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Die Pilgerin von Montserrat

Die Pilgerin von Montserrat

Titel: Die Pilgerin von Montserrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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Wange. »Und wen bringst du da bei diesem Wetter, bei dem man keinen Hund vor die Tür jagen würde?«
    »Meinen Kameraden Hugo kennst du ja«, meinte der Angeredete.
    »Und das sind Teresa von Wildenberg und ihr Begleiter, Markus Schenk aus Agenbach.«
    Offen und freundlich schaute die Frau sie an.
    »Ihr seid Pilger? Und sucht ein Obdach?«
    »Ja«, beeilte sich Teresa zu versichern. »Der Regen hat uns dort oben überrascht.«
    »Nun kommt erst mal herein.« Sie ließ alle vier eintreten. In der Schankstube saßen drei Männer um einen Tisch, tranken Bier und würfelten. Nachdem sie kurz aufgeschaut hatten, widmeten sie sichwieder ihrem Spiel. Die Base Gertrud zeigte ihnen ihre Kammern und gab ihnen Handtücher. Der Knecht würde sich um die Pferde kümmern, erklärte sie, und später sollten sie herunterkommen und etwas essen. Teresa ließ sich aufatmend auf das Bett mit der Strohmatratze fallen. Bei allem Unglück, das ihnen widerfuhr, hatten sie doch immer wieder Glück, trafen auf Menschen, die es ehrlich meinten und ihnen halfen. Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel.
    Nachdem sie sich notdürftig gewaschen und getrocknet hatte und in ihr etwas zerknittertes, aber trockenes Reisekleid geschlüpft war, lief sie die Stufen zur Gaststube hinunter. Markus hatte sich schon mit Siegbert und Hugo an einem der blankgescheuerten Tische niedergelassen. Deren Sturmhauben und Harnische waren unter dem Fenster abgestellt. Gertrud erschien mit einer Schüssel dampfender Suppe. Verstohlen spähte Teresa hinein, als der Deckel abgehoben wurde. Alles war drin, was reingehörte: Rindfleisch, gelbe Rüben, Lauch und Griesklöße. Ihr lief das Wasser im Munde zusammen. Jeder hatte einen Holzlöffel, mit dem er sich aus der Schüssel bediente. Gertrud setzte sich zu ihnen an den Tisch und langte selbst mit zu.
    »Warum hat man Euch auf der Burg nicht aufgenommen?«, fragte sie zwischen zwei Bissen. »Es ist die Pflicht eines jeden Burgherrn, wandernde Reisende aufzunehmen, und dazu noch Pilger.«
    Teresa warf Markus einen Blick zu. Konnten sie hier darüber sprechen? Gertrud brachte ihren Mund ganz nah an Teresas Ohr heran und flüsterte: »Ihr seid die Tochter Frobens von Wildenberg, nicht wahr? Ich habe mir gleich gedacht, dass da etwas nicht stimmt.«
    Der Regen hatte inzwischen nachgelassen. Die drei Männer beendeten ihr Würfelspiel, tranken aus und warfen ein paar Kreuzer auf den Tisch. Die Tür klappte, und sie waren verschwunden.
    »Jetzt können wir offen reden«, sagte Gertrud. »Es ist also wohl ein Verbrechen da oben geschehen. Euer Onkel hat sich die Burg widerrechtlich angeeignet, nicht wahr?«
    Teresa nickte.
    »Es ist noch ein Teil von der alten Besatzung da«, meinte Hugo. »Die werden wir uns mal vorknöpfen, was, Siegbert?«
    Siegberts leuchtende Augen verrieten, dass es ihm sehr viel Vergnügen bereiten würde.
    »Den Werner von Wildenberg sähe ich gern in einem Verlies schmoren und für seine Taten büßen«, rief er. »Uns hat er immer nur schikaniert, im Gegensatz zu Herrn Froben, der Gerechtigkeit walten ließ und uns menschlich behandelt hat.«
    Gertrud räumte den Tisch ab und gab der Magd in der Küche Anweisungen.
    »Wir werden eine Eskorte zusammenstellen aus zehn bis zwanzig Mann und Euch zu Diensten sein«, sagte Hugo.
    »Wollt Ihr die Burg mit Gewalt nehmen?«, fragte Teresa entsetzt.
    »Da geht dein altes Rittertum wieder mit dir durch«, beschwichtigte Siegbert seinen Kameraden. »Kaum ist eine Dame in Not, werden Schwert und Hakenbüchse geschultert, und los geht’s.«
    »Wir haben keinerlei Recht zu so einem Angriff«, sagte Markus.
    »Was gedenkt ihr dann zu tun?«, fragte Hugo.
    »Ich möchte Euch bitten, uns das Geleit nach Agenbach zu geben«, antwortete Teresa.
    Am anderen Morgen, an dem die Sonne rot dampfend über die Berge stieg, kamen Siegbert und Hugo mit etwa fünfzehn Hakenschützen zurück, alle beritten und gepanzert.
    »Sie haben nicht lange überlegen müssen, als wir sie fragten«, meinte Siegbert.
    Gertrud wollte kein Geld für ihre Dienste haben. Nach einer herzlichen Umarmung und nicht ohne Teresa einen Beutel mit Brot, Speck und etwas verrunzelten Äpfeln zugesteckt zu haben, entließ die freundliche Frau die berittene Schar, die sich auf den feuchten Wegen Richtung Westen, nach Beuron und zum Schwarzen Wald aufmachte.

35.
    Trotz ihrer Angst und ihrer gespannten Erwartung nahm Teresa mit allen Sinnen auf, was sich ihren Augen und ihren Sinnen darbot. Das enge Tal lag

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