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Die Pilgergraefin

Die Pilgergraefin

Titel: Die Pilgergraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Mittler
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ich dir. Doch lass es gut sein für den Moment. Die Geschichte des Papstexils ist mir durchaus bekannt. Du hast recht mit deiner Vermutung, dass ich in dieser Angelegenheit nach Rom reite. Allerdings bin ich in geheimer Mission unterwegs, darf also nicht mehr verraten.“ Die Scharfsinnigkeit des Jünglings gefiel ihm. Im Gegensatz zu seinem vormaligen Schildknecht war er mit Verstand gesegnet. Ein Gedanke keimte in ihm auf.
    Leonor nickte verständnisvoll und wechselte das Thema. „Wie kommt es, Chevalier, dass Ihr ohne Knappe reist?“
    Robyn grinste: „Nun, Leon, du hast deinen Herrn verloren, und ich habe meinen Knappen zurücklassen müssen.“
    „War er unbotmäßig und hat seinen Dienst nicht gut erfüllt?“, erkundigte sie sich.
    „Nein, er verletzte sich und konnte nicht mehr weiterreiten. So blieb er denn in Avignon zurück.“ Kurz berichtete Robyn, was Jérôme widerfahren war.
    Leonor runzelte die Stirn. „So haben wir denn einen Ritter ohne Knappen und einen Knappen ohne Ritter. Ihr habt noch eine lange Reise vor Euch, Chevalier.“
    Robyn strich sich übers Kinn. Offenbar hatte der Junge dieselbe Idee wie er. „Mein Weg führt mich, wie gesagt, nach Rom“, erwiderte er nachdenklich.
    „Auch ich will nach Rom. Vielleicht treffe ich dort meinen Ritter und die anderen Wallfahrer wieder am Grab des heiligen Apostels Paulus. Da trifft es sich doch gut …“ Leonor hoffte, er würde ihr anbieten, ihn als Schildknecht zu begleiten. In ihrer Verkleidung und unter seinem Schutz böte die Reise gewiss sehr viel weniger Fährnisse – obwohl, das hatte sie sich bei der vermeintlichen Nonne auch gedacht und ihre Naivität beinahe mit dem Leben bezahlt. Indes kam ihr dieser Ritter irgendwie bekannt und vertraut vor … an wen erinnerte er sie nur?
    Robyn unterzog den schmächtigen Jüngling einer gründlichen Musterung. Gewiss, er kam auch ohne die Hilfe eines Knappen zurecht, aber es war sehr viel angenehmer, nicht alles selbst machen und allein reisen zu müssen. Und vielleicht auch kurzweiliger. Der Jüngling war recht aufgeweckt. Wahrscheinlich würde er sich bei Weitem nicht so tollpatschig anstellen wie der Sohn seiner Cousine. „Du bist also bewandert in allem, was ein Knappe können muss? Hat der Chevalier de Riberac dir denn eine anständige Ausbildung zuteilwerden lassen?“
    Leonor zögerte nur kurz. „Oh ja, Ritter Robyn. Ich kenne die Aufgaben eines Knappen genau.“ Das war nicht einmal gelogen, da sie auf der Burg ihres Vaters den jungen Burschen oft bei der Verrichtung ihrer Pflichten zugesehen und mit ihrem Bruder Ritter und Knappe gespielt hatte. Doch sie hatte diese Aufgaben noch nie ausgeführt! Aber sie war nicht dumm und würde sich sicher anstellig verhalten. „Bitte, Chevalier, nehmt mich mit. Ihr werdet es nicht bereuen.“
    „Also gut“, stimmte Robyn zu. „Einstweilen kannst du auf dem Packpferd reiten. Du bist ja ein Leichtgewicht. In der nächsten Stadt werde dir ich dann, so du dich bis dahin als brauchbar erwiesen hast, ein eigenes Reittier kaufen.“ Sein Blick fiel auf den riesigen Hund, der ihn treuherzig anschaute. Die große rote Zunge hing ihm aus dem Maul, und es sah fast aus, als würde er grinsen.
    „Aber der Hund bleibt hier!“
    Leonor erbleichte. „Oh nein, Chevalier, das geht nicht. Von Tarras werde ich mich niemals trennen. Schon zweimal hat er mir das Leben gerettet.“
    Robyn schüttelte den Kopf. „Einen Hund kann ich auf der Fahrt nicht brauchen. Wir müssen oftmals schnell reiten, sodass er nicht mithalten kann. Außerdem wird er mir die Haare vom Kopf fressen.“ Ein schwaches Argument, wie er wusste, denn immerhin war sein Säckel wohlgefüllt.
    Leonor warf einen kurzen Blick auf das in der Sonne kastanienbraun schimmernde Haar des Ritters – eine Farbe, die sie selten bei einem Mann gesehen hatte.
    „Tarras ist schnell wie der Wind.“ Sie erinnerte sich daran, wie er ihr in den Bergen das Murmeltier gebracht hatte. „Und außerdem vermag er sich durchaus selbst mit Nahrung zu versorgen – er hat mich sogar einmal vor dem Hungertod gerettet“, trumpfte sie auf.
    Robyn überlegte, dass es vielleicht sogar von Vorteil war, einen so großen Hund bei sich zu haben, besonders wenn sie durch die Berge in Richtung Genua ritten, wo es, wie er gehört hatte, Wölfe gab. Gewiss würde er anschlagen, wenn sie sich in der Nähe herumtrieben, sodass sie sich rechtzeitig wappnen konnten.
    „Versuchen wir es, Knappe Leon. Wenn er indes nicht

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