas Schoß sprang und sich schnurrend zusammenrollte; Emma warf sie runter.
Kein blaues Männchen ließ sich blikken, auch nicht Phti, obwohl Emma mehrmals nach ihm rief.
Als es zu dämmern begann, machte sie Licht an, doch dann saß sie unbewegt mit fast geschlossenen Augen da, als ob sie schliefe, und beobachtete das Loch in der Scheibe. Plötzlich schwebten sie in langer Reihe ein. Emma zählte mit: zweihundertsiebenunddreißig. Wie, um Himmels willen, fanden sie Platz in dem Radio?
»Phti!« rief sie mit scharfer Stimme. »Komm sofort her!«
»Da bin ich schon.« Er ließ sich außerhalb ihrer Reichweite auf der Tischplatte nieder, und als Emma 18
sich vorbeugte, rückte er gleich weiter ab. »Bitte, versuch nie, mich zu berühren«, sagte er.
»Auf der Stelle will ich wissen, was hier vor sich geht«, verlangte Emma.
»Das ist schwer zu erklären«, antwortete Phti. »Ich fürchte auch, dir fehlen die notwendigen Vorausset-zungen, es zu verstehen.«
»Laß es uns versuchen«, sagte Emma.
»Wozu? Heißt es nicht in euren Gesetzbüchern: Selig sind die Unwissenden?«
»Das ist die Bibel und kein Gesetzbuch«, erwiderte Emma, »und ich bin keine Christin, ich werde keine Ruhe geben, bis ich erfahren habe, was ich wissen will.«
»Wie denn?« Phti schlug einen Haken mit seinem Rüssel.
»Zum Beispiel könnte ich das Radio auf die Bal-konbrüstung stellen und es hinunterwerfen, wenn ihr mir nichts sagt.«
»Das würde ich nicht versuchen«, sagte Phti ernst.
»Würdest du dir als, nun, sagen wir, Stehlampe gefallen? Oder als Maus, die von deiner Katze gejagt wird?«
»Gut, fangen wir mit der Katze an«, sagte Emma ungerührt.
»Warum habt ihr Pussy in eine Katze verwan-
delt?«
»Um dir einen Gefallen zu tun. Wir dachten, ohne 19
Haustier seist du gar zu einsam. Möchtest du lieber einen Hund?«
»Ich will meinen Pussy.«
»Das geht leider nicht. Er stört uns.«
»Was macht ihr eigentlich da im Radio?«
»Kein Kommentar.«
»Paß auf, Phti«, sagte Emma, »ich bin nicht so dumm, wie du denkst. Ich verfolge seit vielen Jahren alle wissenschaftlichen Beiträge in den Zeitungen und im Fernsehen, ich lese seit über fünfzig Jahren Science-Fiction-Bücher. Von Verne, Wells, Domi-nik, Bradbury, Lern, Asimov kenne ich fast alles, und ich sehe mir jeden utopischen Film im Kino oder im Fernsehen an ihr seid Externsten, nicht wahr?
Von welchem Stern kommt ihr?«
Phti lächelte nur.
»Ich mache mir meine Gedanken«, fuhr Emma
fort. »Ihr könnt unmöglich alle in dem Radio Platz finden. Also, so denke ich mir, ist das nur eine Art Durchgangsstation für euch. Ihr habt irgendwo da oben eine Raumstation und kommt auf irgendeine Weise durch mein Radio herunter, stimmt's? Ihr habt doch auch die Anzeige in die Zeitung setzen lassen.«
Phti nickte.
»Mir ist schon klar, warum. Ihr habt euch gesagt, daß nur alte Leute oder Sonderlinge noch Röhrengeräte besitzen können, Leute, die man für vertrottelt oder meschugge hält, wenn sie eines Tages von klei-20
nen blauen Männchen erzählen.«
»Du bist wirklich nicht dumm«, sagte Phti.
»Wie viele solcher Geräte wie meines gibt es noch?«
Phti zuckte mit den Schultern.
»Vielleicht weißt du es wirklich nicht«, sagte Emma, »das ist im Augenblick auch nicht wichtig, aber: Was wollt ihr hier?
Wollt ihr die Erde besetzen?« Sie lachte. »Eine Invasion aus dem Weltraum habe ich mir immer ganz anders vorgestellt.
Meinst du nicht, daß wir mit euch Däumlingen im Handumdrehen fertig werden?«
»Mag sein«, sagte Phti, »aber versuche du es lieber nicht.«
»Ich vermute wohl richtig«, sagte Emma, »daß mir nichts anderes übrigbleibt, als euch Obdach zu ge-währen?«
»Ja, Emma, so ist es.«
»Nun gut. Was aber habe ich davon?«
»Sag mir, was du möchtest. Wenn es möglich ist, werde ich es dir verschaffen.«
»Einen neuen Fernseher«, antwortete
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