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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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aber so viel konnte er mir doch sagen, dass die Funde zunächst dem gehören, auf dessen Boden sie gefunden wurden. Außerdem gibt es noch so Gesetze, die dem Land gewisse Rechte einräumen, wenn es sich um kulturhistorische Schätze handelt.«
    »Das heißt, ihr müsstet die Sachen eigentlich melden und herausgeben, oder?«
    Hellinger nickte verdrießlich. »Tun wir aber nicht! Ich bin doch nicht blöd! Wer hat sie denn gefunden?«
    »Aber die Zeitung hat doch schon darüber berichtet. Dann weiß die Kirche schon Bescheid und die Behörden sicher auch.«
    »Mag sein«, antwortete Hellinger missmutig, »aber solange sich keiner meldet ...«

    ***

    Zur gleichen Zeit legte Dr. Wiegand nachdenklich den Telefonhörer auf. Sein alter Studienfreund hatte ihm soeben mitgeteilt, dass der Versuch, die zweite Rolle zu öffnen, gescheitert war. Ebenso wie bei der ersten Rolle hatte sich der Papyrus trotz aller Vorsichtsmaßnahmen sofort in Luft aufgelöst, als man versucht hatte, ihn aus der schützenden Rolle hervorzuholen. Immerhin hatten die wenigen lesbaren Schnipsel ausgereicht, um den Text mit ziemlicher Sicherheit zu identifizieren.
    »Griechische Schrift wieder«, hatte Dr. Krings gesagt und mit großem Bedauern ergänzt: »Leider verloren, keine Chance! Wir haben unser Bestes getan, aber da müssen absolute Fachleute heran.«
    »Kannst du sagen, um was für eine Art von Text es sich gehandelt hat?«
    »Offensichtlich die Abschrift eines weiteren Evangeliums.«
    »Apokryph? Unbekannt?«
    »Nein, Gott sei Dank nicht. Nicht auszudenken! Nein, die Textreste lassen ziemlich sicher den Schluss zu, dass es sich um eine Abschrift des Markusevangeliums handelt.«
    »Trotzdem vielen Dank! Was geschieht mit den beiden verbliebenen Rollen?«
    Einen Augenblick lang Schweigen am anderen Ende der Leitung.
    »Ich habe Kontakt mit dem Römisch-Germanischen Museum aufgenommen. Lass mir noch etwas Zeit! Jetzt vor Weihnachten wird da nichts zu machen sein. Die meisten sind in Urlaub.«
    »Klar! Kein Problem. Erst mal danke. Servus!«
    »Machs gut, Justus!«
    Wiegand wollte gerade nach seiner Pfeife greifen, als das Telefon klingelte.
    »Dr. Wiegand?«, fragte eine unbekannte dunkle Stimme.
    »Ja, wer ist da?«
    »Das muss Sie im Augenblick nicht interessieren. Es geht um die Schriftrollen!«
    »Wenn Sie mir Ihren Namen nicht nennen, werde ich auflegen!«
    »Äh ... Sch... Schulz«, sagte die Stimme schnell.
    »Und was wollen Sie, Herr ... Schulz?«
    »Wir sind an den Ro... Rollen sehr interessiert!«
    Wiegand lachte auf. »Das sind wahrscheinlich viele, aber ...«
    »Reden Sie keinen Unsinn«, unterbrach die dunkle Stimme grob. »Jetzt hören Sie gut zu, lieber Ma... Mann. Wir bieten Ihnen einen guten Preis, einen sehr guten Preis.«
    »Mag ja sein«, antwortete Wiegand und bemühte sich bewusst um einen gelassenen Ton, »aber erstens kann ich sie Ihnen gar nicht verkaufen, weil ich nicht der Eigentümer bin, und zweitens, selbst wenn ich es wäre, würde ich sie Ihnen nicht verkaufen, denn sie gehören der Wissenschaft. Außerdem, was heißt guter Preis? Sie sind von unschätzbarem Wert. So viel können Sie gar nicht bezahlen. In wessen Auftrag rufen Sie eigentlich an?«
    »Das geht Sie nichts an, Doc«, sagte die Stimme. Der Ton war zunehmend unverschämter und aggressiver geworden. »Und seien Sie sicher, wenn Sie nicht ver... verkaufen, dann kriegen wir sie eben anders. Was mein Auftraggeber will, hat er noch immer bekommen.«
    »Sie sollten mir nicht drohen, das ...«
    Aber die Stimme hatte aufgelegt!
    Zu Recht fand Dr. Wiegand das Gespräch sehr beunruhigend. Auf was hatte er sich da bloß eingelassen? Sein feines Gehör, dasauch unter dem jahrelangen Lärm seiner Schüler nicht gelitten hatte, signalisierte ihm ein Klingelgeräusch an der Nachbartür.
    Hellinger war nicht da, wie er wusste. So ging er mit leisen Schritten zur Tür und spähte durch den Spion. Vor Hellingers Tür stand ein Mann in einem schwarzen Mantel und drückte gerade erneut auf den Klingelknopf. Wiegand öffnete die Tür.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Der Mann drehte sich herum. Unter dem schwarzen Mantel wurde ein ebensolcher Anzug sichtbar. Der weiße Kragen, der aus dem Schwarz entgegenleuchtete, signalisierte den Beruf des Besuchers. Ein Geistlicher.
    Freundlich blickte ihn der Mann an. Er konnte höchstens dreißig Jahre alt sein, hatte ein offenes Gesicht und kurze braune Haare. Metallblaue Augen strahlten ihn an.
    »Ich wollte zu Herrn Hellinger«,

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