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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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kein Wagen ihnen folgte. Bevor sie ihr Haus betraten, hatten sie minutenlang gewartet, konnten aber keinen verdächtigen Beobachter ausmachen.
    Morgen war Heiligabend, das Fest, das er als Kind immer so sehr geliebt hatte. Kerzenlicht und Bratenduft, Weihnachtsgeschichte und prächtig verpackte Geschenke erschienen kurz vor seinen Augen, verschwanden aber sofort wieder. So wenig weihnachtlich wie heute war ihm noch nie zumute gewesen. Seine unsteten Gedanken kreisten sorgenvoll um die Schriftrollen, um Geld, viel Geld, um seinen zornigen Nachbarn, der noch einmal dringend zur Rückgabe der Rollen geraten hatte, um einen Toten in der Universität und um Conny, seine Conny.

    ***

    Conny starrte aus dem Fenster und beobachtete die letzte Straßenbahn, die quietschend in die Eifelstraße einbog. Sie hatte den beiden Männern vom Fenster aus nachgesehen und wollte gerade das Fenster schließen, als sie den Mönch aus dem Wagen steigen und auf ihr Haus zukommen sah. Er holte ein Handy aus seiner Kutte und tippte eine Nummer ein. Neugierig geworden, lehnte Conny Baumeister das Fenster nur an und wurde so Zeugin des Gespräches, das der Mönch mit dem fernen Rom führte. Das reichte ihr. Als der seltsame Gottesmann sein Handy wieder zuklappte, hatte Conny schon die Rollen und ihre Handtasche an sich gerissen, leise die Wohnungstür hinter sich verschlossen und war in Windeseile die Treppe heraufgestürmt. Sie kramte hastig in ihrer Handtasche, bis sie den Schlüssel zum vierten Stock gefunden hatte. Leise öffnete sie die Tür, um sie sofort danach hinter sich anzulehnen. Erleichtert lehnte sie sich an den Türrahmen und atmete tief auf. Was für ein Glück, dass Frau Diederichs ihr den Schlüssel überlassen hatte, um für die Blumen zu sorgen, während sie selbst sich dem Wintervergnügen in Garmisch-Partenkirchen hingab.
    Angestrengt lauschte sie in das nachtdunkle Treppenhaus, das nur von blassem Mondschein dürftig erhellt wurde. Leise, schwere Schritte näherten sich, verharrten dann auf dem ersten Stock. Vor ihrer Wohnung! Ein dezentes Kratzen, eine Tür wurde geöffnet. Ihre! Leise schloss sie die Tür. Die Polizei? Einen Augenblick dachte sie darüber nach. Aber bis die kamen, würde der Unbekannte schon verschwunden sein. Sie konnte nichts tun, nur warten. Ein Schaudern, ein Ekel gar überkam sie bei dem Gedanken, dass die unheimliche Gestalt jetzt in ihren Sachen herumwühlte.
    Auf Zehenspitzen, als könne der Unheimliche sie hören, trat sie ans Fenster und beobachtete die menschenleere Straße. Es dauerte mindestens zehn Minuten, bis sie die schwere Gestalt des Mönchs auf die Straße treten sah. Er blickte zu den Fenstern des Hauses herauf, und noch bevor sich Conny hinter das schwere Sofa fallen ließ, meinte sie den Ausdruck der herben Enttäuschung im Gesicht des Mannes gesehen zu haben. Mühsam hielt sie Tränen der Angst und Erleichterung zurück. Dann straffte sich ihre Gestalt. Mit bebenden Fingern wählte sie eine Telefonnummer.
    »Frankieboy, schläfst du schon?«
    Sekunden später trällerte sie diese Worte fast vergnügt in den Hörer und fühlte sich unendlich glücklich, der Gefahr entronnen zu sein und die Rollen gerettet zu haben. Aber Frankieboy war noch sehr müde, war er doch gerade erst eingeschlafen.
    »Wer ...? Conny? Weißt du, wie spät es ist?«
    »Wusstet ihr, wie spät es war, als ihr eben vor meiner Tür standet? Und wusstet ihr, in welche Gefahr ihr mich gebracht habt?«
    »Gefahr?« Hellinger war schlagartig wach und saß kerzengerade im Bett. Mit fliegenden Fingern griff er nach seinen Glimmstängeln, eine normale Reaktion für ihn.
    »Du sollst nicht im Bett rauchen«, folgte unmittelbar nach dem Zischen des Feuerzeugs der gewohnte Tadel. Dann berichtete Conny von dem nächtlichen Besuch des Mönchs und wie sie ihn ausgetrickst hatte. Hellinger wäre seine Zigarette fast den Fingern entglitten, so schwer saß der Schock. »Bleib, wo du bist, mein Schatz, ich bin in fünf Minuten da!«, keuchte er ins Telefon.
    »Nein, du bleibst, wo du bist, und schläfst dich erst einmal aus. Ich bin hier in der Wohnung von Diederichs prima aufgehoben. Da kommt der Bursche nie drauf. Er kann ja schlecht alle Wohnungen hier durchsuchen.«
    Sie gab ein glucksendes Lachen von sich. Hellinger bewunderte seine Freundin einmal mehr wegen ihrer Souveränität und Lässigkeit in gefährlichen Situationen. »Hast du morgen frei?«
    »Morgen?« Hellinger brauchte einen Augenblick, bis er seine Gedanken

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