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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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und nicht einmal sein Hemd geöffnet. Selbst die gepunktete blaue Krawatte saß hochgezogen an Ort und Stelle. Korrekte Dienstkleidung war ihm sehr wichtig, und wenn er manchmal die Männer seiner Kommission in ihrer nachlässigen Kleidung sah, sehnte er sich nach den Zeiten zurück, in denen es eine feste Kleiderordnung für den Dienst gegeben hatte. Aber das war schon lange her, sehr lange. »Schimanski hat sie alle verdorben«, dachte er dann bei sich und verfluchte den Schmuddelkommissar aus dem Fernsehen.
    Er stand am Fenster und blickte nachdenklich auf die Straße, auf der ein geschäftiges Treiben herrschte. Jetzt drehte er sich um und fixierte den vortragenden Kollegen mit festem Blick.
    »So weit, so gut. Danke, Herr Kollege Allenstein.«
    Der nickte zufrieden. Zu seiner großen Freude war er doch noch in die Mordkommission berufen worden. Die Tatsache, dass er als Einziger den Mönch näher gesehen und fast rechtzeitig eingegriffen hatte, hatte wohl dazu beigetragen. Jedenfalls konnte das für eine mögliche Beförderung nur dienlich sein.
    »Fassen wir also zusammen, was wir haben. Der Hellinger findet bei Reparaturarbeiten zufällig acht Schriftrollen in der Kirche St. Pantaleon, die offenbar von großem wissenschaftlichem Interessesind, möglicherweise historisch und theologisch gleichermaßen bedeutsam. Wie auch immer, zwei gehen verloren, als der Finder und seine dilettantischen Helfer versuchen sie zu öffnen. Da sind es nur noch sechs. Im Nu bildet sich ein Kreis von Interessenten für die verbliebenen Rollen, nachdem die Sache durch eine dümmliche Indiskretion an die Presse gerät. Da ist einmal die Kirche, die inzwischen zwei Rollen hat. Der Kardinal wird sich aber nicht lange freuen können, denn wir haben inzwischen die Beschlagnahmung der Rollen als Beweismittel angeordnet. Dann wurden dem guten Dr. Wiegand zwei Rollen aus seiner Wohnung geraubt. Von dem Täter haben wir keine brauchbare Beschreibung. Da waren es noch vier. Dann gibt oder besser gab es dieses reiche Sammlerehepaar in Rodenkirchen. Die Hausdurchsuchung hat ergeben, dass das Haus voll von ähnlichen Exponaten war, die meisten vermutlich illegal entwendet. Offenbar hat der Mann gezielt Aufträge erteilt, um sich in den Besitz solcher Gegenstände zu versetzen. Wie viele Rollen in dem Haus waren, wissen wir nicht, jedenfalls sind sie weg und die Sammler tot. Möglich ist, dass sich die letzten vier Rollen dort befunden haben und der Mörder sie jetzt hat. Aber in wessen Auftrag handelt er?«
    Schweigen!
    »Dann gibt es da noch einen seltsamen Mönch, der wahrscheinlich keiner ist, aber einen schwarzen Mazda mit ausländischem Kennzeichen fährt. Von dem haben wir jetzt dank des mutigen Einsatzes vom Kollegen Allenstein eine brauchbare Phantomzeichnung.«
    Dem Kriminalobermeister tat diese Bemerkung sichtlich gut, er lehnte sich entspannt zurück und spielte mit seinem Kugelschreiber. Müller griff in die Akte und holte eine Zeichnung hervor, die einen Mann Ende vierzig mit einem vollen, bartlosen Gesicht, hohen Wangenknochen und stechenden Augen zeigte. Die vernarbten Gesichtszüge wirkten grob, ja, brutal. Interessiert nahmen die Kollegen die Abzüge der Zeichnung entgegen.
    »Es sieht so aus, als ob die Identität dieses Mannes geklärt wäre. Zurzeit bemühen wir uns um ein authentisches Foto von Interpol. Es gibt nämlich eine Auskunft aus dem Vatikan, die uns weiterbringen könnte. Als Fahrer des Mazdas, den der Kollege Allensteinbeobachtet hat, wurde uns ein gewisser Boris Stencovich genannt. Kein unbeschriebenes Blatt, dieser Mann. Er hat bei Interpol eine beträchtliche Akte.«
    Müller goss sich etwas Wasser ein und trank in hastigen Zügen. Es war wirklich zu heiß. Einen Augenblick überlegte er, ob er sich der Jacke entledigen könnte, aber dann behielt seine etwas antiquierte Dienstauffassung die Oberhand.
    Kommissar Jungnickel, das jüngste Mitglied der Kommission, nutzte die Gelegenheit für eine Zwischenfrage. »Was wissen wir denn über den Mann? Wenn der Wagen auf den Vatikan zugelassen ist, ist er ja vielleicht tatsächlich ein Mönch?«
    Müller schüttelte entschieden den Kopf und blickte den jungen Blondschopf an, als fühle er sich in seinen Ausführungen gestört.
    »Das ist mit Sicherheit kein Mönch! Er stand schon als ganz junger Mann wegen Mordes an einem Polizisten vor Gericht, und zwar in seiner ursprünglichen Heimat Jugoslawien. Irgendwie hat ein Kardinal vom Vatikan ihn vor der Todesstrafe

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