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Die Phrrks

Die Phrrks

Titel: Die Phrrks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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den ungefügen, silberglänzenden, undurchsichtigen Skaphandern Menschen steckten, als er, zum ersten Mal seit seinem Abflug von der Erde, seit über sechzig Jahren, eine Frau in seinen Armen hielt sie weinte mehr als er, drückte ihn an sich, schluchzte, küßte ihn, als sei er ihr verschollener Geliebter, den sie endlich wiedergefunden –, doch die Ernüchterung setzte bald ein.
    Nach Hause? Wo war er zu Hause, auf der Erde?
    Das war nicht mehr die Erde, die er verlassen hatte, von der er, zumindest in den ersten Jahren nach der Notlandung, jede Nacht geträumt hatte. Sie zeig-393
    ten es ihm, ließen eigens für ihn Kisten voll Video-bänder vom Raumschiff herunterfliegen. Und einen Arzt mit einer halben Raumfähre voller Apparaturen, der ihn untersuchte. Ob sie ihn überhaupt an Bord des Raumschiffs lassen durften, ob er nicht am Ende alle verseuchen würde… Er war gesund. Erstaunlich gesund und fit für sein Alter, hatte Doc schließlich erklärt. Überaus erstaunlich, O'Neill müsse ihm unbedingt über alle Umstände seines Lebens hier be-richten, genau und ausführlich, daraus ließen sich gewiß Schlußfolgerungen für das Leben auf der Erde ziehen, für die Verlängerung des Lebensalters. Wie alt sind Sie jetzt? hatte Doc gefragt. O'Neill hatte erst nachrechnen müssen. Zu seinem Erstaunen stellte er fest, daß er vor drei Wochen hundert geworden war.
    »Hundert Jahre sind genug!« Er nahm einen
    Schluck aus der Flasche, die Henry, der Benjamin der Landecrew, ihm heimlich zugesteckt hatte. Echt irischer Whisky. Garantiert hundert Jahre alt, stand auf dem Etikett, also älter als er, denn die Zeit des Raumflugs mußte man ja hinzuzählen. O'Neill nahm nur einen winzigen Schluck, gerade genug, den Mund auszuspülen. Er war Alkohol nicht mehr gewohnt, und noch nie war es wichtiger gewesen, nüchtern zu bleiben, als heute.
    Hundertzehn Jahre, so hatte Doc erklärt, sei inzwischen die durchschnittliche Lebenserwartung für Männer, hunderteinundzwanzig für Frauen. Wenn er 394
    die Zeit für den Rückflug bedachte, würde er hun-dertzwanzig sein, wenn er wieder auf der Erde eintraf. Ein Greis. Auf einer Erde, die schon jetzt so fremd geworden war, daß er nur die historischen Ge-bäude wiedererkannt hatte. Aber sie wollten ihn nicht hierlassen, um keinen Preis.
    Henry hatte es ihm verraten. Notfalls würden sie mit List versuchen, vielleicht sogar mit Gewalt, ihn an Bord des Raumschiffs zu bringen.
    Er hatte daran gedacht, sich zu verstecken, bis sie die Schnauze voll hatten, ihn zu suchen, und abhau-ten, aber konnte er denn jetzt noch hier bleiben?
    Würde er noch einmal die Gelassenheit finden, wür-de er sich nicht allzubald mit Vorwürfen zerflei-schen, zumal wenn die Gebrechen des Alters noch stärker wurden. Er merkte doch jetzt schon, wie er abbaute. Wie er oft minutenlang dastand und grübelte, was er hatte machen wollen.
    Zwei Wochen vor Ankunft der FREMDEN hatte
    er sich im Wald verlaufen, in seinem Wald, den er wie seine Hosentasche zu kennen glaubte! Er hatte drei Tage gebraucht, um wieder zur Basis zu finden.
    Wenn er eines Tages elendig im Walde verrecken mußte? Hier konnte er schreien, so laut er wollte, niemand hatte Ohren, ihn zu hören.
    Seit der Rausch der Freude über die Ankunft der FREMDEN verflogen war, hatte er unaufhörlich ge-grübelt, was er tun sollte. Vorgestern hatte er sich 395
    entschieden.
    Seine Aufzeichnungen hatte er längst der Landecrew übergeben, die Karten, die Verzeichnisse der Pflanzen, die Liste der Namen, die er vergeben hatte, sogar die Tagebücher; jetzt gab er zum Schein sein Sträuben auf, sich an Bord des Raumschiffs zu bege-ben, zur Erde zu fliegen. In drei Tagen.
    Er lachte. In drei Tagen mußten sie zurück zum Raumschiff; das nächste Raumfenster zum irdischen Sonnensystem öffnete sich erst Monate später, und der Kommandant wollte nicht länger hierbleiben.
    Vielleicht hatte er Heimweh?
    Er nicht. Er würde Heimweh nach dem Antair haben, solange er noch denken konnte. Er wollte hier bleiben, hier sterben, auf dem Planeten, der seine zweite, nein, seine wirkliche Heimat geworden war.
    Nicht in einer der scheußlichen Kliniken auf der Er-de. Er wußte zwar nicht genau, ob sie noch so scheußlich waren wie damals, aber wie sollte es anders sein?
    Er hatte sich bei Doc erkundigt, sie hatten noch immer keinen Weg gefunden, jedem Menschen einen Tod in Würde zu gewähren. Noch immer versuchten sie, jedes Leben solange wie nur möglich zu erhalten, und sei es

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