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Die Pilgerin von Montserrat

Die Pilgerin von Montserrat

Titel: Die Pilgerin von Montserrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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die sich zu streiten schienen. Sie bemerkten mich nicht, da eine Säule mich vor ihren Blicken verbarg. Der Bauch der Frau war gewölbt. Es ging etwas so Entsetzliches von dieser Szene aus, dass ich Mühe hatte, an meinem Platz zu verweilen. Einer der Männer drohte dem anderen mit der Faust.
    ›Du hast immer alles bekommen in deinem Leben, Friedrich‹, schrie er. ›Unser Vater hat dich immer lieber gehabt. Du hast Gisèle bekommen, und sie trägt dein Kind unter ihrem Herzen, obwohl ich sie mehr liebe, als du es auch nur im Traum erahnen könntest!‹
    ›Du bist betrunken, Albrecht‹, gab der mit Friedrich Angeredete zurück. ›Unser Vater war bekannt für seine große Gerechtigkeit, die er allen Menschen angedeihen ließ. Aber du hast deine Möglichkeiten nicht genutzt, hast dich mit Kameraden herumgetrieben, dich vollgesoffen, wann immer du konntest, hast andere beleidigt, sinnlos verletzt und getötet. So ist es nur natürlich, dass Gisèle sich für mich entschieden hat. Das Fundstück, das du mir streitig machen willst, ist das Einzige, was ich aus diesem gottverdammten Krieg mit nach Hause nehmen will.‹
    Ich kniff die Augen zusammen, um sehen zu können, was er meinte. An eine der Säulen gelehnt stand ein fast mannshoher Kandelaber mit sieben Armen. Er war über und über mit Blut besudelt, und das wird der Grund gewesen sein, warum ihn keiner der anderen Ritter entdeckt und mitgenommen hatte. Oder sie hatten ihn in ihrem Rausch einfach übersehen. Trotz der Verunreinigung konnte ich erkennen, dass der Kandelaber aus massivem Gold gemachtwar, mit Blumen und Ranken verziert, die wie an einem Baum emporstrebten. Der Leuchter musste so schwer sein, dass man einen Mann damit erschlagen konnte.
    ›Der Kandelaber ist mein!‹, brüllte Albrecht. Er packte ihn mit großer Anstrengung, konnte ihn jedoch nicht von der Stelle bewegen. Stattdessen griff er nach einer Eisenstange und hielt sie drohend über Friedrichs Kopf. Die Frau schrie angstvoll auf, warf sich zwischen die beiden Männer. Friedrich drängte sie zur Seite. Ihre Schreie gingen in ein Wimmern über.
    Ich habe mich oft gefragt, warum ich nicht eingegriffen habe. Das Geschehen schien mir wie ein Gottesgericht, und ich war wie gelähmt vor Angst, vor Entsetzen und vor Ehrfurcht, ich weiß es nicht mehr. Friedrich packte die Eisenstange und entriss sie seinem Bruder.
    ›Nein, Friedrich, versündige dich nicht!‹, schrie die Frau. Die Stange schwebte über Albrechts Haupt. Albrecht verzog keine Miene, sondern höhnte.
    ›Schlag zu, Bruderherz, auf dass wir beide in die Hölle fahren! Schlag zu, ich freue mich darauf, dich wiederzusehen!‹
    Gebannt starrte ich auf die Stange, die in den Händen Friedrichs zitterte. Mit entsetzlicher Langsamkeit, so schien es mir, senkte sie sich auf Albrechts Kopf. Ich hörte das Geräusch geborstener Knochen. Albrecht sank zu Boden. Jetzt hielt es mich nicht länger in meinem Versteck.
    ›Habt keine Angst, ich will nur euer Bestes‹, stieß ich hervor. ›Ich habe alles mitangesehen und weiß, dass Euer Bruder im Unrecht war, dass er Euch töten wollte.‹
    Die beiden schauten mich aus erloschenen Augen an. Die Frau stieß erneut einen wimmernden Laut aus und fasste sich an den Bauch. Sie schrie und stöhnte, fiel zu Boden. Wir sahen hilflos zu, wie sie sich in den Wehen wand und quälte. Ich musste mich immer wieder abwenden. Dann erschien ein kleiner Kopf zwischen ihren Schenkeln, ein kläglicher Kinderschrei ertönte. Ich packte den Kopf und zog. Friedrich saß in sich zusammengesunken da. Wie vonselbst glitt der kleine Mensch aus seiner Mutter heraus. Ich legte das Kind, einen Jungen, dem Vater in den Arm. Die Mutter gab kein Lebenszeichen mehr von sich, wahrscheinlich war sie verblutet. Jetzt kam Bewegung in Friedrich. Er gab mir den Säugling zurück mit den Worten, ich solle ihn in Sicherheit bringen. Dann küsste er die Frau auf die bleiche Stirn, nahm sie in die Arme und trug sie hinaus. Ich wartete eine Zeitlang, bis er wieder erschien. Derweil wiegte ich das Kind in meinen Armen. Friedrich griff nach dem Kandelaber.
    ›Ich habe einen Wagen aufgetrieben‹, sagte er, ›damit schaffe ich meine Frau und den Kandelaber weg. Bringt das Kind zu Gottfried von Bouillon, er wird dafür sorgen, dass es ihm an nichts fehlt.‹ Er versuchte, den Kandelaber auf seine Schultern zu wuchten, doch er war zu schwer. Ich lief zu ihm, um ihm zu helfen. Gemeinsam schafften wir es, ihn hinauszubringen und auf den Wagen

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