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Die Pilgergraefin

Die Pilgergraefin

Titel: Die Pilgergraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Mittler
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mit dem „Pilgerpack“ umgegangen zu sein, sondern auch neuerlich die Themen Kloster und Wiedervermählung angesprochen.
    Nicht länger wollte er sie und ihre Magd durchfüttern, hatte er dreist verkündet. Die Geldkassette sei leer, und die Ernte würde dürftig ausfallen.
    Leonor hatte sich gewundert, denn zu Lebzeiten ihres Gemahls hatte auf Burg Eschenbronn niemals Mangel geherrscht, und die Kassen waren wohl gefüllt gewesen. Konnte Lothar in so kurzer Zeit all die Silberpfennige, die sie mit eigenen Augen gesehen hatte, verprasst haben? Freilich, er pflegte sich kostspielig zu kleiden, hatte bereits so manches Gelage für seine Kumpane veranstaltet und hielt sich in der Stadt eine teure Hure. Aber all das hätte die Einkünfte von Eschenbronn nur um ein Geringes geschmälert. Leonor wusste auch, dass Lothar auf der Suche nach einer Gemahlin war, die ihm eine stattliche Mitgift einbringen würde. Allerdings hatte er noch keine geeignete Braut gefunden, denn er legte nicht nur Wert auf wohl gefüllte Truhen, sondern wollte auch eine Gattin, die nicht älter als fünfzehn Jahre und von angenehmem Äußeren war …
    Hämisch grinsend hatte Lothar auf eine Entscheidung gedrungen: Kloster oder Vermählung mit dem Baron Attenfels, der inzwischen bei ihm um ihre Hand angehalten hatte.
    Schaudernd setzte sich Leonor in ihrem schmalen Bett auf. Weder das eine noch das andere Schicksal hatte sie verdient. Oder doch? Ja, sie hatte Schuld auf sich geladen, indem sie ihren Gemahl dazu überredet hatte, sie mit Konradin in die Stadt zu begleiten, obwohl Konrad entschieden dagegen gewesen war. Bei der unnatürlichen Hitze des Spätfrühlings sei es sicherer, sich von der Stadt fernzuhalten und in der Burg zu bleiben, hatte er ihr entgegengehalten. Schließlich wisse man, dass bei solchen Temperaturen oft Fieber ausbrachen oder andere Krankheiten, die von durch die Wärme verdorbene Speisen herrührten …
    Doch sie hatte ihren Willen durchgesetzt – zu groß war die Sorge um ihre hochschwangere, fiebernde Schwester gewesen.
    Seufzend sank Leonor in die Kissen zurück. Schwer lastete der Tod ihres Gemahls und Konradins auf ihrem Gewissen. Ja, sie hatte Schuld auf sich geladen und musste Buße tun.
    Auf einmal fielen ihr die Worte Pater Anselms wieder ein, die er während ihrer Unterhaltung geäußert hatte: „Auch für mich selbst erhoffe ich, Vergebung für eine große Schuld zu finden …“ Leonor hatte ihn daraufhin gefragt, welche Sünde er denn begangen habe, doch der Pater hatte abgewinkt und gesagt, er hätte einen Schwur getan, nicht darüber zu sprechen, solange er das Ziel seiner Pilgerfahrt nicht erreicht habe.
    Ein Gedanke keimte in Leonor auf, der sie nicht mehr losließ, bis sie in einen unruhigen Schlummer fiel.
    „Ich flehe Euch erneut an, liebste Herrin! Lasst ab von Eurem Ansinnen!“ Anna sank auf die Knie.
    Leonor schüttelte den Kopf. „Aber ich habe dir doch alles dargelegt. Glaube mir, es ist der einzige Ausweg.“
    Verzweifelt rang Anna die Hände. „Die Gefahren sind zu groß, und gewiss sind es mehr als hundert Meilen bis …“
    „Nun, ich denke, es werden wohl mehr denn tausend Meilen sein.“ Anna riss die Augen auf.„Mehr denn tausend Meilen? Das ist ja weiter als bis …“ Eine solche Strecke konnte sie sich nicht vorstellen, denn bisher war ihre längste Reise von der Burg im Elsass, auf der ihre Herrin aufgewachsen war, bis nach Eschenbronn jenseits des Rheins gewesen, als sie Leonor und deren Bräutigam Graf Konrad, der Herr sei seiner Seele gnädig, begleitet hatte. „Zum Mond?“, beendete sie fragend den Satz.
    „Ach, wie weit es zum Mond ist, weiß ich nicht“, entgegnete Leonor. „Und ich glaube, nicht einmal die gelehrtesten Mönche haben Kunde davon. Indes würde ich lieber zum Mond pilgern, als die Gemahlin von Baron Attenfels zu werden, der ein verderbliches Vergnügen daran hat, Mensch und Kreatur zu quälen. Du selbst hast mir von den blutigen Striemen auf den Flanken seines Rosses berichtet.“
    „Ja, das stimmt, Herrin. Aber …“
    „Und hat er nicht bereits zwei junge Gemahlinnen überlebt, von denen keine im Kindbett oder an einer Krankheit gestorben ist?“
    „Gewiss. Ihr habt recht, Herrin. Allerdings wäre es gewiss geziemender und für Euer leibliches Wohl besser, wenn Ihr Euch dem Schutze eines Klosters anver…“
    Ungeduldig unterbrach Leonor die besorgte Magd. „Anna, so oft haben wir bereits darüber gesprochen. Mein Entschluss steht fest. Weder

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