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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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einem Schluck Portwein in Ruhe an.«
    »Was ... äh ... nein, wie kommen Sie ...?«
    »Unverbindlich, völlig unverbindlich, Mann. Steckt bestimmt ’ne tolle Story drin, und für Sie ’ne Menge Geld, also in zehn ...«
    »Jetzt hören Sie mal zu«, bellte Hellinger ins Telefon, »ich habe weder vor Ihnen die Rollen zu zeigen noch mit Ihnen zu sprechen. Geht das nicht in Ihren verdammten Journalistenschädel?«
    Einen Augenblick war Ruhe. Hellinger hörte, wie sein Gesprächspartner tief durchatmete. Dann kam es bedrohlich leise: »Vielleicht wäre es Ihnen ja auch lieber, wenn die Polizei Ihnen einen Besuch abstattete?«
    »Die Polizei? Wieso die Polizei?«
    »Es hat ... es hat da vor kurzem einen Mord im Archäologischen Institut der Universität gegeben.« Lejeune machte eine Pause.
    »Und?«, fragte Hellinger. Schweißtropfen bildeten sich auf seiner Stirn. Von der anderen Seite des Hörers war ein leises Lachen zu hören. »Unsere gute Polizei weiß nicht, was der Täter gesucht hat. Ich schon!«
    »Sie wissen ...? Was soll denn der Täter ...?«
    »Die Rollen, mein Guter. Die ominösen Schriftrollen. Die die Welt verändern.«
    »Wie kommen Sie darauf ?«
    Hellinger hatte sich gefasst und versuchte seiner Stimme mehr Festigkeit zu geben, was Lejeune aber nicht beeindruckte.
    »Die Zusammenhänge liegen auf der Hand, und früher oder später, vermutlich aber eher später, wird die Polizei auch darauf kommen. Sie haben die Rollen Ihrem Freund, dem pensionierten Lehrer, gegeben. Der konnte damit nichts anfangen, vermutlich istIhnen mindestens eine beim Öffnen kaputtgegangen, nun, dann erinnert man sich alter Freunde, zum Beispiel des Dr. Krings, der in der Uni arbeitet. Die beiden kennen sich gut, sitzen ja auch im Kölner Schach-Club von 1929 e. V. beide im Vorstand, sozusagen nebeneinander, nicht wahr?«
    Lejeune lachte kurz auf. »Archäologisches Institut, klingt gut, was? Klingt nach Kompetenz und so, als könnte man Ihnen weiterhelfen. Nun, der Krings nimmt sie in sichere Verwahrung, in den Tresor oder so, und verspricht, die Dinge nach Weihnachten zu regeln. Erst mal Weihnachtsgans und Dominosteine, dann Christmette, dann öffnen wir die Rollen und haben die Bescherung. Und das haben die Leute, die an den Rollen so interessiert sind, eben auch gewusst. Und schon haucht ein armer Professor das Leben aus, der eigentlich mit allem nichts zu tun hat. War es nicht so?«
    Doch, genau so war es gewesen! Was hatte der Mann für eine teuflische Kombinationsgabe! So einer müsste bei der Polizei sein. Hellinger griff mit zitternden Händen nach seinen Zigaretten. Was jetzt tun? Er zögerte einen Augenblick zu lang. Lejeune hatte mit der langjährigen Berufserfahrung des psychologisch geschulten Journalisten sofort gespürt, dass er richtig lag. Er bemühte sich um einen versöhnlicheren Ton. »Mann, ich will Ihnen doch helfen. Da müssen Profis ran, keine verstaubten Lateinlehrer oder weltfremden Archivare. Sie begeben sich da in eine gefährliche Situation. Die Gegenseite hat offensichtlich keine Skrupel. Der Mann, der den armen Kohlbruch erledigt hat, war ein Killer, ein Killer, wie Sie ihn sonst nur aus den Krimis im Fernsehen kennen. Er wird weitersuchen, und er wird weitertöten. Der Nächste könnten schon Sie sein!«
    Die letzten Worte hatte der Journalist sehr betont. Die Lunte war gelegt, jetzt wartete er die Reaktion ab. Und die kam wenig später, leise und zögerlich.
    »Also ... also gut, nach Weihnachten ...«
    »Nach Weihnachten!«, schrie es aus dem Hörer, »Mann, da sind Sie wahrscheinlich schon tot und hören statt der Christmette das Requiem von Schubert. Ich komme um 12.00 Uhr, okay?«
    Hellinger nickte, und als ihm klar wurde, dass sein Gegenüber das nicht sehen konnte, presste er widerwillig ein »Ja, gut« hervor.
    Grinsend legte Lejeune auf. Seine Faust ballte sich zum Siegeszeichen, ein Urschrei füllte den Redaktionsraum, was die Kollegin von der Kulturredaktion verständnislos mit einem »Geht’s noch, Lejeune?« kommentierte. Lejeune blickte sie überheblich an.
    »Liebste Frau Schwalbe, kleines Weihnachtsschwälbchen, ich bin mitten an einer Riesenstory, etwas in der Kategorie Pulitzer, möchte Sie aber keinesfalls stören. Woran arbeiten Sie gerade?«
    Er lehnte sich herüber und sah auf ihren Laptop. Seine Lippen verzogen sich zu einem zynischen Grinsen. »Ah, über die Entstehung des Kirchenchores von St. Gereon. Da kann ich kaum mithalten. Also, schönen Tag noch. Und frohe

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