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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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könnten nach dem Rückzug der Franken wieder zurückkehren.«
    Eine Weile lang herrschte bedrücktes Schweigen.
    »Aber diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt, nicht wahr?«, meinte Conny leise. Im Geist sah sie die Bewohner des Gutshofes vor sich, wie sie in aller Eile packten und flohen. Und wenig später drangen dann diese Franken ein und legten alles in Schutt und Asche. Sie schüttelte sich vor Grauen.
    »Wie man sieht! Ich denke, die Menschen haben sich in die Stadt geflüchtet, aber wie man liest, muss Colonia ziemlich verwüstet worden sein. Vermutlich sind viele Einwohner dabei umgekommen, wahrscheinlich unser Gutsbesitzer auch.«
    »So weit, so gut«, unterbrach Hellinger den interessanten Vortrag, »aber eins verstehe ich nicht: Müsste nicht der Gutsbesitzerwertvollere Dinge besessen haben als jene Schriften? Ich meine Schmuck, Gold oder so etwas?«
    »Interessante Frage, Frank. Aber schauen Sie, der Inhalt der geöffneten Rolle ist ein Evangelium, wenn auch ein apokryphes. Damals wurde noch nicht nach echten und unechten Schriften unterschieden. Das lässt nur einen Schluss zu: Der Gutsbesitzer war Christ, eine christliche Gemeinde in Köln gilt für diesen Zeitraum als gesichert. Nun, für einen Christen wie ihn galt die Schrift als echtes Evangelium, und damit war diese Rolle das Wertvollste, was er hatte, denn Abschriften der Evangelien waren überaus selten und kostbar.«
    Er machte eine bedeutsame Pause, bevor er mit leiser Stimme fortfuhr. Seine Zuhörer hingen wie gebannt an seinen Lippen.
    »Aber die Tatsache, dass es sich um eine alte, wenig bekannte Schrift handelt, lässt für den Inhalt der übrigen Lederrollen eine noch viel interessantere Schlussfolgerung zu. Ahnen Sie, welche?«
    »Ich glaube, ich weiß, worauf Sie hinauswollen«, flüsterte Conny heiser. »Sie denken, dass Schriften darin sein könnten, die ... äh, noch völlig unbekannt sind, der Kirche also auch!«
    »Richtig, meine Liebe, und dann hätten wir es mit einer archäologischen, aber auch einer theologischen Sensation erster Güte zu tun. Sie haben ja die Überschrift in der Zeitung gelesen: ›Muss die Bibel umgeschrieben werden?‹ Und gleichzeitig wird die Sache damit äußerst gefährlich!«
    »Warum gefährlich?«, wollte Hellinger wissen. Er zündete sich mit zitternden Händen eine Zigarette an, sehr zum Unwillen seiner Freundin, die es hasste, wenn er rauchte.
    »Ich sagte es Ihnen schon: Wenn das bekannt wird, wird es ebenso dubiose wie skrupellose Interessenten aller Couleur auf den Plan rufen. Sammler, die diese Schriften nur allzu gerne in ihren Vitrinen ausstellen würden, Fanatiker und Fundamentalisten, die den Wahrheitsgehalt ihrer Bibel in Gefahr sehen, Archäologen und Historiker, die diese Schriften erst einmal einige Jahre untersuchen wollen, Museumsleute aus aller Welt, die ihren Bestand um eine Sensation erweitern wollen, und so weiter. Nicht zu vergessen die Presseleute, die sich wie Geier auf solche Sensationen stürzen. Sie haben ja schon einen leichten Vorgeschmack erhalten, nicht wahr?«
    Hellinger nickte nachdenklich und dachte an die dunkle Stimme am Telefon.
    »Und noch etwas. Die Eigentumsverhältnisse an den Funden müssen unbedingt geklärt werden, bevor wir damit Probleme bekommen. Ich fürchte, wir werden einen Rechtsanwalt zurate ziehen müssen.«
    »Da kann ich vielleicht etwas tun!«, unterbrach Hellinger ihn hastig.
    Wiegand blickte ihn fragend an. »Wieso?«
    »Wir arbeiten gerade mit unserer Firma bei einem Rechtsanwalt. Sehr freundlich, der Mann, und adlig sogar. Moment!«
    Er kramte in seiner Tasche und zauberte eine Visitenkarte aus feinstem Büttenpapier hervor.
    Dr. Thomas von Weimar, Rechtsanwalt.
    »Morgen werden wir ihm in seiner Praxis eine schöne neue Toilette einbauen. Sicher wird sich die Gelegenheit ergeben, ihn einmal auf unser kleines Problem anzusprechen. Machen Sie sich ...«
    »Keine Gedanken, ich weiß schon!«
    Aber insgeheim beschloss Wiegand, sich eine Menge Gedanken zu machen.

XI.
     
    Es dauerte einen Augenblick, bis ich mich gefasst hatte. Ein Consul, ein Senator vielleicht, damit durfte man rechnen. Aber Seianus und Tiberius, eine solche Kommission hatte ich nicht erwartet! Nie werde ich diese Situation vergessen.
    »Name und Dienstrang!«, schnarrte die Fistelstimme eines Schreibers, während mich die drei Männer am Mitteltisch schweigend, ja feindselig anstarrten.
    »Gaius Pontius Pilatus, Tribun der XVII. Legion!«
    »Den Namen dieser Legion solltest

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