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Die Pilgerin von Montserrat

Die Pilgerin von Montserrat

Titel: Die Pilgerin von Montserrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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weggegangen und hatte den Tod gewählt statt das Leben?
    »Erschreckt nicht, liebe Teresa«, sagte Saloman. »Die Fledermäuse sind nicht nur ein Symbol für den Tod und den Satan. Sie stehen auch für Aufbruch und Weiterentwicklung. Ich verspreche Euch, dass wir hier heil wieder herauskommen.«
    Wie konnte er da so sicher sein? Saloman untersuchte jetzt jeden einzelnen der Sarkophage. Mit einem leisen Aufschrei winkte er die anderen zu sich her.
    »Hier ist der Sarg des letzten Alten vom Berge «, rief er aufgeregt.
    »Helft mir, den Deckel zu entfernen!«
    Mit aller Kraft hoben und schoben sie den Deckel, doch er rührte sich nicht von der Stelle.
    »Öffne dich, im Namen von Hassan bin Sabbah«, flüsterte Saloman.
    Ob dieser Spruch auch hier etwas nutzte? Der gebogene Draht würde den Deckel auf jeden Fall nicht öffnen können.
    »Er soll unseren Armen die Kräfte von Löwen geben«, erklärte Saloman.
    »Oder von Adlern«, ergänzte Markus.
    Der Deckel ließ sich beiseiteschieben. Mit einem Krachen fiel er zu Boden und zerbarst in hundert Stücke. Um Gottes willen, hoffentlich war niemand in der Nähe und hörte den Lärm! Aber es blieb alles ruhig. Saloman leuchtete mit der Fackel in das Innere des Sarges. Dunkelgraue Knochen lagen darin, in einem Haufen von Staub. Der Schädel schien sie anzugrinsen. Schaudernd wandte Teresa sich ab – und sah wieder hin, wie gebannt von dem Anblick des Grauens. Saloman fasste in den Sarkophag hinein, wühlte ein wenig herum und zog vorsichtig ein Schriftbündel heraus. Es war angefressen vom Zahn der Zeit, ließ sich jedoch mühelos entrollen.
    »Das ist eine Botschaft, wahrscheinlich von Ruknud-Din-Kurshah«, meinte er. »Auf Ismailitisch geschrieben.«
    »Könnt Ihr das übersetzen?«, fragte Markus.
    »Ja, das kann ich. Die Inschrift lautet:
    Ich, Ruknud-Din-Kurshah , schreibe im Angesicht des Todes, der uns alle erwartet, dieses zum Ruhm und zur Ehre der Ismailiten für die Nachwelt. Sollte je einer dieses Pergament finden, so sei er gewiss, in die ewigen Freuden des Paradieses einzugehen. Sollte aber ein Fremder es finden und berühren, so sei er des Todes.«
    Salomans Hand zitterte, doch er las weiter.
    »Die große Menora, die in unserem Besitz war seit den Tagen des Hassan bin Sabbah, ist gestohlen worden. Einige von uns werden überleben, und es wird ihre heiligste Aufgabe sein, dieses Kleinod wieder in unseren Besitz zu bringen. Nur sie kann unsere Macht, kann unser Überleben sichern. Laut Angaben von Zeugen aus dem Jahr 1099 ist sie aus dem Felsendom, unserem Heiligtum in Jerusalem, gestohlen und ins Heilige Römische Reich gebracht worden. Dort suchet sie und findet sie, auf dass wir leben können in Ewigkeit. Allah sei mit uns allen!«
    Merkwürdig! Eine ähnliche Mitteilung hatten Teresa und ihr Vater in der Raritätenkammer von Burg Wildenberg gefunden, von einem christlichen Kreuzritter geschrieben. Es passte wie ein Mosaiksteinchen zum anderen! Dann hatte Friedrich also doch recht gehabt, die Menora tatsächlich ins Kloster Agenbach gebracht. Ihre weite Reise war umsonst gewesen. Nein, nicht umsonst, denn sie waren ja gerade dabei, den Garten Eden zu entdecken.
    Saloman stieß einen Schrei der Überraschung aus. Das Papier bröselte und zerfiel zwischen seinen Händen.
    »Das ist kein Wunder bei so einem alten Pergament«, bemerkte er.
    Teresa dachte an das Pergament ihres Vorfahren. Sie hatte es irgendwann auf ihrer Fahrt in den Saum ihres Pilgergewandes eingenäht. Mit ihrem Dolch, den sie in Jerusalem erworben hatte, schlitzte sie den Stoff auf.
    »Wir sind Zeugen dessen, was der letzte Alte vom Berge geschrieben hat«, sagte sie. »Seht die Nachricht von Friedrich Wildenberg zum Vergleich.«
    Saloman nahm das Pergament und las es vor.
    »Wenn wir davon ausgehen, dass es tatsächlich die Menora war, die Ruknud-Din-Kurshah erwähnt und die Friedrich mit einem Gespann über die Alpen nach Agenbach gebracht hat, dann müssen wir endlich herausfinden, was dort mit ihr geschah!«, sagte er.
    »Vielleicht hat sie jemand weggebracht«, überlegte Markus. »Es gibt in Agenbach eine jüdische Gemeinde, die sehr wohl großes Interesse an der Menora haben musste. Falls sie in ihren Besitz gelang, hätten sie den Kandelaber sicher nach Jerusalem gebracht, wo sie nach Erbauung des dritten Tempels in ihm verwahrt werden würde.«
    »Also wäre sie doch in Jerusalem versteckt?«, fragte Teresa zweifelnd. »Warum hat sie dann niemand gefunden, von der Zeit der

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