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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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gelernt; ein alter, von der Sonne ausgetrockneter, griesgrämiger und ungeselliger Mann, der die Körner in der Sanduhr zählte, bis er diesem Land endlich für immer den Rücken kehren könnte, wie er es ausdrückte.
    »Ein übler Streifen Land, Verehrter«, krächzte er, »das Klima unerträglich und die Menschen nicht minder. Von morgens bis abends klagen sie, räsonieren über dies und jenes, nichts ist ihnen recht, und ständig drohen sie damit, es nach Rom zum Kaiser zu melden.«
    »Was denn?«
    »Alles, denn nichts was wir tun, gefällt ihnen. Und dann dieser blindwütige Glaube, dem sie alles unterordnen.«
    »Was ist schlimm daran?«, wollte ich wissen und nahm einen kräftigen Schluck des gekühlten einheimischen Weines. Valerius Gratus blickte angeekelt auf mein Glas. »Wie vermagst du das zu trinken?« Er schüttelte sein schmales Gesicht. »Was schlimm daran ist? Sie messen alles, was sie tun, an ihren Schriften. Dabei legt sie jeder hier anders aus. Für Ungläubige wie uns haben sie nur Verachtung. Und dann dieses ständige Warten!«
    »Warten? Worauf?«
    »Auf ihren Gesalbten, ihren Messias.«
    Ich blickte ihn fragend an. Valerius machte ein Gesicht, als habe er in eine Zitrone gebissen. Ein dünner Faden Speichel lief aus den verkniffenen Mundwinkeln. »Es steht in ihren Büchern, ihren heiligen. Bald soll er kommen, geschickt von ihrem großen und einzigen Gott. Offenbar«, er lachte geringschätzig auf, »glauben sie, dass er sie auch von unserem Joch befreien werde.«
    »Also ein Aufrührer.« Meine Neugierde war geweckt.
    »Bei den unsterblichen Göttern, wer kann das so genau wissen? Jedenfalls empfehle ich dir«, ein trockener Hustenanfall unterbrach seine Empfehlung, und er griff hastig nach seinem Wasserglas, »deine Spione auszuschicken. Ich hatte die meinen, und die hielten mich immer auf dem Laufenden. Hüte dich also vor den Juden – und vor allem vor ihrem Messias, den sie ihren Erlöser nennen. Von ihm droht Gefahr, für Rom und für dich.« Dabei wiesen seine gichtigen Finger beschwörend auf mich, bevor er in den nächsten Hustenanfall ausbrach.
    Bei meiner Ehre – dieser Mann war mir nicht angenehm, und so mochte ich es kaum als Verlust empfinden, dass er sich zusammen mit seiner Frau zwei Tage später einschiffte, um die ungeliebte Provinz für immer zu verlassen.
    Wir aber richteten uns ein und fanden das Leben erträglich. Claudia hatte sich bald mit einigen Offiziersfrauen und griechischen Kaufmannsgattinnen angefreundet, und daraus entstand ein Kreis von Frauen, der sich einmal in der Woche traf, um über die Götter und die Welt zu diskutieren. Ich empfand meine Tätigkeit als wohltuend und leicht, die Juden behandelten mich mit Respekt – und Distanz. Ihrem Sanhedrin war ich vorgestellt worden und hatte versprochen, für ihre Belange ein offenes Ohr zu haben – ein Versprechen, das mich bald reuen sollte. In meiner Arbeit wurde ich von einem kleinen Stab unterstützt, den Offizieren der Garnison und einigen wenigen Honoratioren der Stadt, sämtlich vertrauenswürdige Griechen und Römer, nicht zu vergessen natürlich Cornelius, mein Freund und Vertrauter, dessen Loyalität mir von Anfang an von größter Hilfe war. Hinzu kam noch der getreue Pontillus als Schreiber und Dolmetscher, der mir bis heute dient und diese Zeilen für mich auf den Papyrus bringt.
    Zu den Juden hatte ich kaum Kontakt – ich suchte ihn auch nicht, später sollte sich das ändern. Fünf Monate verbrachte ich so meinen Dienst und dankte Fortuna für ihre Güte.
    Die Probleme begannen zu Beginn des Winters.

XXVI.
     
    Rechtzeitig vor Weihnachten hatte Nieselregen eingesetzt und hüllte die dampfende Stadt in ein Netz feiner Tropfen. Hellinger reckte sich und blickte verschlafen zur Uhr. 9.20 Uhr. Das hatte gut getan. Jetzt noch ein Frühstück bei Merzenich, und er war für alles gewappnet, was da kommen sollte. Er sprang aus dem Bett, um sich sofort wieder darauf niedersinken zu lassen. Das Telefon klingelte, und eine fröhliche, etwas aufdringliche Stimme vertrieb den letzten Rest seiner Müdigkeit.
    »Ja, Herr Hellinger, da haben wir wohl ein paar Tage Urlaub, oder?«
    »Wer …?«
    »Lejeune, Martin Lejeune vom Express. Sie erinnern sich? Was machen sie denn jetzt, unsere wertvollen Rollen?«
    Da war Vorsicht angeraten.
    »Die ... äh ... Rollen, nun ...«
    »Haben Sie die Rollen noch? Wissen Sie was, ich pfeife auf Weihnachten. Komme nachher mal vorbei, und dann gucken wir uns die Dinger bei

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