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Die Pilgerin von Montserrat

Die Pilgerin von Montserrat

Titel: Die Pilgerin von Montserrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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Schluck. Er bot auch den anderen davon an.
    »Gehen wir in die Kirche«, meinte er dann.
    »Warum sollten wir um diese Zeit in die Kirche gehen?«, wunderte sich Froben. »Sind wir nicht gehalten, Tag für Tag und Nacht für Nacht da drinnen zu hocken, zu beten, zu singen und uns Predigten anzuhören? Wollt Ihr das freiwillig auf Euch nehmen? Ich habe meinen Herrgott im Herzen, ich muss nicht ständig dorthin laufen.«
    »Es ist wegen … des Geruchs«, sagte Teresa. »Markus und ich vermuten, dass nachts dort seltsame Dinge geschehen könnten. Wir wollten einfach nur nachsehen.«
    »Also gut, aber nur kurz, ich bin nicht mehr der Jüngste und möchte noch etwas schlafen in dieser Nacht.«
    Nachdem Markus die Decken von den Fenstern entfernt und dasLicht an sich genommen hatte, stiegen sie die Treppe zum Hof hinunter, sorgsam darauf achtend, dass sie nicht zu sehr knarrte. Ein frischer Nachtwind wehte Teresa ins Gesicht, das sich während der Lesung erhitzt hatte. Durch die buntverglasten Fenster der Kirche sah sie ein schwaches Licht schimmern. Es war jemand dort! Ob es der Messner war, der die Matutin vorbereitete? Sie standen vor der Kirchentür. Von innen drang kein Laut heraus. Teresa öffnete die Kirchentür einen Spalt breit. Was sie sah, ließ ihr Herz schneller schlagen. Vor dem Altar saßen etwa zehn Männer im Kreis, von Kerzen beleuchtet, die in der Mitte brannten. Sie waren in schwarze Kutten mit Kapuzen gehüllt. Ein kräftiger Mann hatte sich vor dem Altar aufgebaut. Darauf stand eine bauchige Kanne aus Keramik, aus der weißliche Schwaden stiegen und einen süßlichen Geruch verbreiteten. Der Mann hielt einen blutigen Dolch in der Hand.
    »Wehe den Ungläubigen!«, sagte er mit heiserer Stimme. »Wir werden sie lehren, wie es denen ergeht, die unser Eigentum stehlen und sich an uns bereichern wollen! Tod und Verderben sollen über sie kommen, und sie sollen elendig verrecken wie diese Fledermaus. Und wenn nicht mit dem Dolch, dann mit dem Giftbecher.«
    Mit Entsetzen bemerkte Teresa ein kleines Stück Fell mit langen Ohren zu seinen Füßen. Es war blutverschmiert. Sie fuhr zurück und stieß mit ihrem Kopf an den von Markus, der dicht hinter ihr gestanden hatte.
    »Fort von hier, schnell!«, raunte sie ihm zu. Er blickte sie einen Augenblick lang erstaunt an, dann löschte er die Öllampe und lief mit ihr zu Froben hinüber, der an der Gartenmauer stand. Sie zog die beiden fort bis zu dem Brunnen mit der Linde, wo sie sich sicherer fühlte.
    »Da drinnen …«, sie rang nach Worten. »Schreckliche Männer waren da – sie sahen so aus wie die beiden Reiter, die uns verfolgt haben.«
    »Das muss ich mir ansehen«, meinte Froben und schickte sich an, zur Kirche zurückzugehen.
    »Nicht, Vater, es ist zu gefährlich. Sie haben geschworen, die Ungläubigenzu töten, wenn nicht mit dem Dolch, dann durch den Giftbecher. Und ihr Anführer hat eine Fledermaus getötet!«
    Froben hörte nicht auf Teresa, sondern schritt weiter voran, auf die Kirchentür zu. Das Licht hinter den Fenstern war inzwischen erloschen. Froben verschwand in der Tür. Eine Weile blieb alles still. Dann kehrte er wieder zurück, ein Lächeln umspielte seine Lippen.
    »Da war nichts, gar nichts, auch keine tote Fledermaus. Ich habe immer gesagt, meine Tochter hat ein lebhaftes Gemüt, sie ahnt manchmal Dinge und sieht Sachen, die es gar nicht gibt.«
    Seine Worte ärgerten Teresa.
    »Ich habe sie gesehen«, sagte sie. »Wahrscheinlich haben sie sich gestört gefühlt und sind durch eine andere Tür verschwunden. Hast du nicht den Geruch bemerkt?«
    »Ich habe Weihrauch gerochen, so wie gestern auch«, meinte ihr Vater.
    »Ich glaubte auch, eine Stimme gehört zu haben«, schaltete sich Markus ein. »Aber sicher bin ich mir nicht mehr.«
    Hielten die beiden sie für verrückt? Sie hatte das doch alles deutlich gesehen und gehört.
    »Wenn ihr an der Matutin teilnehmen wollt, dann solltet ihr jetzt schlafen gehen«, sagte Teresa zu den beiden Männern. »Ich für meinen Teil begebe mich jetzt in meine Kammer.«
    Am Morgen kroch die Feuchtigkeit durch alle Ritzen ihres Zimmers. Teresa fühlte sich müde und erschöpft, als hätte sie seit Tagen nicht geschlafen. Nachdem sie sich fröstelnd angezogen hatte, schob sie das Ziegenleder am Fenster beiseite und schaute hinaus. Gelbgrüne, gekräuselte Ahornblätter wirbelten an ihr vorüber. Sie ging über den Hof in den Kreuzgang und zum Refektorium. Nach einem schweigsamen Frühstück nahm

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