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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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sein. Schau, man erwartet uns.« Inzwischen hatte die »Diana« mit einer eleganten kleinen Wendung den Landungssteg erreicht und festgemacht. Dortwurden wir standesgemäß von einem Tribun namens Aulus Fasenius begrüßt, der eine Cohorte als Ehrenwache hatte antreten lassen.
    »Ave, Präfekt, ich grüße dich und deine edle Gemahlin!«
    »Hab Dank, Tribun!« Ich sah mich bedächtig um. Alles strahlte Sauberkeit, Ordnung und Disziplin aus. Die Truppen standen in Reih und Glied, die Honoratioren der Stadt verliehen dem Bild in ihren makellosen weißen Togen Glanz und Würde, die Kais waren aufgeräumt, die anliegenden Schiffe sauber geriggt. Ich war zufrieden, und doch ...
    Der Tribun hatte meinen Blick bemerkt.
    »Ist alles in Ordnung, Präfekt?«, erkundigte er sich, und seine Stirn verzog sich sorgenvoll.
    »Ich vermisse meinen Amtsvorgänger. Ist er nicht zu meiner Begrüßung gekommen?«
    »Der edle äh ... Valerius, er ist unpässlich, ich meine: krank. Das Klima ... ja, das heiße Klima will ihm gar nicht bekommen. Die Jahre steter sengender Sonne haben seinen Körper ausgezehrt. Ich hoffe, du wirst ihm verzeihen ...?«
    »Natürlich«, entgegnete ich jovial und ärgerte mich doch gehörig. Was bildete sich der ein, mich nicht persönlich zu empfangen?
    »Bene, dann können wir, wenn es dir recht ist, in die Stadt zu deinem Amtssitz ziehen. Aber ...« Er stockte einen Augenblick.
    »Ja?«
    »Man ... ich meine, die Bevölkerung wird dir keinen begeisterten Empfang geben.«
    »Ich weiß, man mag uns hier nicht, nicht wahr?«
    »Mehr noch, Präfekt, man hasst uns. Jeder hier hasst uns, und es vergeht wohl keine Sekunde, ohne dass sie zu ihrem Gott beten, er möge uns alle in den Hades schicken.«
    Ich lachte leise. »Das war mir bekannt, sei ohne Sorge. Wir werden sie lehren, was römische Macht und Würde im Schatten des Adlers bedeuten. Lasst uns gehen!«
    Unser Einzug in Cäsarea geschah ohne Pracht und Pomp und nahezu unter Ausschluss der Bevölkerung. Dunkle, fremdartige Gesichter warfen uns aus Ecken und Fensteröffnungen hasserfüllte Blicke zu, doch flog kein Stein, und kein Schrei störte den Frieden, als wir durch die engen, geradlinig verlaufenden Gassen zu meinem neuen Amtssitz marschierten.
    »Erzähl mir etwas über Cäsarea, Tribun«, forderte ich den neben mir reitenden Fasenius auf. Der schien auf diese Aufforderung geradezu gewartet zu haben, denn er sprudelte in einem Wasserfall von Worten los. »Also, wie du sicher weißt, wurde die Stadt von Herodes, den sie hier auch ›den Großen‹ nennen, zu Ehren des großen Augustus gebaut und nach ihm benannt. Wir haben hier ein Forum, Thermen, ein großes Theater. Unser Wasser beziehen wir durch große Aquädukte vom Berg Karmel.«
    »Truppenstärke?«, unterbrach ich ihn abrupt, obwohl ich die Antwort kannte.
    »Fünf Cohorten, Präfekt. Vier hier, eine in Jerusalem. Dazu zwei Reiterschwadronen, alles Hilfstruppen.«
    Ich nickte, das hatte Seianus mir schon gesagt.
    Mittlerweile hatten wir den am südlichen Rand der Stadt gelegenen Palast des Statthalters erreicht, jenes zweistöckige Gebäude, das Herodes einst unmittelbar am Meer auf den Klippen hatte errichten lassen. Weißer Marmor glänzte in der Sonne und zeichnete das Bild einer weitläufigen Palastanlage. Stolz gab uns Fasenius eine kurze Führung durch das Gebäude. Eine weite Treppe führte ins Obergeschoss, das durch lange Säulengänge einen herrlichen Blick auf das Meer gewährte. Freudig fiel mein Blick auf das in den Felsen geschlagene Schwimmbecken, ein für römische Augen in dieser Größe ungewohnter Anblick.
    »Dein Vorgänger hat gerne ein kühles Bad hier genommen«, merkte Fasenius an.
    Ich nickte nur und nahm mir vor, es ihm gleichzutun. In dieser Hitze musste das ein Genuss sein. Claudia ergriff meinen Arm und flüsterte zärtlich: »Wunderschön, Liebster. Wir werden uns hier wohl fühlen, meinst du nicht auch?«
    Ich brummte etwas vor mich hin.
    »Eigentlich«, ergänzte sie leise, »ist es eleganter als unser Haus in Rom, nicht?«
    Ich musste ihr zustimmen. Claudia hatte Recht, hier ließ es sich leben.
    Wir hatten uns sehr bald eingelebt. Claudia versetzte mit einer Schar von Sklaven und Dienern den Palast in einen wohnlichen Zustand, und ich machte mich daran, die Akten und Schriftstücke zu studieren, die mir mein Vorgänger in reicher Zahl und weitgehendunbearbeitet zurückgelassen hatte. Übrigens hatten wir ihn und seine Frau schon am ersten Abend persönlich kennen

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