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Die Physiker

Die Physiker

Titel: Die Physiker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Dürrenmatt
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nicht
wunderbar?
    MÖBIUS   Gewiß.
    SCHWESTER MONIKA   Du freust dich
nicht.
    MÖBIUS   Es kommt so unerwartet.
    SCHWESTER MONIKA   Ich habe noch
mehr getan.
    MÖBIUS   Das wäre?
    SCHWESTER MONIKA   Mit dem
berühmten Physiker Professor Scherbert gesprochen.
    MÖBIUS   Er war mein Lehrer.
    [52]  SCHWESTER MONIKA   Er erinnerte
sich genau. Du seist sein bester Schüler gewesen.
    MÖBIUS   Und was besprachst du mit
ihm?
    SCHWESTER MONIKA   Er versprach
mir, deine Manuskripte unvoreingenommen zu prüfen.
    MÖBIUS   Erklärtest du ihm auch,
daß sie von Salomo stammen?
    SCHWESTER MONIKA   Natürlich.
    MÖBIUS   Und?
    SCHWESTER MONIKA   Er lachte. Du
seist immer ein toller Spaßvogel gewesen. Johann Wilhelm! Wir haben nicht nur
an uns zu denken. Du bist auserwählt. Salomo ist dir erschienen, offenbarte
sich dir in seinem Glanz, die Weisheit des Himmels wurde dir zuteil. Nun hast
du den Weg zu gehen, den das Wunder befiehlt, unbeirrbar, auch wenn der Weg
durch Spott und Gelächter führt, durch Unglauben und Zweifel. Aber er führt aus
dieser Anstalt. Johann Wilhelm, er führt in die Öffentlichkeit, nicht in die
Einsamkeit, er führt in den Kampf. Ich bin da, dir zu helfen, mit dir zu
kämpfen, der Himmel, der dir Salomo schickte, schickte auch mich.
    Möbius starrt zum Fenster hinaus.
    SCHWESTER MONIKA   Liebster.
    MÖBIUS   Geliebte?
    SCHWESTER MONIKA   Bist du nicht
froh?
    MÖBIUS   Sehr.
    SCHWESTER MONIKA   Wir müssen nun
deine Koffer packen. Acht Uhr zwanzig geht der Zug. Nach Blumenstein. Sie geht ins Zimmer Nummer 1.
    MÖBIUS allein Viel ist ja nicht.
    [53]  Aus dem Zimmer Nummer 1 kommt Monika mit einem
Stapel Manuskripte.
    SCHWESTER MONIKA   Deine
Manuskripte. Legt sie auf den Tisch. Es ist dunkel
geworden.
    MÖBIUS   Die Nacht kommt jetzt
früh.
    SCHWESTER MONIKA   Ich mache
Licht. Dann packe ich deinen Koffer.
    MÖBIUS   Warte noch. Komm zu mir.
    Sie geht zu ihm. Nur noch die beiden Silhouetten
sind sichtbar.
    SCHWESTER MONIKA   Du hast Tränen
in den Augen.
    MÖBIUS   Du auch.
    SCHWESTER MONIKA   Vor
Glück.
    Er reißt den Vorhang herunter und über sie. Kurzer
Kampf. Die Silhouetten sind nicht mehr sichtbar. Dann Stille. Die Türe von
Zimmer Nummer 3 öffnet sich. Ein Lichtstrahl dringt in den Raum. Newton steht
in der Türe im Kostüm seines Jahrhunderts. Möbius geht zum Tisch, nimmt die Manuskripte
zu sich.
    NEWTON   Was ist geschehen?
    MÖBIUS geht
in sein Zimmer   Ich habe Schwester Monika Stettler erdrosselt.
    Aus Zimmer Nummer 2 hört man Einstein geigen.
    NEWTON   Da geigt Einstein wieder.
Kreisler. ›Schön Rosmarin‹. Er geht zum Kamin, holt den Kognak.

[54]  Zweiter Akt
    Eine Stunde später, der gleiche Raum. Draußen
Nacht. Wieder Polizei. Wieder messen, aufzeichnen, photographieren. Nur ist
jetzt die für das Publikum unsichtbare Leiche der Monika Stettler hinten rechts
unter dem Fenster anzunehmen. Der Salon ist erleuchtet. Der Lüster brennt, die
Stehlampe. Auf dem Sofa sitzt Frl. Doktor Mathilde von Zahnd, düster, in sich
versunken. Auf dem kleinen Tisch vor ihr eine Zigarrenkiste, auf dem Sessel
rechts außen Guhl mit Stenoblock. Inspektor Voß wendet sich in Hut und Mantel
von der Leiche ab, kommt nach vorne.
    FRL. DOKTOR   Eine Havanna?
    INSPEKTOR   Nein, danke.
    FRL. DOKTOR   Schnaps?
    INSPEKTOR   Später.
    Schweigen.
    INSPEKTOR   Blocher, du kannst
jetzt photographieren.
    BLOCHER   Jawohl, Herr Inspektor.
    Man photographiert. Blitzlichter.
    INSPEKTOR   Wie hieß die
Schwester?
    FRL. DOKTOR   Monika Stettler.
    [55]  INSPEKTOR   Alter?
    FRL. DOKTOR   Fünfundzwanzig. Aus
Blumenstein.
    INSPEKTOR   Angehörige?
    FRL. DOKTOR   Keine.
    INSPEKTOR   Haben Sie die
Aussagen, Guhl?
    GUHL   Jawohl, Herr Inspektor.
    INSPEKTOR   Wieder erdrosselt,
Doktor?
    GERICHTSMEDIZINER   Eindeutig.
Wieder mit Riesenkräften. Nur diesmal mit der Vorhangkordel.
    INSPEKTOR   Wie vor drei Monaten. Er setzt sich müde auf den Sessel rechts vorne.
    FRL. DOKTOR   Möchten Sie nun den
Mörder –
    INSPEKTOR   Bitte, Fräulein
Doktor.
    FRL. DOKTOR   Ich meine, den Täter
sehen?
    INSPEKTOR   Ich denke nicht daran.
    FRL. DOKTOR   Aber –
    INSPEKTOR   Fräulein Doktor von
Zahnd. Ich tue meine Pflicht, nehme Protokoll, besichtige die Leiche, lasse sie
photographieren und durch unseren Gerichtsmediziner begutachten, aber Möbius
besichtige ich nicht. Den überlasse ich Ihnen. Endgültig. Mit den andern
radioaktiven Physikern.
    FRL. DOKTOR   Der

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